Der Klabatermann in Pommern

Autor: Ueberlieferung
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Sobald ein neues Schiff fertig ist und von seiner Mannschaft übernommen wird, zieht auch, wie die Schiffsleute in Pommern meinen, ein kleiner Geist in das Fahrzeug ein, den die Schiffer den Kalfater oder Klabatermann nennen. Er ist ein guter Geist, der für das Schiff und für die Mannschaft Segen bringt. Nur wenige Leute haben ihn gesehen, denn es bedeutet ein Unglück für den, der ihn wahrnimmt. Die wenigen, die ihn zu Gesicht bekamen, erklärten, er sei kaum zwei Fuß groß, trage eine rote Jacke und habe weite Schifferhosen an, ferner trage er einen runden Hut auf dem Kopf.

Man kann den Klabatermann zwar nur selten sehen, aber desto öfter hören, wie er im Schiff arbeitet; denn das tut er unaufhörlich. Überall hilft er bei der Arbeit mit, am Anker, bei den Segeln und besonders im Laderaum, wo er die Ballen nachstaucht und das Schiff an Stellen kalfatert, wo kein Mensch dazukann; daher hat er auch seinen Namen. Er weckt auch den Schiffer, wenn dieser in der Kajüte eingeschlafen ist und das Schiff in Gefahr gerät.

Das alles wissen die Schiffsleute recht gut, und wenn sie ihn unten im Raum oder draußen an den Planken hantieren hören, so sagen sie nur: „Hörst du? Da ist er wieder.“

Manche behaupten, nicht jedes Schiff habe so einen Kalfater, sondern es sei ein besonderes Glück, das nur wenigen Schiffen zuteil werde. Denn ein solches Schiff soll niemals zugrunde gehen.