Chemischer Teil

Schon längst haben die Chemiker den Kaffee in seine Grundteile zurückzuführen versucht, allein, was einige gefunden zu haben glaubten, verwarfen andere wieder.

Die rohe Kaffeebohne enthält chemisch in ihrer Grundmischung nach einigen Harz, Wachsstoff, Schleim, Wasser und Pflanzenfaser, nach Seguin *) etwas vegetabilischen Eiweißstoff, einen, eigenen Gerbestoff, Öl und eine grüne Materie. Cadet de Gassicourt **) fand in 64 Teilen 8 Gummi, 1 Harz, 1 Bitterstoff, 3,5 Gallussäure, 0,14 Eiweißstoff, 43,5 unauflöslichen Faserstoff.


*) Annal. de Chim. T. LXXXII. übersetzt von D. F. Trommsdorf. N. J. der Pharmac. 1817.
**) Dissert. sur le Café etc. pag. 36—50.


Im Jahre 1821 erfanden Giese, Runge, Pelletier, Caventau, Chenevix und Robiquet eine eigne Substanz des Kaffees, die sie Koffein nannten.

Nach Runges*) Vorschrift wird das reine Koffein so dargestellt, dass das Pigment des wässrigen Kaffee-Extraktes durch essigsaures Blei gefällt, das überschüssige Blei aus der Flüssigkeit durch hydrothionsaures Gas entfernt, die Essigsäure mit Ammoniak gesättigt, und die Flüssigkeit bis zur Kristallisation vorsichtig verdunstet wird. Nun werden die Kristalle wieder in Alkohol gelöst, um sie von fremdartigen Substanzen zu reinigen, worauf der Alkohol, welcher das Koffein gelöst enthält, ein wenig gefärbt erscheint, und nach einiger Verdunstung sich das Koffein in Gestalt von Kristallnadeln ausscheidet, die weiß, seidenartig, biegsam und undurchsichtig sind.

Das Koffein ist in kaltem Wasser wenig, bedeutend in kochendem, auch in Alkohol auflöslich; in Säuren löst es sich zwar auf, neutralisiert dieselben aber nicht, und verhält sich indifferent. Es ist die stickstoffreichste vegetabilische Substanz, die bekannt ist, und fault doch niemals. Nach einer Zerlegung von Pelletier**) und Dumas besteht es aus: 46,51 Kohlenstoff; 4,81 Wasser stoff: 21,54 Stickstoff, 27,14 Sauerstoff; nach Liebig und Wühler aus: 49,79 Kohlenstoff; 5,08 Wasserstoff; 28,83 Stickstoff ; 16,30 Sauerstoff.

*) Neuste phytochem. Entdeck, etc. p. 144.
**) Im Journal de pharmac, Par. 1826. May.


Dasselbe Aroma, welches wir in einem Aufgusse des gerösteten Kaffees finden; ist in den rohen Bohnen noch nicht zugegen. Beim Rösten verändern die Kaffeebohnen ihre Farbe, schwellen auf und verlieren an Gewicht (ungefähr den fünften Teil), es schwitzt ein Öl aus, und es entwickelt sich ein angenehmer aromatischer Dunst; die gerösteten Bohnen geben jetzt mit Wasser einen Aufguss von angenehm aromatischem Geschmack ohne Bitterkeit, welcher sich jedoch bei zu lange fortgesetztem Rösten in einen empyreumatischen und stark bittern verwandelt. — Wenn Kaffeebohnen im Destillierapparat vollkommen zu Kohlen verbrannt werden, so gehen nach Lampadius folgende Produkte nach und nach in die Vorlage über: 1) Farbloses Wasser, von aromatischem Geruche; 2) wässrige, empyreumatisch-aromatische Kaffeesäure; 3) Essigsäure; 4) essigsaures Ammoniak; 5) ein eigentümliches Fett. Nach Pfaff und Zennck*) enthält roher Kaffeesamen 1) Koffein, 2) zwei Arten von Kaffeesäure, die aus einer Abkochung des Kaffees mit essigsaurem Blei gefällt werden; eine aromatische Kaffeesäure, und eine gerbstoffige, die Eiweiß grün färbt, 3) Fett, 4) Harz, 5) Zucker, 6) Eiweiß, 7) Gummi und Schleim, 8) eine fibröse Materie, 9) Wasser, 10) Kalk und Magnesia, ohne Zweifel mit den genannten Säuren verbunden, außer einigen anderen organischen Substanzen, wie Kali, Natron u. s. w.

*) Pfaff in Schweigers Journ. IX. p. 31. Zennck in Buchners Rep. XXXVII. p. 109 u. 337 sqq. Pharmazeut. Centralblatt. 1831. Bd. II. p. 423. ssq 441.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Kaffee