Vertrauensmänner der Ortsgruppen.

Die Ortsgruppen werden kleine Vertrauensmännerkommissionen unter dem Vorsitz des Rabbiners einsetzen. Hier wird alles Praktische nach den Ortsbedürfnissen beraten und festgesetzt werden. Die Wohltätigkeitsanstalten werden durch die Ortsgruppen frei verpflanzt. Die Stiftungen werden auch drüben in der ehemaligen Ortsgruppe verbleiben, die Gebäude sollten nach meiner Ansicht nicht verkauft, sondern den christlichen Hilfsbedürftigen der verlassenen Städte gewidmet werden. Bei der Landverteilung drüben wird das den Ortsgruppen eingerechnet, indem sie unentgeltlich Bauplätze und jede Bauerleichterung erhalten.

Es wird bei der Verpflanzung der Wohltätigkeitsanstalten wieder, wie an manchen anderen Punkten dieses Planes, Gelegenheit geboten, einen Versuch zum Wohle der ganzen Menschheit zu machen. Unsere jetzige verworrene Privatwohltätigkeit stiftet im Verhältnis zum gemachten Aufwand wenig Gutes. Die Wohltätigkeitsanstalten können und müssen in ein System gebracht werden, wo sie sich gegenseitig ergänzen. In einer neuen Gesellschaft können diese Einrichtungen aus dem modernen Bewußtsein heraus und auf Grund aller sozialpolitischen Erfahrungen gemacht werden. Die Sache ist für uns sehr wichtig, weil wir viele Bettler haben. Durch den äußeren Druck, der sie mutlos macht, und durch die weichliche Wohltätigkeit der Reichen, die sie verwöhnt, lassen sich die schwächeren Naturen unter unseren Leuten leicht im Bettel gehen.


Die Society wird, unterstützt von den Ortsgruppen, der Volkserziehung in dieser Hinsicht die größte Aufmerksamkeit zuwenden. Für viele Kräfte, die jetzt nutzlos hinwelken, wird ja ein fruchtbarer Boden geschaffen. Wer nur den guten Willen hat, soll angemessen verwendet werden. Bettler werden nicht geduldet. Wer als Freier nichts tun will, kommt ins Arbeitshaus.

Hingegen wollen wir die Alten nicht ins Siechenhaus stecken. Das Siechenhaus ist eine der grausamsten Wohltaten, die unsere alberne Gutmütigkeit erfunden hat. Im Siechenhaus schämt und kränkt sich der alte Mensch zu Tode. Er ist eigentlich schon begraben. Wir aber wollen selbst denen, die auf den untersten Stufen der Intelligenz stehen, bis ans Ende die tröstliche Illusion ihrer Nützlichkeit lassen. Die zu körperlicher Arbeit Unfähigen sollen leichte Dienste erhalten. Wir müssen mit den atrophierten Armen einer jetzt schon hinwelkenden Generation rechnen. Aber die nachkommenden Generationen sollen in der Freiheit für die Freiheit anders erzogen werden.

Wir werden für alle Lebensalter, für alle Lebensstufen die sittliche Beseligung der Arbeit suchen. So wird unser Volk seine Tüchtigkeit wiederfinden im Siebenstundenlande.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Judenstaat