Die Gruppenwanderung.

Unsere Leute sollen in Gruppen miteinander auswandern. In Gruppen von Familien und Freunden. Niemand wird gezwungen, sich der Gruppe seines bisherigen Wohnortes anzuschließen. Jeder kann, nachdem er seine Angelegenheiten liquidiert hat, fahren, wie er will. Jeder tut es ja auf eigene Kosten, in der Bahn- und Schiffsklasse, die ihm zusagt. Unsere Bahnzüge und unsere Schiffe werden vielleicht nur eine Klasse haben. Der Unterschied des Besitzes belästigt auf so langen Reisen die Ärmeren. Und wenn wir auch unsere Leute nicht zu einer Unterhaltung hinüberführen, wollen wir ihnen doch nicht unterwegs die Laune verderben.

Im Elend wird keiner reisen. Dem eleganten Behagen hingegen soll alles möglich sein. Man wird sich schon lange vorher verabreden — es wird ja im günstigsten Falle noch Jahre dauern, bis die Bewegung in einzelnen Besitzklassen in Fluß kommt —, die Wohlhabenden werden zu Reisegesellschaften zusammentreten. Man nimmt die persönlichen Beziehungen sämtlich mit. Wir wissen ja, daß, von den Reichsten abgesehen, die Juden fast gar keinen Verkehr mit Christen haben. In manchen Ländern ist es so, daß der Jude, der sich nicht ein paar Tafelschmarotzer, Borgbrüder und Judenknechte aushält, überhaupt keinen Christen kennt. Das Ghetto besteht innerlich fort.
Man wird sich also in den Mittelständen lange und sorgfältig zur Abreise vorbereiten. Jeder Ort bildet seine Gruppe. In den großen Städten bilden sich nach Bezirken mehrere, die miteinander durch gewählte Vertreter verkehren.


Diese Bezirkseinteilung hat nichts Obligatorisches. Sie ist eigentlich nur als Erleichterung für die Minderbemittelten gedacht und um während der Fahrt kein Unbehagen, kein Heimweh aufkommen zu lassen. Jeder ist frei, allein zu fahren oder sich welcher Ortsgruppe immer anzuschließen.
Die Bedingungen — nach Klassen eingeteilt — sind für alle gleich. Wenn eine Reisegesellschaft sich zahlreich genug organisiert, bekommt sie von der Company einen ganzen Bahnzug und dann ein ganzes Schiff.

Für die passende Unterkunft der Ärmeren wird das Quartieramt der Company gesorgt haben. In dem späteren Zeitpunkt, wo die Wohlhabenden wandern, wird das erkannte, weil leicht vorauszusehende Bedürfnis schon die Hotelbauten freier Unternehmer hervorgerufen haben. Auch werden ja die wohlhabenden Auswanderer sich ihre Heimstätten schon früher gebaut haben, so daß sie aus dem verlassenen alten Hause in das fertige neue nur zu übersiedeln brauchen.

Unserer ganzen Intelligenz brauchen wir ihre Aufgabe nicht erst zuzuweisen. Jeder, der sich dem nationalen Gedanken anschließt, wird wissen, wie er in seinem Kreise für die Verbreitung und Betätigung zu wirken hat. Wir werden vornehmlich an die Mitwirkung unserer Seelsorger appellieren.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Judenstaat