Der Judenhass und die Juden

Autor: Brunner, Constantin (1862-1937) Pseudonym des deutsch-jüdischen Philosophen Arje Yehuda Wertheim, Erscheinungsjahr: 1918
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Juden, Judentum, Religion, Judenhass, Deutschenhass, I. Weltkrieg, Antisemitismus, Nichtjuden, Christentum, Rassentheorie, Menschenhass, Zionisten
Doch auch vor dem leeren Hoffen muss gewarnt werden. Es ist besser, über die menschlichen Angelegenheiten zu denken als zu verzweifeln oder von Träumen und Schäumen den Mund groß zu machen.

Die aber Unmöglichkeiten leichter begreifen als Wirklichkeit und träumen wollen — nun, die müssen wir schlafen lassen.

Darüber, dass wir Menschen schlafen können und eine andre Wirklichkeit träumen können, darüber dürfen wir nicht als Wachende den Stand unsrer wahren Wirklichkeit aus der Acht lassen und müssen unterscheiden das, was sich ändern kann, von dem, was sich nicht ändern kann.

In den Haupt-Verhältnissen der Menschen, soweit sie auf der Beschaffenheit der menschlichen Natur beruhen, die in den übrigen Menschen keine andre ist als in den Deutschen — in den Hauptverhältnissen des Lebens, worin die Menschen sich nur zu sich selbst verhalten und ihrem Egoismus keine Grenze kennen als nur an der Macht des fremden Egoismus, darin ändert sich nichts.

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Was heute nicht nützt, dem mag für morgen eine Wirkung beschieden sein: passen wird es für morgen wie für gestern. Ich weiß nur noch ein Postskriptum nochmaliger Warnung hinzuzufügen, dass man weder der Verzweiflung sich überlasse noch allzu holden Erwartungen für die Zukunft. Wir wollen nicht verzagen, obgleich es noch nicht besser geworden ist, eher schlimmer. Constantin Brunner 1918

                  Unter dem Kriege.

Deutschenhass — Judenhass. Der Krieg und die Juden und die Zionisten.

                  I. Die Antisemitenfrage

Das Unglück der Antisemiten — auf deutsch Judenhasser — über die Juden und übereinander. Der Judenhass eine Form des Menschenhasses.

                  II. Rassentheorie und Rassen

Außer den beiden Rassen von innerlicher Verschiedenheit des Bewusstseins gibt es in der Menschheit keine unveränderlichen Rassen, also keine Rassen im Sinne der Rassentheorie. Dennoch sind relativ Rassenunterschiede anzuerkennen. Bestimmung der jüdischen Rasse, die am meisten Rasse ist unter unseren Rassen. Rassentheorie widerspricht den Begriffen Staat und Nation und verstärkt den Menschenhass, insbesondere den Judenhass. Rassenhass will an die Stelle des Religionshasses treten.

                  III. Die angesteckten Juden

Die Gedanken der Juden über sich selbst sind verwirrt worden durch die Judenhasstheorie, sogar schon durch die literarische Kritik der Judenhasser. Heinrich Heine. Die für die Juden verhängnisvollste Wirkung des Rassenhasses: der Zionismus.

                  IV. Der Staat und die politischen Parteien

Entwicklung der politischen Begriffe Staat, Recht, Freiheit, Zwang usw., Zurückweisung der wild Denkenden ohne Weg und Steg, denen alle Begriffe entfallen, Aufdeckung der anarchistischen Unbegriffe in der modernen ,,Philosophie“. Vaterland — Vorwurf der Vaterlandslosigkeit. Konservative und Antisemiten. Der Judenhass wird um so ungefährlicher, je mehr der Staat, Staat ist und je staatlicher und nationaler die Juden sind.

                  V. Die geschichtliche Überlieferung.

Kosmopolitismus und Patriotismus. Verhältnis zur geschichtlichen Überlieferung und zur Kultur bei Nichtjuden und bei Juden.

                  VI. Das Vorurteil und der Hass

Das ganze Bewusstsein des Menschen von dieser Welt der dinglichen Bewegung, all das Relative seines Fühlens, Wissens, Wollens hat lediglich praktische Bedeutung für sein Leben, ist seine Lebensfürsorge oder sein Egoismus — : daher mit Notwendigkeit die Enge und Miserabilität des Urteilens über die andern, daher die moralische Kritik, die den Andern schwarz und sich selber weiß macht (der gewöhnlichen Egoisten ganze Weisheit über den Menschen besteht in dieser Schwarzweißheit), daher das verkehrte Vorurteil und der Hass. Deutschenhass und Judenhass. Menschenhass. Es ist mit dem Allen schlechter oder besser, je nachdem die Verhältnisse schlechter oder besser sind. Die Menschen, denen ihre Welt und ihr Aberglaube lügt, sie seien Wahrheit, — diese Menschen zu bessern ist unmöglich, die Verhältnisse zu bessern ist möglich. Verpflichtung des Staates und der Nation zur Besserung der Verhältnisse auch in Hinsicht auf die Juden.

                  VII. Was sollen die Juden tun?

Mittun vor allem an ihrem Teil an Besserung der Verhältnisse für den Staat und die Nation, danach auch für sich selbst. Und darüber hinaus noch ihre besondere, über die Maßen bedeutende Verpflichtung von letztem Ernste.

                  VIII. Rede der Juden: Wir wollen ihn zurück

Abrechnung mit den Nichtjuden und Einkehr in die Tiefe ihres Gemütes und Gedankens. Rückkehr zu ihrer geschichtlichen Bestimmung und Bedeutung und Fortführung ihres Werkes in der Welt; Rückkehr mit ihrem Leben zu ihrem eigentümlichen Gedanken, damit im erneuten Weltzustande ihr Leben wirklich und beweglich die Fülle seines Gedankens gewinne.

Spinoza, Baruch de (1632-1677) niederländischer Philosoph

Spinoza, Baruch de (1632-1677) niederländischer Philosoph

Autor: Nordau, Max geb. als Maximilian Simon Südfeld (1849-1923) Arzt, Schriftsteller, Journalist und Politiker

Autor: Nordau, Max geb. als Maximilian Simon Südfeld (1849-1923) Arzt, Schriftsteller, Journalist und Politiker