Der Gelehrtenstand, Kunst und Wissenschaft

Diese Bemerkungen waren für uns Studierte nicht leicht zu widerlegen; wir mussten zugeben, dass unser Freund den Nutzen und die Annehmlichkeit des Kaufmannsstandes auf eine sehr treffende Weise dargestellt hatte. Man ward aber auch einstimmig der Meinung, dass unter solchen Umstanden bei der Bildung der Jugend für denselben, alle mögliche Erleichterung zur Erreichung ihres hohen Zweckes Statt finden, und man alsdann dabei aus ganz andere Weise als bis jetzt verfahren müsse. In dem Gelehrtenstande haben die jungen Leute sich bestimmter Ferien zu erfreuen, welchen sie mit besonderem Vergnügen entgegen blicken Sie sollen dienen zur Erholung des Körpers, und dem Geiste zu den Studien neue Kraft zu verleihen. Warum aber gibt man nicht auch dem Kaufmanne Ferien? Acht Tage zu Pfingsten, und acht in den Hundstagen würden für das ganze Jahr hinreichen. Um dem richtigen Einwurfe zu begegnen, dass Comptoir-Geschäfte auf längere Zeit nicht ganz und gar ruhen könnten, so wäre nur die Einrichtung so zu treffen, dass die eine Hälfte der jungen Comptoiristen aus einem Comptoir ihre Ferien zu Pfingsten, und die andere Hälfte sie in den Hundstagen hielte. Denn die stete, ununterbrochene Arbeit im Comptoir, ist dem ferneren, geistigen Streben der jungen Comptoiristen nach Ausbildung, haben sie die Schulen einmal verlassen, hinderlich; sie laufen Gefahr, alles von ihrem Schul-Unterrichte, was sich nicht unmittelbar auf ihren Stand bezieht, wieder zu vergessen, oder wenigstens den Geschmack daran zu verlieren. Aber auf diese Weise wird die fernere Entwickelung ihrer Geistesfähigkeiten sehr beschränkt. Denn wer zweifelt daran, dass es nicht in dem Kaufmannsstande eine Menge Jünglinge gibt, die mit schönen Vorkenntnissen zu ihrem Berufe kommen, und einen wissenschaftlichen Sinn mit dem kaufmännischen vereinigen? — Alles, was solche zu ihrer weitern Fortbildung bedürfen, ist nur Zeit und Aufmunterung; und deswegen ist es zu wünschen, dass ihnen, nicht allein sich zu erholen, sondern auch sich das Leben durch die Ausübung irgend einer Kunst oder Wissenschaft zu erheitern, Zeit und Muße vergönnt werde. Wobei man noch wohl zu erwägen hat, dass, je mehr Kenntnisse junge Leute sich erwerben, desto großer der Gewinn für den Staat ist.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Holsteinische Tourist