Die Vorstadt St. Georg

Die Vorstadt St. Georg, welche dadurch besonders merkwürdig wird, dass sie eben so alt wie Hamburg selbst ist. Denn schon als Karl der Große die „Burg tor Ham“ aufführen oder befestigen ließ, bildete sie einen wesentlichen Teil von den Umgebungen derselben.

Was Verkehr und Lebhaftigkeit betrifft, so hat sie darin besonders seit den letzten dreißig Jahren sehr zugenommen.


Ihre Haupt-Zierde ist jetzt das neue allgemeine Kranken-Haus, in den Jahren 1821 bis 23 durch freiwillige Beitrage der wohltätigen Hamburger erbaut. Ursprünglich ist dasselbe für 1.000 Kranke eingerichtet, enthält jedoch gegenwärtig eine weit größere Anzahl. Verwaltet wird die Anstalt durch dazu erwählte Provisoren, welche sechs Jahre lang, ohne die mindeste Vergütung, dieses mühsame Geschäft besorgen; welcher edlen Uneigennützigkeit von Seiten ihrer Vorsteher sich indes nicht allein diese, sondern auch die andern wohltätigem Stiftungen in der Stadt erfreuen. Eine Aufopferung von Zeit und Kräften, welche selten ist, und die nur in der wahrhaft christlichen Liebe, und dem echten Bürgersinne der Einwohner Hamburgs ihren Grund hat.

Nur ein Denkmal aus älterer Zeit hat die Vorstadt aufzuweisen. Es rührt her aus den Zeiten der Kreuzzüge, etwa aus dem Jahre 1190, und stellt in einer Gruppe von fünf metallenen Bildern die Kreuzigung Christi vor. Früher stand sie am Ende der aus dem Steintore zur St. Georgs-Kirche führenden Allee zur linken Seite, jetzt hat man sie auf dem Kirchhofe aufgestellt.

Alte Chroniken liefern uns die Nachricht, dass man im 13gten und 14ten Jahrhunderte zu gewissen Zeiten, zum Andenken an den gekreuzigten Christus, sehr feierliche Wallfahrten von der Hamburger Domkirche aus, nach dieser Kreuzigungs-Gruppe in St. Georg anstellte.

Was den Namen Vorstadt St. Georg anbelangt, so kommt derselbe schon bei den Annalisten im zwölften oder dreizehnten Jahrhunderte vor, etwa um 1240, wo, wie es scheint, das Hospital St. Georg gestiftet worden ist. Die Kirche, dem Ritter St. Georg zu Ehren von Adolph dem Dritten noch vor 1200 erbaut, ist anfänglich nur eine kleine steinerne Kapelle gewesen, die sich zwar in den folgenden Zeiten immer mehr vergrößerte, an deren Stelle aber 1740 die jetzige Kirche erbaut wurde.

Durch diese Vorstadt führte uns eine hübsche Baum-Allee, die an beiden Seiten den Anblick freundlicher Häuser gewährte, zu dem Tore Nr. 1. Außerhalb desselben angelangt, gingen wir rechts an der Landstraße fort, und genossen bald einer herrlichen, überraschenden Aussicht über den sogenannten Hammerbrook. So weit das Auge reicht, breiten sich in der Tiefe grüne, mit Kornfeldern untermischte Wiesen aus, und die hochgelegenen Stadt- und Billwärder-Deiche, und die waldbedeckten Anhöhen um Harburg, aus bläulicher Ferne herüber blickend, begrenzen teilweise, in malerischer Abwechselung den Gesichtskreis.

Wir kamen bald darauf nach dem angenehm belegenen

Borgfelde.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Holsteinische Tourist