Der Herrgottstritt

Autor: Ueberlieferung
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Auf einem Felsen der Alb bei Heuberg, in einem anmutigen, von der Rems durchflossenen Tale, liegen Trümmer der Burg Rosenstein. Da konnte man früher die Spuren eines schönen menschlichen Fußes im Stein abgedrückt sehen. Gegenüber auf dem Scheulberg findet man eine ähnliche Spur mit dem Tritt landeinwärts, dagegen die auf Rosenstein auswärts. Gegenüber dem Wald steht die Kapelle der wundertätigen Maria von Beißwang. Links erstreckt sich eine Kluft, die Teufelsklinge heißt. Hinterm Schloß liegt eine Höhle; sie heißt Scheuer.

Vor uralter Zeit zeigte von diesem Berge herab der Versucher unserem Heiland die schöne Gegend und bot sie ihm an, wenn er vor ihm, dem Teufel, niederfallen wolle. Da befahl ihm Christus zu weichen, und der Satan stürzte sich den Berg hinab. Er war nun dazu verdammt, tausend Jahre in Ketten und Fesseln in der Teufelsklinge zu liegen, und das trübe Wasser, das daraus fließt, sind seine teuflischen Tränen. Christus aber tat einen mächtigen. Schritt über das Gebirge, und wo er seine Füße hinsetzte, drückten sich die Spuren ein.

Später bauten die Herren von Rosenstein hier eine Burg und waren Raubritter, die ihre Beute in der Scheuer bargen. Einmal beredete der Teufel sie, sie sollten die Kapelle niederreißen und deren Geräte und Bilder mit sich nehmen. Kaum aber waren sie mit dem gestohlenen Gut heimgekehrt, als sich ein ungeheurer Sturm erhob und das ganze Raubnest zertrümmerte.