Der Hekla auf Island.

Aus: Das Buch für Alle. Illustrierte Familienschrift. Zeitbilder. Heft 2. 1876
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Island, Hekla, Vulkan, Insel,
Hoch oben im Norden von Großbritannien erhebt sich aus der grünen Flut des Polarmeers eine gewaltige Insel, Island oder Eisland genannt, von einer Menge größerer und kleinerer Meerbusen, Buchten und Meerengen durchschnitten, umstarrt von Klippen, die oft bis zu 2000 Fuß Höhe aus der Meeresflut sich erheben, und von kleineren felsigen Eilanden. Nur an ihrem Südrande zeigt die Insel einen niedrigen sandigen Küstenstrich zwischen dem Ozean und dem Tafellande, aus welchem sich einzelne Bergzüge und starre vulkanische Kegel erheben.

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Die ganze Insel ist unverkennbar durch vulkanische Gewalten aus den Tiefen des Ozeans emporgetrieben und besteht zum größten Teil aus sogenanntem plutonischem Gestein, aus verhärteten Lavaströmen, aus Bimsstein und anderen Erzeugnissen jenes unversiegbaren unterirdischen Feuers, welches nach der Ansicht der Gelehrten den Kern unseres Erdinneren bilden soll. Während aber ein sechsmonatlicher Winter die Oberfläche der Insel unter einer Decke von Eis und Schnee vergräbt und doch wiederum die Nähe des Golfstroms diesen Winter milder macht, als derselbe z. B. unter gleichen Breiten auf den Festländern der alten und neuen Welt ist, macht das schon erwähnte unterirdische Feuer sich auf der ganzen Insel in zahlreichen Erscheinungen geltend, welche zu dem Großartigsten und Erhabensten gehören, was die unorganische Natur unseres Planeten aufzuweisen hat. Besonders gilt dies von einer ganzen Reihe von Jökuls oder feuerspeienden Bergen, welche meist noch in Tätigkeit sind und von denen der Hekla der bekannteste und augenfälligste ist. Dieser Vulkan, im südwestlichen Teil von Islandgelegen, wie überhaupt die meisten seiner Vulkane, erhebt sein schimmerndes Schneehaupt auf der Grenze zwischen dem unfruchtbaren niedrigen Küstenstrich von vulkanischem Sande und dem sterilen Hochland des Inneren zu einer Höhe von 4.300 und 5.600 Fuß, noch nicht der höchste Berg der Insel, noch der furchtbarste, denn der Oeräfa erreicht eine Meereshöhe von 6.000 Fuß, und andere Vulkane sind noch gefürchteter, namentlich der Skaptar, dessen Ausbrüche jedes Mal die entsetzlichsten Zerstörungen auf der Insel angerichtet haben. Wie ein Vorposten der ungeheuren Gletscherwelt, welche das noch ganz unerforschte Innere der Insel bedeckt, erhebt sich der Hekla hier aus einer ganzen Kette von Vulkanen, am besten von allen gekannt wegen der Häufigkeit seiner Ausbrüche, die jedoch seit Menschengedenken nicht mehr allzu, großen Schaden getan haben, und ist dem Schiffer, welcher sich der südwestlichen Küste Islands naht, schon von Weitem erkennbar.

Der Hekla auf Island

Der Hekla auf Island