Der Hansische Stahlhof in London.

Ein Vortrag, gehalten im Saale des goldenen Sterns zu Bonn am 11. März 1856
Autor: Pauli, Reinhold, Erscheinungsjahr: 1856
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Hanse, Hansa, Städtebund, Handelsbündnis, Kaufleute, Mittelalter, Ostsee, Nordsee, Handelsmonopol, Handelsherrschaft, Rostock, Lübeck, Hamburg, Stralsund, Wismar, Bremen, Köln, Magdeburg, Braunschweig, Stahlhof in London, Seekrieg, Seemacht, Kaperer
Inhaltsverzeichnis
  1. Abschnitt 1 - Sie müssen mir erlauben, die Hauptmomente desselben aus der Geschichte des Stahlhofs hervorzuheben. ...
  2. Abschnitt 2 - Eine kleine Familiengeschichte aus jenen Tagen mag hier dienen uns die Einwanderung und das Fortkommen unserer Landsleute zu vergegenwärtigen. ...
  3. Abschnitt 3 - Hinfort wohnten die Kaufleute vom Rhein und die von der Nord- und Ostsee harmlos bei einander und genossen gemeinsam ...
  4. Abschnitt 4 - Der Anfang des 15. Jahrhunderts ist überhaupt der Höhepunkt hansischer Macht und also auch der Blüthe des Stahlhofs zu London. ...
  5. Abschnitt 5 - In dem Genusse derselben haben sie dann fast ein ganzes Jahrhundert verharrt, -- jenes wunderbare Jahrhundert,...
  6. Abschnitt 6 - Das Grundstück, welches, wir können nicht mit Bestimmtheit sagen weshalb, der Stahlhof heißt, hatte in der That ...
  7. Abschnitt 7 - Die Baulichkeiten, die von diesen Mauern burgartig umschlossen wurden, waren mancherlei Art. ...
  8. Abschnitt 8 - Noch ein zum Stahlhofe gehöriges Haus darf ich nicht unerwähnt lassen; es lag auf der Nordseite ...
  9. Abschnitt 9 - Aber es sieht fast aus, als hätte ich nur von Essen und Trinken zu erzählen, als hätten unsre Landsleute in England, ...
  10. Abschnitt 10 - Das wären also die Gebäude des Kaufhofes; es bleibt nur noch übrig von dem Leben der Genossenschaft und ihrer Mitglieder ...
  11. Abschnitt 11 - Die Pflichten gegenüber der Obrigkeit der Stadt und des Landes waren durch alten Gebrauch scharf vorgezeichnet ...
  12. Abschnitt 12 - Doch genug der Züge aus einem Leben, das, so lange es den Zeitumständen angemessen war, ...
Dem Deutschen, der um die Wasserseite der Stadt London zu betrachten in Westminster eines jener vielen Dampfboote besteigt, die bekanntlich gleich den Droschken in den Straßen unserer Städte den Themsefluß befahren, mag neben den gewaltigen Brücken, den Domen, die über Rauch und Nebel emporragen, den endlosen geräuschvollen Waarenlagern, ein wenig oberhalb der letzten Brücke, welche ihre kolossalen Bogen über den Fluß spannt, kurz ehe er wieder ans Land steigt, ein besonders abgetheilter Quay mit umfangreichen Packhäusern ins Auge fallen, dessen Baustil, dessen grüne Fensterladen und dessen dort seltener Schmuck, einige grüne Bäume, unwillkürlich an ähnliche Plätze in deutschen Seestädten erinnern. Es ist in der That mitten in dem fremden London ein Fleck, an welchem einst aus unvordenklichen Zeiten her unsere Landsleute gelebt und den sie bis vor wenigen Jahren besessen haben. Es ist die uralte Faktorei und der Stapelplatz der Kaufleute der deutschen Hanse, bekannt unter dem Namen des Stahlhofs, auf englisch Steelyard. Die Ursache, weshalb den Deutschen allein vor allen andern Nationen Europas die Vergünstigung widerfahren ist in dem exclusiven England Jahrhunderte hindurch Grund und Boden zu besitzen, läßt sich nicht mit Bestimmtheit angeben, wenn man sie nicht in der ähnlichen geographischen Beschaffenheit des nördlichen Deutschlands und des südlichen Englands und in der unvertilgbaren Stammverwandtschaft ihrer Bewohner finden will. Die Angeln und Sachsen, die über die rauhe Nordsee zogen um Britannien zu erobern, eröffneten unstreitig auch den ersten Handelsverkehr zwischen den beiden Ländern. Er wird dann besonders kräftig aufgeblüht sein, nachdem die Nachkommen Aelfreds des Großen sich in Erinnerung an die gemeinsame Herkunft mit den Ottonen Deutschlands verschwägerten. Die Verwandtschaft der norddeutschen Fürstenhäuser mit dem englischen besteht ja bis auf diesen Tag; das weiße Roß, das schon Hengist und Horsa im Schilde führten, findet sich bis heute im Wappen von Braunschweig-Lüneburg; es ist der Seerappe, nach welchem die Sachsen einst dichterisch ihre hochgeschnäbelten Schiffe benannten. Enge verwandtschaftliche Bande der Fürsten und gemeinsamer Ursprung der beiden Völker haben also die eigenthümliche Entwickelung, welche ihr internationaler Verkehr genommen hat, gefördert. ...

weiter unter Abschnitt 1.