Abschnitt 8 - Noch ein zum Stahlhofe gehöriges Haus darf ich nicht unerwähnt lassen; es lag auf der Nordseite ...

Noch ein zum Stahlhofe gehöriges Haus darf ich nicht unerwähnt lassen; es lag auf der Nordseite und bildete einen Theil der Fronte nach der Thamesstreet, damals wie heute eine der Hauptstraßen der City von London. Hier befand sich schon im 15. Jahrhunderte eine Weinstube, in welcher der Rebensaft vom Rheine geschenkt und zum Imbiß geräucherte Ochsenzunge, Lachs und Caviar genossen wurde. Bei einem vollen Glase schloß hier nicht nur der gemüthliche, wohlhäbige Kaufherr von Nord- und Ostsee sein Geschäft ab; das Haus hatte unter der Regierung König Jakobs I., zu einer Zeit, als die hohe Welt noch nicht nach dem Westende von London ausgewandert war und noch viel in der City lebte und verkehrte, einen ähnlichen Ruf, wie die ganz nahe dabei gelegene Kneipe, in welcher Shakspere den dicken Falstaff und den ausgelassenen Prinzen Harry ihren Sekt schlürfen läßt. Nicht allein die Kaufleute ließen sich die guten Dinge im Steelyard zum Frühstück wohl schmecken; Bischöfe und Edelleute, ja der Lordkanzler selber und vornehme Geheime Räthe haben es nicht verschmäht dort einzutreten und von den Leckerbissen der Fremdlinge zu kosten. Wiederholt wird in den Lustspielen aus den Tagen der Königin Elisabeth und ihres Nachfolgers, den besten Autoritäten für das damalige Leben in England, darauf angespielt. Let us go to the Stilliard and drink Rhenish wine, sagt der Verfasser des Pierce Pennilesse. Und in einem Stücke von Webster heißt es: ich lade Euch ein ihn diesen Nachmittag im rheinischen Weinhause im Stahlhofe zu treffen; kommt und laßt Euch einen deutschen Kuchen und ein Fäßchen Caviar wohl schmecken! Bemerkenswerth genug steht heute noch am selben Flecke ein großes Bierhaus, das sich auf seinem Schilde Steelyard nennt, darüber eine goldene Weintraube, wie wir sie viel in alten deutschen Städten in die schmalen Gassen hineinragen sehen. So haben sich, nachdem so mancher Wechsel über die Stätte hingegangen, doch hier wenigstens Name und Gewerbe unverändert erhalten, seitdem, wie wir gesehen, Heinrich II. den Kölnern vor 600 Jahren verstattete dort ihren Rheinwein zu verkaufen.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Hansische Stahlhof in London.