Abschnitt 6 - Das Grundstück, welches, wir können nicht mit Bestimmtheit sagen weshalb, der Stahlhof heißt, hatte in der That ...

Das Grundstück, welches, wir können nicht mit Bestimmtheit sagen weshalb, der Stahlhof heißt, hatte in der That, zumal in dem mittelalterlichen London, eine ganz vortreffliche Lage. Nur etwas oberhalb London Bridge, der bis in die neueren Zeiten einzigen Brücke der Stadt, nicht zu weit von der Börse und der Kathedrale, reicht es von seinen breiten Werften am Flusse weit landeinwärts bis an die Südseite von Thamesstreet; im Westen wird es von der Gasse Dowgate, deren Name noch an das alte Wasserthor von London erinnert, im Osten vom Allerheiligengäßchen abgegrenzt. Der ursprüngliche Hof war klein genug, es sind dann aber im 14. und 15. Jahrhunderte mehrere herrschaftliche Häuser und Baulichkeiten der Nachbarschaft hinzugekauft worden. Sobald dieselben bei einander waren, wurde ein solider, den Anforderungen einer mittelalterlichen Genossenschaft entsprechenden Bau aufgeführt, recht wohl zu vergleichen mit dem Artushofe zu Danzig, der Rumeney zu Soest und anderen ähnlichen alten Kaufhallen. Besonders stattlich muß sich die nördliche Fronte desselben nach der Thamesstreet ausgenommen haben, in mehreren Stockwerken, mit drei runden durch Eisenbeschlag sicher verwahrten Pforten, deren jede mit einer sinnreichen Inschrift versehn war. Nach der einen bietet dies Haus: Freude und Fülle aller Güter, Friede, Ruhe und ehrbare Lust; nach der zweiten ist das Gold der Vater schmeichelnder Künste und der Sohn des Mühsals; die dritte drohte demjenigen, der die Zucht bricht, mit der verdienten Strafe. Hoch darüber aber am Dache spreitete der Doppeladler des Reichs seine Flügel aus. Starke Ringmauern umgaben den wie eine kleine Festung mitten in der Stadt gelegenen Ort und haben bei mancher Gelegenheit den Einwohnern Schutz gewährt. Bisweilen war es der raufsüchtige rohe Pöbel des Themseufers, der mit den Fremdlingen, deren Sprache unverständlich und deren Tracht und Erscheinung auffällig war, Streit angefangen. Aber auch bei der großen communistischen Erhebung der Leibeigenen und der niedersten Hefe der englischen Bevölkerung unter dem fürchterlichen Demagogen Wat Tyler im Jahre 1381, wo niemand, der sich eines Ranges oder Besitzes erfreute, seines Lebens sicher war, konnten sich die Hansen nur hinter ihren Mauern bergen, während namentlich die Flanderer und andere Fremden zu Haufen erschlagen worden sind.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Hansische Stahlhof in London.