Der Gratzug

Autor: Ueberlieferung
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Im Natersberge soll ein Alphäuschen gerade am Rande einer Totenstraße stehen. Eines Abends ließ der Hausvater ein großes Stück Brennholz in der Straße liegen, weil er sich zum Aufspalten verspätet hatte. Um Mitternacht klopfte es kräftig an die Haustüre und ihm ward ernstlich geboten, wenn er sein Häuschen noch retten wolle, doch gleich die Straße zu öffnen, denn der Totenzug rücke heran. In aller Eile folgte der Erschrockene, und - als der erste Tote anlangte, hatte er zwar den Totz fortgeschafft, sein Fuß aber verspätete sich und wurde vorn Zuge noch an der Ferse erreicht, die bedenklich krank wurde. - Auch der Mann in Visperterminen, welcher den Toten ohne den Weißkleidgürtel gesehen, wurde aus dem Schlafe geweckt um das ›Lauberwegli‹ für den Totenzug frei zu machen, in welchem er einen Baumstamm hatte liegen lassen. - Auf dem Aletschbort in der Lusgeralpe stand eine Hütte mitten in einer Geisterstraße; Fenster und Hintertüre wurden immer offen gefunden so oft man sie auch wieder schließen mochte, weil die Toten durchzogen. Deswegen hob man die Hütte ab und stellte sie am ›Roßwang‹ in der Belalpe auf, wo sie noch steht.

Auf der ›Egge‹ an Jungen, in St. Niklaus, hört man in der Herbstquatemberwoche den Totenzug oder die Synagog mit deutlichen Musiktönen und starkem Trommeln vorüberziehen, so daß selbst die nahen Felsen widerhallen.