Danglars befand sich auf dem Wege nach Rom. Dort begab er sich zum Hause Thomson & French,

Danglars befand sich auf dem Wege nach Rom. Dort begab er sich zum Hause Thomson & French, um die Quittung des Grafen von Monte Christo gegen Anweisungen aus Venedig und Wien umzusetzen. Er beabsichtigte, zunächst nach Venedig zu gehen. Auf der Fahrt dahin wurde er von Banditen überfallen, die ihn in eine vergitterte Felsenschlucht sperrten und ihm nur dann etwas zu essen brachten wenn er ganz unerhörte Summen dafür bezahlte. Der geizige Bankier raste und fluchte. Schließlich aber zwang ihn der furchtbare Hunger, nach und nach alles Geld herzugeben bis auf einen Rest von fünfzigtausend Franken. Den hielt er krampfhaft fest, obgleich er vor Hunger sich kaum mehr auf den Füßen zu halten vermochte.

Da tat sich eines Tages die Tür auf, und ein hoher stattlicher Mann erschien, ganz in einen dunkeln Mantel gehüllt. Danglars fuhr zurück, als habe er ein Gespenst erblickt.


»Der Graf von Monte Christo!« ächzte er dann.

»Du irrst, Verräter; für dich bin ich noch ein anderer«, herrschte der Graf ihn an. »Der, den du gemein verraten, in Elend, Schande, Nacht und Grauen gestürzt hast, dessen Vater du dem Hungertode preisgegeben, dem du die Braut treulos gemacht, um niedrigster Mißgunst willen. Hast du ehrloser Schurke seinen Namen vergessen, so höre: Edmond Dantes steht vor dir!«

Danglars stieß einen Schrei aus und fiel zu Boden.

»Erhebe dich!« rief der Graf ihm zu. »Du magst mit dem Schrecken davonkommen. Deinen beiden Kumpanen ist's schlechter ergangen: der eine ist wahnsinnig geworden, der andere ist tot.«

Monte Christo wandte sich dann an seinen Begleiter:

»Vampa, geben Sie diesem Manne zu essen und zu trinken. Dann lassen Sie ihn frei. Die fünfzigtausend Franken mag er behalten, um ein besseres Leben anzufangen. Weh ihm, wenn er's nicht tut!«

Damit ging der Graf davon.

Danglars rührte sich nicht. Als er endlich vorsichtig den Kopf hob, sah er in der Ferne nur noch einen Schatten, vor dem die Banditen sich verneigten.

Wie der Graf gesagt, so geschah es. Als der Gefangene gesättigt war, brachte man ihn in einen Wagen und fuhr mit ihm in die Nacht hinaus. Dann setzte man ihn ab und lehnte ihn an einen Baum, wo er bis zum Morgen regungslos verharrte.

Von Durst geplagt, schleppte er sich dann bis zu einem nahen Bächlein. Als er beim Trinken ins Wasser sah, bemerkte er, daß seine Haare schneeweiß geworden waren.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Graf von Monte Christo