Auf dem Hause des königlichen Prokurators lastete sichtlich ein Fluch: Der Tod ging weiter darin um.

Auf dem Hause des königlichen Prokurators lastete sichtlich ein Fluch: Der Tod ging weiter darin um. Kaum, daß er eben zwei Opfer gefordert, ging ein drittes dahin. Diesmal war's Barrois, der alte, treue Diener des Herrn von Noirtier.

Bleich und zitternd wie ein Gerichteter stand Villefort dem Arzte gegenüber.


»Oh, das Unglück verfolgt mich!« stöhnte er laut.

»Sagen Sie lieber das Verbrechen«, bemerkte schneidend der Arzt. »Zuerst waren Herr und Frau von Saint-Mèran zu beerben... dann Herr Noirtier...«

»Herr Noirtier...?« fragte entsetzt der Proturator.

»Nun - glauben Sie etwa, das Gift wäre für den armen Barrois bestimmt gewesen? O nein! Ein Zufall fügte es, daß dies Glas Limonade in die Hände des Dieners fiel. Wer aber hat ein Interesse an den Erbschaften hier? Herr königlicher Prokurator, ich frage Sie?«

»Doktor, um Gottes willen, Sie werden doch nicht meine Tochter Valentine beschuldigen!«

»Ich beschuldige niemanden. Den Schuldigen zu suchen, ist Ihr Amt, mein Herr.«

»Ich werde suchen... ich werde suchen... Gott sei mein Zeuge! Doch bitte ich Sie, um unserer Freundschaft willen, Doktor, schweigen Sie.«

Der Doktor rang mit einem Entschluß, dann sagte er: »Gut, ich werde warten. Doch eins, Herr von Villefort: falls von neuem jemand in Ihrem Hause erkranken sollte - ganz gleich, ob Sie oder ein anderer - lassen Sie mich nicht mehr rufen, denn ich möchte mich nicht zum Mitschuldigen machen.«

Damit verneigte sich der Arzt und verließ ohne ein weiteres Wort das Zimmer.

Scheu und verstört sah die Dienerschaft dem Davongehenden nach; dann kam einer nach dem anderen zu Frau von Villefort und bat um seine Entlassung. Kein Zureden half, sie gingen alle. Unter heißem Bedauern nahmen sie Abschied von der immer gütigen Valentine. Diese weinte bitterlich. Villefort, gerührt von dem Anblick, sah zu seiner Gattin hinüber; da dünkte es ihn, als husche ein finsteres Lächeln über ihre schmalen Lippen.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Graf von Monte Christo