Der Goldkäfer. Eine Geschichte

Autor: Edgar Allan Poe (1809-1849), Erscheinungsjahr: 1843
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Schau her! Schau her!
Der Kerl dort tanzt wie toll!
Von der Tarantel gift'gem Biß getrieben.

All in the wrong.

Vor vielen Jahren unterhielt ich mit einem gewissen Herrn William Legrand engere Beziehungen. Er stammte aus einer alten Hugenottenfamilie und war früher sehr vermögend gewesen, doch hatte eine Reihe von Unglücksfällen ihn zum bedürftigen Manne gemacht. Um all den Unannehmlichkeiten, die ein solch plötzliches Verarmen nach sich zieht, zu entgehen, verließ er New Orleans, die Stadt seiner Vorfahren, und schlug seinen Wohnsitz auf der Sullivans–Insel bei Charleston in Süd–Carolina auf.

Diese Insel ist ein sehr merkwürdiges Stück Land. Sie besteht fast nur aus Seesand und ist ungefähr drei Meilen lang und an keiner Stelle über eine Viertelmeile breit. Vom Festland ist sie durch eine kaum wahrnehmbare Bucht getrennt, die sich durch eine Wildnis von Ried und Sumpfboden hindurchwindet und zahllosen Marschhühnern ausgezeichnete Schlupfwinkel gewährt. Die Vegetation ist, wie aus dem Vorhergesagten leicht verständlich, höchst dürftig und verkrüppelt. Größere Bäume sieht man nirgendwo. Zwar gedeiht hin und wieder am Westende der Insel, in der Nähe der wenigen elenden Holzhäuser, die sich ein paar Leute erbaut haben, um im Sommer den Fiebern und dem Staub der Stadt zu entfliehen, der stachlige Palmetto. Der Boden der ganzen Insel mit Ausnahme jenes westlichen Teiles und des weißen harten Streifens um die Küste ist mit der wuchernden, süßduftenden Myrte bedeckt, die von den englischen Gärtnern so sehr geschätzt wird. Das Myrtengestrüpp erreicht oft eine Höhe von fünfzehn bis zwanzig Fuß und bildet ein fast undurchdringliches Dickicht, das die Luft mit schwerem Wohlgeruch belädt.

In dem innersten Schlupfwinkel eines solchen Dickichts am östlichen Ende des Eilandes hatte sich Legrand eine kleine Hütte erbaut, die er, als ich durch Zufall mit ihm bekannt wurde, im Sommer und Winter bewohnte. Unsere Beziehungen vertieften sich bald zu einer Freundschaft, denn viele Züge im Wesen des Einsiedlers erweckten mein Interesse und erfüllten mich mit Hochachtung für ihn. Ich fand in ihm einen gebildeten Mann von ganz ungewöhnlichen Geistesgaben; doch litt er an Misanthropie und war abwechselnd krankhaften Ausbrüchen von Begeisterung und Trübsinn ausgesetzt. Er besaß eine große Menge Bücher, las jedoch nur sehr selten in ihnen. Sein Hauptvergnügen bestand im Jagen und Fischen oder in ziellosem Umherstreifen durch das Myrtengestrüpp und am Ufer entlang, wo er Muscheln und Insekten für seine höchst reichhaltige Sammlung suchte. Bei diesen Ausflügen begleitete ihn gewöhnlich ein alter Neger namens Jupiter, der, bevor die Familie verarmte, seine Freiheit erhalten hatte, jedoch weder durch Drohungen noch durch Versprechen zu bewegen gewesen war, sein Recht, über jeden Schritt seines jungen ‚Massa Will‘ zu wachen, aufzugeben. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß die Verwandten Legrands die Hartnäckigkeit Jupiters noch bestärkten, damit sein Herr, den sie für nicht ganz zurechnungsfähig hielten, keinen Augenblick ohne Aufsicht und Schutz sei.

Der Winter ist auf der Sullivans–Insel gewöhnlich sehr milde, und selbst im tiefen Herbst kommt es nur sehr selten vor, daß man heizen muß. Mitte Oktober 18.. jedoch hatte man auf der Insel einen ungewöhnlich kalten Tag. Kurz vor Sonnenuntergang bahnte ich mir mühsam meinen Weg durch das Immergrün zu der Hütte meines Freundes, den ich seit mehreren Wochen nicht besucht hatte. – Ich wohnte zu jener Zeit in Charleston, also etwa neun Meilen von der Insel entfernt, und die Gelegenheiten, vom Festland auf die Insel und wieder zurückzukommen, waren weit weniger häufig als heutzutage. Als ich an der Hütte angelangt war, klopfte ich wie gewöhnlich an, und als ich keine Antwort bekam, holte ich den Schlüssel aus seinem mir bekannten Versteck und schloß auf. Im Kamin brannte ein lustiges Feuer. Das war etwas Neues, aber durchaus nichts Unangenehmes. Ich legte meinen Überrock ab, warf mich recht nahe bei den knisternden Holzblöcken in einen Armstuhl und erwartete die Ankunft meines Wirtes.

Es war eben dunkel geworden, als er mit seinem Diener zurückkam und mich herzlichst bewillkommnete. Jupiter grinste von einem Ohr zum anderen und beeilte sich, ein paar Marschhühner zum Abendessen zurecht zu machen. Legrand litt wieder unter einem Anfall – anders kann man die Sache wohl kaum benennen – von Begeisterung. Er hatte ein ihm bisher unbekanntes zweischaliges Tier gefunden und außerdem mit Jupiters Hilfe einen Käfer gefangen, den er für noch absolut unentdeckt hielt und über den ich ihm am nächsten Morgen meine Meinung sagen sollte.

„Weshalb nicht schon heute abend?“ fragte ich, während ich meine Hände über dem hellbrennenden Feuer rieb und das ganze Geschlecht der Käfer zum Teufel wünschte.

„Ach, wenn ich nur gewußt hätte, daß Sie hier sind!“ sagte Legrand, „aber es ist so lange her, daß ich Sie zum letzten Male gesehen habe, und wie konnte ich denn ahnen, daß Sie mich gerade heute abend besuchen würden? Auf dem Heimweg begegnete mir Leutnant G. – und ich habe ihm, Tor, der ich bin, den Käfer geliehen.

Ich kann Ihnen meinen Fund also unmöglich vor morgen früh zeigen. Bleiben Sie die Nacht über hier, ich werde ihn durch Jupiter sofort nach Sonnenaufgang holen lassen. Er ist das reizendste Ding auf der Erde.“

„Was? – Der Sonnenaufgang?“

„Unsinn! Der Käfer. Er ist von glänzend goldener Farbe – etwa so groß wie eine Walnuß – und hat an dem einen Ende des Rückens zwei gagatschwarze Flecken und an dem anderen einen einzelnen, etwas längeren. Die Fühlhörner sind –“

„Hat kein Horn, Massa Will, hab es schon oft gesagt“, fiel ihm hier Jupiter in das Wort, „der Käfer ist Goldkäfer, alles, alles Gold, inwendig und alles, Flügel auch Gold, hab noch nie so schweren Käfer getragen in mein Leben.“

„Nun, wie du willst, Jupiter“, erwiderte Legrand, wie mir schien in ernsterem Tone, als die Sache erforderte, „aber das ist doch kein Grund, um die Hühner anbrennen zu lassen? Die Farbe“ – hier wandte er sich wieder an mich – „ist allerdings dazu angetan, um Jupiter auf solche Gedanken zu bringen. Man hat gewiß nie einen prächtigeren Metallglanz als den seiner Flügel gesehen; doch ich vergesse, daß Sie darüber erst morgen zu urteilen vermögen. Einstweilen kann ich Ihnen nur eine Vorstellung von seiner Gestalt geben.“ Mit diesen Worten setzte er sich an einen kleinen Tisch, auf dem ich Tinte und Feder, jedoch kein Papier erblickte. Er suchte in einer Schublade herum, fand jedoch auch dort keins.

„Das schadet nichts!“ meinte er endlich. „Dies genügt auch.“ Dabei zog er einen Fetzen aus seiner Westentasche, den ich für schmutziges Pro–Patria–Papier hielt, und zeichnete mit der Feder flüchtig etwas darauf hin. Während er dies tat, blieb ich noch immer in meinem Armstuhl beim Feuer sitzen, denn mich fröstelte noch. Als die Zeichnung fertig war, reichte er sie mir, ohne von seinem Stuhl aufzustehen, herüber. Ich nahm sie entgegen und hörte zu gleicher Zeit ein Knurren an der Tür, dem bald ein heftiges Kratzen folgte. Jupiter öffnete, und ein großer Neufundländer, Legrands Eigentum, stürzte herein, sprang an mir empor und überhäufte mich mit Liebkosungen. Ich hatte mich bei meinen früheren Besuchen sehr viel mit dem Tier beschäftigt, und es schien mich nun voller Freuden wiederzuerkennen. Als sich seine frohen Sprünge etwas mäßigten, betrachtete ich das Papier und muß gestehen, daß ich aus dem, was mein Freund da gezeichnet hatte, nicht recht klug zu werden vermochte.

„Allerdings“, sagte ich nach ein paar Minuten, „das muß ein sonderbarer Käfer sein. Ich habe wahrhaftig nie etwas Ähnliches gesehen – vielleicht Schädel oder Totenköpfe ausgenommen, denn denen sieht meiner Ansicht nach Ihr Käfer ähnlicher als sonst einem Ding auf Gottes Welt.“

„Ein Totenkopf“, wiederholte Legrand. „0 ja – allerdings – auf dem Papier gleicht er einem solchen ein klein wenig. Die zwei oberen schwarzen Punkte könnten wohl die Augen sein und der längere unten der Mund – das Ganze ist ja auch oval.“

„Vielleicht ja“, sagte ich, „doch ich fürchte, Legrand, Sie sind kein großer Künstler. Wenn ich mir eine Vorstellung von dem Aussehen des Käfers machen soll, muß ich wohl warten, bis ich ihn selbst sehe.“

„Das weiß ich nicht!“ entgegnete er ein wenig pikiert, „ich zeichne doch eigentlich erträglich, wenigstens sollte ich es tun, denn ich habe gute Lehrer gehabt und schmeichle mir, kein direkter Dummkopf zu sein.“

„Aber lieber Kerl, dann wollen Sie wohl scherzen“, antwortete ich ihm. „Das ist ein recht passabler, ja sogar ein ausgezeichneter Schädel, wenigstens nach den Anforderungen, die das große Publikum an dergleichen anatomische Abbildungen stellt – und Ihr Käfer muß der sonderbarste Käfer von der Welt sein, wenn er ihm ähnlich sieht. Wir können ja ein recht schönes, aufregendes Stück Aberglauben auf ihm aufbauen. Nennen Sie den Käfer doch Scarabaeus caput hominis oder so ähnlich – die Naturgeschichte ist ja reich an solchen Titeln. Doch wo sind die Fühlhörner, von denen Sie eben sprachen?“

„Die Fühlhörner“, rief Legrand mit einer Wärme, die ich mir nicht zu erklären wußte, „die Fühlhörner müssen Sie doch gesehen haben. Ich habe sie so deutlich hingezeichnet, wie sie an dem Tier selbst zu sehen sind, und ich glaube, das genügt.“

„Nun“, sagte ich, „vielleicht haben Sie diese hingezeichnet, doch sehe ich sie nicht“, und reichte ihm das Papier ohne weitere Bemerkung zurück, da ich ihn nicht in üble Laune bringen wollte. Doch war ich über die Wendung der Sache sehr verwundert; die Aufregung meines Freundes war mir absolut unerklärlich, und was die Zeichnung anbetraf, so waren keine Fühlhörner auf ihr zu sehen, doch glich sie bis ins kleinste der bekannten Abbildung eines Totenkopfes.

Mürrisch nahm Legrand das Papier entgegen, wollte es schon zerknittern und wahrscheinlich ins Feuer werfen, als ein zufälliger Blick auf die Zeichnung seine Aufmerksamkeit zu fesseln schien. Im selben Augenblick wurde sein Gesicht von glühendem Rot übergossen, gleich darauf wurde er totenbleich. Während einiger Augenblicke betrachtete er die Zeichnung auf das genaueste, dann nahm er eine Kerze vom Tisch und ließ sich auf einer Kiste nieder, die in der entferntesten Ecke des Zimmers stand. Hier betrachtete er das Papier noch einmal mit angstvoller Aufmerksamkeit von allen Seiten. Dabei sprach er kein Wort, und obwohl mich sein Betragen aufs höchste überraschte, hielt ich es doch nicht für ratsam, seine wachsende Verstimmung durch irgendeine Bemerkung zu erhöhen. Endlich zog er ein kleines Schreibheft aus seiner Rocktasche, legte das Papier sorgfältig hinein und verschloß beides in seinem Schreibpult. Nun wurde er allmählich ruhiger, doch war seine anfängliche Begeisterung ganz geschwunden. Er schien weniger verdrießlich als vollständig in Gedanken versunken zu sein. Je mehr der Abend vorschritt, desto tiefer vergrub er sich in seine Träumereien, aus denen ihn auch scherzhafte Bemerkungen nicht aufzurütteln vermochten. Ich hatte die Absicht gehabt, wie schon oft vorher die Nacht in der Hütte zuzubringen, doch da ich meinen Wirt in dieser Stimmung fand, hielt ich es für angebracht, mich zu verabschieden. Er drängte mich auch nicht zum Bleiben, doch schüttelte er mir beim Abschied die Hand mit ungewöhnlicher Herzlichkeit. –

Einen Monat später – ich hatte Legrand während der ganzen Zeit nicht mehr besucht – suchte mich sein Diener Jupiter in Charleston auf. Ich hatte den guten alten Neger noch nie so niedergeschlagen gesehen und fürchtete, daß seinem Herrn ein ernstliches Unglück zugestoßen sei. „Nun, Jup?“ fragte ich, „was gibt's? Was macht dein Herr?“

„Soll ich sagen die Wahrheit, Massa, er nicht so wohl, als er sollte.“

„Dein Herr befindet sich nicht wohl? Das tut mir wahrhaftig leid; worüber klagt er denn?“

„Ja, das ist es – er klagen nie – aber sein doch sehr krank!“

„Sehr krank, Jupiter? Warum hast du das nicht gleich gesagt? Liegt er zu Bett?“

„Nein, er nicht liegen – er nicht wissen, wo der Schuh drückt; mein Herz schwer sein, für arme Massa Will.“

„Ich bitte dich, Jupiter, drücke dich deutlicher aus. Du sagst, dein Herr sei krank; hat er dir denn nie gesagt, was ihm fehlt?“

„Nun, Massa nicht brauchen sich aufregen darüber. Massa Will sagen, daß ihm gar nichts fehlen; aber was denn machen ihn so den Kopf hängenlassen und dann wieder dastehen steif wie ein Soldat und weiß im Gesicht wie eine Gans? Und was machen ihn immer die Figuren ansehen auf die Tafel – die tollsten Figuren, die ich gesehen in mein Leben? Muß jetzt immer ein scharfes Auge haben auf ihn. Vor ein paar Tagen er fortgelaufen, ehe die Sonne aufgegangen, und nicht zurückgekehren den ganzen lieben Tag. Ich einen dicken Stock geschnitten, um ihm verdammte Schläge zu geben, wenn er kommen zurück; ich doch nicht getan haben, weil er aussehen so elend und krank.“

„Wie? – Was? Aber ja, du hast recht, sei nur nicht streng mit dem armen Mann; schlag ihn ja nicht; er kann Schläge nicht ertragen. Aber kannst du dir denn gar nicht denken, was diese Krankheit oder vielmehr diese Veränderung in seinem Benehmen verursacht hat? Ist ihm denn, seit ich ihn zuletzt gesehen habe, irgend etwas Mißliches zugestoßen?“

„Nein, Massa, nichts Schlimmes seit damals – ich fürchten, es vor damals – es war am selben Abend, an dem Sie bei uns gewesen sein.“

„Wie? Was meinst du?“

„Nun, Massa, ich meinen den Käfer – das ist's.“

„Wen?“

„Den Käfer! Ich sicher wissen, daß Massa Will gebissen worden an Kopf von dem Goldkäfer.“

„Und woher willst du das wissen?“

„Krallen genug, Massa, und Maul auch. Ich nie gesehen solch verdammten Käfer; er kratzen und beißen alles, was zu ihm hinkommen. Massa Will ihn rasch gefangen und mächtig rasch ihn wieder laufen lassen; da muß Massa Will Biß bekommen haben. Ich nicht mochte Käfer anfassen mit mein Finger, hab ihn gefangen mit ein Stück Papier, das ich hab gefunden. Ich ihn hab gewickelt in das Papier und ihm davon gesteckt ein Stück in das Maul – das war recht.“

„Und du glaubst also, dein Herr sei wirklich von dem Käfer gebissen und infolge des Bisses krank geworden?“

„Ich gar nix glauben – ich es wissen. Warum träumen er soviel von Gold, wenn ihn nicht gebissen der Goldkäfer? Ich schon oft gehört von Goldkäfer!“

„Wie weißt du denn, daß er von Gold träumt?“

„Wie ich es wissen? Er immer sprechen davon in sein Schlaf. So ich es wissen.“

„Nun, Jup, vielleicht hast du recht, aber welch glücklichem Umstand verdanke ich die Ehre deines Besuches?“

„Was Massa meinen?“

„Hast du mir von Herrn Legrand irgend etwas auszurichten?“

„Nein, Massa, ich bringen bloß diesen Brief.“

Hier überreichte mir Jupiter ein Billett folgenden Inhaltes:

‚Mein Lieber!

Wie kommt es, daß wir uns so lange nicht mehr gesehen haben? Hoffentlich haben Sie mir mein zerstreutes Wesen bei unserem letzten Zusammensein nicht übel genommen. Ich glaube es wenigstens nicht. Seit Ihrem letzten Hiersein hatte ich oftmals Grund, unruhig zu sein. Ich habe Ihnen etwas zu sagen und weiß doch kaum wie, ja, ob ich es überhaupt sagen soll.

Ich befinde mich schon seit ein paar Tagen nicht ganz wohl, und der arme alte Jupiter plagt mich ganz unerträglich mit seiner wohlgemeinten Beaufsichtigung. Würden Sie es für möglich halten – er hatte sich neulich einen dicken Stock geschnitten, mit dem er mich züchtigen wollte, weil ich ohne ihn den ganzen Tag allein auf dem Festland in den Bergen umhergestreift war. Ich glaube, nur meinem jämmerlichen Aussehen habe ich es zu verdanken, daß ich ohne Prügel davonkam. Meine Sammlung hat sich seit unserem letzten Beisammensein nicht vergrößert.

Wenn es Ihnen irgendwie möglich ist, so kommen Sie mit Jupiter herüber. Bitte, kommen Sie doch! Ich möchte Sie noch heute abend in einer wichtigen Angelegenheit sprechen. Ich versichere Ihnen, daß das, was ich Ihnen mitteilen will, von außerordentlicher Wichtigkeit ist. Ganz der Ihrige.

William Legrand.‘

In dem Ton dieses Briefes lag etwas, das mich unruhig machte. Ich erkannte Legrands gewohnten Stil absolut nicht wieder. Worüber mochte er nur wieder nachgrübeln? Welche neue Grille spukte in seinem leicht erregbaren Hirn? Was konnte das für eine ‚außerordentlich wichtige‘ Angelegenheit sein, die er mit mir besprechen wollte? Jupiters Bericht ließ auf nichts Gutes schließen. Ich fürchtete schon, das andauernde Mißgeschick hätte meinen Freund um den letzten Rest seines Verstandes gebracht. Ohne einen Augenblick zu zögern, machte ich mich bereit, dem Neger zu folgen.

Als wir das Ufer erreichten, bemerkte ich auf dem Boden des Kahnes, den wir besteigen mußten, eine Sense und drei Spaten, alles dem Anschein nach ganz neu.

„Was soll das, Jup?“ fragte ich.

„Die Sense, Massa, und die Spaten?“

„Ja, was tun die hier?“

„Die Sense und die Spaten ich haben gekauft in der Stadt für Massa Will und haben geben müssen dafür verteufelt viel Geld.“

„Aber so sag mir doch im Namen alles Geheimnisvollen, was denn dein Massa Will mit den Spaten und der Sense vorhat?“

„Das sein mehr, als ich weiß, und der Teufel soll mich holen, wenn Massa Will es selbst wissen. Aber alles gekommen von dem Käfer.“

Da ich sah, daß aus dem Alten nichts herauszubringen war, weil all seine Gedanken um den Käfer zu kreisen schienen, stieg ich ins Boot und zog das Segel auf. Mit günstigem starken Wind liefen wir bald in die kleine Bucht nördlich vom Fort Moultrie ein und erreichten von dort zu Fuß nach zwei Meilen die Hütte. Es war ungefähr drei Uhr nachmittags, als wir ankamen. Legrand hatte uns mit verzehrender Ungeduld erwartet. Er ergriff meine Hand mit einem nervösen Eifer, der mich beunruhigte und meine Meinung über seinen Gesundheitszustand nur bestärkte. Eine geisterhafte Blässe lag über seinen Zügen, und seine tiefliegenden Augen sprühten in unnatürlichem Glanz. Nachdem ich mich nach seinem Befinden erkundigt hatte, fragte ich, da mir nichts Besseres einfiel, ob er den Käfer schon von Leutnant G. zurückerhalten habe.

„0 ja“, antwortete er, und ein heftiges Rot stieg in sein Gesicht. „Ich bekam ihn am folgenden Morgen zurück. Von diesem Käfer würde ich mich niemals wieder trennen. Wissen Sie auch, daß Jupiter mit seiner Ansicht vollkommen recht hatte?“

„Mit welcher Ansicht?“ fragte ich, von traurigen Ahnungen erfüllt.

„Daß der Käfer von wirklichem Gold sei“, entgegnete er mir mit solch tiefem, ernstem Ton, daß mir unaussprechlich bange dabei wurde. „Dieser Käfer wird mich zum reichen Mann machen“, fuhr er mit triumphierendem Lächeln fort, „er wird mir wieder zu den Besitzungen meiner Familie verhelfen. Ist es also zu verwundern, daß ich ihn so hochschätze? Ich brauche ihn bloß richtig anzuwenden, um all das Gold, das er andeutet, zu bekommen. Jupiter, geh und hole den Käfer.“

„Was? Den Käfer, Massa? Will nix haben zu tun mit dem Käfer, Massa müssen ihn holen selbst.“

Darauf stand Legrand ernst und würdevoll auf und brachte den Käfer, den er in einem Glasbehälter eingeschlossen gehalten hatte.

Es war ein wundervolles Insekt, zu jener Zeit in der Naturgeschichte noch unbekannt und deshalb vom wissenschaftlichen Standpunkt aus von hohem Wert. An dem einen Ende des Rückens befanden sich zwei runde Flecken, am entgegengesetzten ein länglicher. Die Flügeldecken waren ungemein hart und glänzend und glichen brüniertem Golde. Das Insekt hatte ein ganz beträchtliches Gewicht, und als ich alle diese Umstände erwog, mußte ich mir sagen, daß Jupiters Ansicht nur zu erklärlich sei; wie jedoch Legrand dazu kam, diese zu teilen, war mir absolut unverständlich.

„Ich habe zu Ihnen geschickt“, fuhr er, als ich den Käfer genug betrachtet hatte, in stolzer Beredsamkeit fort, „um Sie um Ihren Rat und Beistand zu bitten, Wenn ich dem Wink des Schicksals und des Käfers folge ... “

„Mein lieber Legrand“, unterbrach ich ihn rasch, „Sie fühlen sich gewiß unwohl und täten besser daran, sich ein wenig zu schonen. Legen Sie sich zu Bett; ich werde ein paar Tage bei Ihnen bleiben, bis Sie wieder hergestellt sind. Sie fiebern ja und ... “

„Fühlen Sie mir doch nur einmal den Puls“, sagte er.

Ich tat es und fand wirklich keine Spur von Fieber.

„Aber Sie können auch ohne Fieber krank sein. Erlauben Sie mir doch, Ihnen etwas zu verschreiben. Fürs erste legen Sie sich zu Bett. Dann wollen wir ... “

„Sie irren sich“, fiel er mir ins Wort. „Ich befinde mich so wohl, wie es bei der Aufregung, unter der ich leide, nur möglich ist. Wenn Sie mir wirklich wohlwollen, so befreien Sie mich von der Aufregung.“

„Und wodurch könnte ich es?“

„Durch eine Kleinigkeit. Jupiter und ich wollen einen Ausflug in die Berge auf dem Festland unternehmen und bedürfen dabei der Hilfe einer Person, der wir vertrauen können. Sie sind der einzige, zu dem ich Zutrauen habe. Und ob unsere Bemühungen erfolgreich sein werden oder nicht, jedenfalls würde sich die Aufregung, die Sie jetzt an mir bemerken, legen.“

„Es soll mir eine Freude sein, Ihnen jeden Gefallen zu erweisen“, erwiderte ich, „aber wollten Sie vielleicht sagen, daß jener unglückselige Käfer mit dem Ausflug in die Berge in irgendeiner Verbindung steht?“

„Allerdings!“

„Dann muß ich Ihnen leider erklären, Legrand, daß ich mit einer solch absurden Geschichte nichts zu tun haben will!“

„Das tut mir leid – sehr leid, denn so müssen wir die Sache allein ausführen.“

‚Allein ausführen!‘ dachte ich, ‚der Mann ist ganz von Sinnen.‘ „Wie lange wird wohl Ihre Abwesenheit dauern?“ fragte ich dann.

„Wahrscheinlich die ganze Nacht. Wir werden sogleich aufbrechen und unter allen Umständen bei Sonnenaufgang wieder zurücksein.“

„Und wollen Sie mir auf Ihr Ehrenwort versprechen, daß Sie, wenn Sie diese Grille befriedigt und die ganze Käferaffäre erledigt haben, nach Hause zurückkehren und meinem Rat als dem eines Arztes unbedingt Folge leisten werden?“

„Ja, ich verspreche es; aber nun wollen wir aufbrechen und keine Minute Zeit verlieren.“

Mit schwerem Herzen entschloß ich mich, meinen Freund zu begleiten. Es mochte gegen vier Uhr sein, als wir uns auf den Weg machten, Legrand, Jupiter, der Hund und ich. Jupiter führte die Sense und die beiden Spaten mit und bestand darauf, alles allein zu tragen, allerdings, wie mir schien, mehr aus Furcht, sein Herr könne mit den Werkzeugen irgendein Unheil anrichten als aus einem Übermaß von Fleiß und Gefälligkeit. Er sah im höchsten Grade bissig aus, und auf dem ganzen Weg kam kein anderes Wort über seine Lippen als hin und wieder der Fluch: „Der verdammter Käfer!“ Ich selbst trug ein paar Blendlaternen, während sich Legrand nur mit dem Käfer beschäftigte, den er an das Ende einer Peitschenschnur gebunden hatte und mit der Miene eines Beschwörers hin und her drehte. Als ich diesen letzten klaren Beweis von der Geistesverwirrung meines Freundes erhielt, konnte ich mich der Tränen fast nicht mehr erwehren. Ich hielt es jedoch für das beste, einstweilen auf seine Ideen einzugehen, bis sich mir Gelegenheit bot, energischere Maßregeln anzuwenden. Mittlerweile versuchte ich, jedoch vergebens, den Zweck dieses Ausfluges aus ihm herauszulocken. Nachdem es ihm einmal gelungen war, mich zum Mitgehen zu bewegen, schien er nicht geneigt, über irgendeinen unwichtigeren Gegenstand zu reden und antwortete auf alle meine Fragen nur mit den Worten: „Werden schon sehen.“

Am oberen Ende der Insel setzten wir in einem Kahn über die Bucht, erkletterten das hohe Ufer des Festlandes und schritten in nordwestlicher Richtung durch eine ungemein wilde und öde Gegend weiter, in der auch nicht eine einzige menschliche Fußspur zu entdecken war. Legrand führte uns sicher und blieb nur dann und wann einen Augenblick stehen, um nach Wegzeichen zu spähen, die er offenbar selbst bei einem seiner früheren Ausflüge gemacht hatte.

Wir waren ungefähr zwei Stunden geschritten, und die Sonne neigte sich schon dem Untergang zu, als wir in eine Gegend gelangten, wie ich sie trauriger und trüber noch nie gesehen hatte. Es war eine Art Tafelland nahe dem Gipfel eines anscheinend unzugänglichen Berges, der vom Fuß bis zur Spitze bewaldet und mit riesigen Felsblöcken dicht besät war, die lose umherzuliegen schienen und manchmal nur deshalb nicht in die Tiefe hinabrollten, weil sie zufälligerweise gegen einen Baum lehnten. Wilde Schluchten, die den Berg nach allen Seiten hin durchfurchten, erhöhten noch die starre Feierlichkeit der Landschaft.

Die natürliche Plattform, die wir mit vieler Mühe erklommen, war so dicht mit Brombeergebüsch bewachsen, daß wir uns nur mit Hilfe der Sense einen Weg hindurchbahnen konnten. Jupiter ging voran und ebnete uns nach Anweisung seines Herrn den Pfad zu einem ungeheuer hohen Tulpenbaum, der mit acht oder zehn Eichen auf einer ebenen Fläche stand und sie alle sowie alle anderen Bäume, die ich je in meinem Leben gesehen, an Schönheit seines Laubwerks, Majestät der Form und Ausdehnung seiner Zweige bei weitem übertraf. Als wir zu diesem Baum gekommen waren, wandte sich Legrand an Jupiter und fragte, ob er sich hinaufzuklimmen getraue? Den alten Mann schien diese Frage etwas zu befremden, denn es verstrichen einige Augenblicke, ehe er antwortete. Endlich näherte er sich dem ungeheuren Stamm, ging langsam um ihn herum und prüfte ihn aufs eingehendste. Als er damit fertig war, sagte er bloß:

„Ja, Massa, Jup klettern auf jeden Baum, den er sehen in sein Leben.“

„Dann hinauf mit dir, so schnell wie möglich; es wird sowieso bald zu dunkel sein für unsere Angelegenheit.“

„Wie weit ich müssen hinauf?“ fragte Jup.

„Klettere zuerst den Hauptstamm hinauf, dann sage ich dir, welche Richtung du einschlagen sollst und hier – warte – nimm den Käfer mit!“

„Den Käfer, Massa Will? – Den Goldkäfer?“ rief der Neger und wich entsetzt zurück. „Warum müssen der Käfer auf den Baum? Will sein verdammt, wenn ich das tun!“

„Wenn du zu bange bist, Jup, du großer, starker Neger, einen harmlosen, toten kleinen Käfer in die Hand zu nehmen, dann kannst du ihn ja an der Schnur halten. Wenn du ihn aber auch dann nicht mitnehmen willst, bleibt mir nichts anderes übrig, als dir mit dieser Schaufel den Schädel einzuschlagen.“

„Was denn zornig, Massa?“ sagte nun Jupiter, offenbar beschämt und willens, zu gehorchen. „Massa immer müssen zanken mit alten Neger. Jup haben gemacht Spaß. Jup nicht fürchten Käfer. Jup nicht scheren um Käfer.“ Und vorsichtig nahm er das äußerste Ende der Schnur in die Hand, hielt das Insekt, soweit es nur die Umstände gestatteten, von seinem Körper entfernt und machte sich bereit, den Baum zu erklettern.

Der Tulpenbaum, Liriodendron tulipiferum, der schönste aller amerikanischen Bäume, hat, wenn er noch jung ist, einen eigentümlich glatten Stamm, von dem sich die Seitenäste erst in ziemlicher Höhe abzweigen. Wird er älter, so wird seine Rinde uneben und rauh, und viele kleine Ästchen schießen aus dem Stamm hervor. Seine Ersteigung bietet dann eigentlich eine mehr scheinbare als wirkliche Schwierigkeit. Jupiter klammerte sich mit seinen Armen und Knien möglichst fest an den ungeheuren Zylinder, ergriff mit den Händen die Vorsprünge, ließ dann und wann seine nackten Zehen auf einigen anderen ausruhen, zog sich so bis zur ersten Gabel hinauf und schien nun seine Aufgabe in der Hauptsache für vollendet zu halten. Das Gefährlichste hatte er in der Tat auch überstanden, obschon der Kletterer einige sechzig oder siebzig Fuß über dem Boden schwebte.

„Welchen Weg müssen ich gehen, Massa Will?“ fragte er.

„Den größten Ast hinauf – an dieser Seite!“ rief ihm Legrand zu. Der Neger vollführte den Befehl anscheinend ohne allzu große Anstrengung. Er stieg höher und höher, bis man keinen Zoll seiner zusammengekauerten Gestalt durch das dichte Laubwerk mehr erblicken konnte. Nach einer kurzen Zeit vernahmen wir ein kurzes „Hallo!“ von ihm.

„Wie weit müssen ich noch gehen?“

„Wie hoch bist du?“ fragte Legrand zurück.

„Ganz ganz hoch!“ rief der Neger herunter, „kann sehen die Himmel von die Spitze von der Baum.“

„Laß den Himmel zufrieden und tu, was ich dir sage. Blick einmal den Baum entlang nach unten und zähl die Äste, die du unter dir hast. Über wie viele bist du geklettert?“

„Eins, zwei, drei, vier, fünf – ich geklettert über fünf große Äste an diese Seite.“

„So klettere noch einen Ast höher.“

Nach einigen Minuten hörten wir die Stimme abermals, die uns meldete, daß der siebente Ast erreicht sei.

.„Und nun, Jup“, schrie Legrand, offenbar in höchster Erregung, „mußt du auf diesen Ast hinausklettern, so weit du nur kannst, und sobald du etwas Seltsames siehst, laß es mich wissen.“

Hatte ich bis jetzt noch etwa gezweifelt, daß mein armer Freund wirklich wahnsinnig sei, so mußte mich sein Benehmen in diesen letzten Augenblicken vollständig davon überzeugen. Ich dachte mit Schrecken daran, was ich beginnen sollte, um ihn in seine Hütte zurückzuführen, als ich Jupiters Stimme von neuem vernahm.

„Jup fürchten, weit herauszuklettern auf diesen Ast – ist tot, ganz tot.“

„Sagtest du, der Ast ist tot ?“ fragte Legrand mit zitternder Stimme.

„Ja, Massa, tot wie ein Türnagel, ganz tot, nie mehr wachsen in sein Leben!“

„Was um Himmels willen soll ich tun?“ fragte Legrand, anscheinend in größter Verlegenheit.

„Was Sie tun sollen?“ rief ich, froh darüber, endlich Gelegenheit zu haben, einen Rat anzubringen. „Lassen Sie uns nach Hause gehen, damit Sie sich zu Bett legen können. Kommen Sie, Sie sind doch ein vernünftiger Mensch! Es wird spät, und überdies erinnern Sie sich an Ihr Versprechen.“

„Jupiter“, schrie er, ohne sich im geringsten um meine Worte zu kümmern, „verstehst du mich?“

„Ja, Massa, ich verstehen ganz deutlich.“ „So prüfe das Holz mit deinem Messer genau und sieh zu, ob es sehr verfault ist.“

„Holz verfault, Massa, gewiß verfault“, erwiderte der Neger nach einigen Augenblicken, „aber doch nicht ganz verfault – will allein hinausklettern auf den Ast.“

„Allein? Was soll das heißen?“

„Nun, Jup meinen den Käfer, den schweren Käfer. Will ihn herunterfallen lassen, dann wird Ast nicht brechen mit alten Neger.“

„Du höllischer Schurke“, schrie Legrand, augenscheinlich höchlichst erleichtert, „was soll dieser Unsinn bedeuten? Wenn du den Käfer fallen läßt, breche ich dir das Genick. Schau her, Jupiter, hörst du mich?“

„Ja, Massa brauchen nicht so zu schreien über armen Neger.“

„Also hör zu. Wenn du auf den Ast hinauskletterst, so weit du eben glaubst, daß er dich trägt, so schenke ich dir einen Silberdollar, sobald du wieder herunterkommst.“

„Ich tun es, Massa Will“, antwortete der Neger prompt, „bin jetzt ganz am Ende.“

„Ganz am Ende?“ schrie hier Legrand aus Leibeskräften. „Sagst du die Wahrheit? Bist du ganz am Ende?“

„Jetzt am Ende, Massa – oh, oh, oh: meine Güte, was ist das da auf dem Baum?“

„Nun“, rief Legrand, wie freudig erschrocken, „was ist es?“

„Nix als ein Schädel, Massa – hat einer Kopf gelassen auf dem Baum, haben Krähen alles Fleisch abgebissen von.“

„Ein Schädel, sagst du? Sehr gut, wie ist er an dem Zweig befestigt? Was hält ihn fest?“

„Jupiter müssen nachsehen – das sein aber kurios, sehr kurios, wahrhaftig! Großer Nagel sein in Schädel und halten es fest an die Ast.“

„Nun paß auf, Jupiter, und tue alles genau so, wie ich es dir sage. Hörst du?“

„Jawohl, Massa.“

„Also – such das linke Auge des Schädels.“

„Hu hu! Das sein gut! Aber da sein nicht mehr Auge.“

„Verfluchter Dummkopf, weißt du denn nicht, was rechts und links ist?“

„Ja, Jupiter das wissen – wissen das alles – Jupiter hauen Holz mit seine linke Hand.“

„Ganz recht, du arbeitest linkshändig; dein linkes Auge ist auf derselben Seite wie deine linke Hand. Nun wirst du auch das linke Auge des Schädels finden oder wenigstens die Stelle, wo es gewesen ist. Hast du es gefunden?“

Hier trat eine lange Pause ein. Endlich fragte der Neger:

„Ist linkes Auge auf die Seite wie linke Hand von Schädel? Jupiter fragen, weil Schädel hat kein Stück von einer Hand. Aber tut nix, hab jetzt gefunden linkes Auge; hier ist linkes Auge; was müssen Jupiter tun damit?“

„Laß den Käfer durch die Höhlung hinabfallen, so weit die Schnur reicht – aber gib Obacht und laß nicht etwa die Schnur selbst fallen.“

„Alles getan, Massa Will. Mächtig leichtes Ding, Käfer durch das Loch stecken. Sehen ihn schon unten!“

Während dieses Zwiegesprächs war von Jupiters Person nicht das geringste zu sehen gewesen; doch der Käfer, den er an der Schnur herabgelassen hatte, wurde nun sichtbar und schimmerte in den letzten Strahlen der untergehenden Sonne wie eine kleine Kugel brünierten Goldes. Er hing ganz frei und wäre, wenn man losgelassen hätte, dicht vor unseren Füßen niedergefallen.

Legrand ergriff nun unverzüglich die Sense und mähte einen Kreis von drei bis vier Ellen im Durchmesser, gerade unter dem Insekt, frei. Dann befahl er dem Neger, die Schnur fallen zu lassen und von dem Baum herabzukommen.

Mein Freund schlug nun mit vieler Sorgfalt, genau an der Stelle, auf welche der Käfer niedergefallen war, einen Pflock in den Boden und zog ein Maß aus Zwirnband aus seiner Tasche. Eines der Enden des Maßes befestigte er an dem Punkt des Stammes, der dem Pflock am nächsten war, und entfaltete es dann so lange, bis es an den Pflock reichte, und vom Pflock ab in der durch Baum und Pflock nun einmal angezeichneten Richtung noch etwa fünfzig Fuß weiter – Jupiter mußte das dabei im Wege stehende Brombeergebüsch abmähen. An dem so erreichten Ort wurde ein zweiter Pflock in die Erde geschlagen und um diesen als Mittelpunkt ein roher Kreis von ungefähr vier Fuß Durchmesser gezogen. Legrand ergriff nun selbst einen Spaten, gab Jupiter und mir ebenfalls einen in die Hand und bat uns, so rasch wie nur möglich zu graben. Ich habe nie in meinem Leben Vergnügen an dergleichen Arbeit gehabt und hätte in diesem Augenblick ganz besonders gern auf sie verzichtet, denn die Nacht kam heran, und ich war von den voraufgegangenen Anstrengungen ziemlich müde geworden. Doch fand ich keine Ausrede und fürchtete, meinen armen Freund durch eine einfache Weigerung in unnötige Aufregung zu versetzen. Hätte ich mich auf Jupiter verlassen können, so hätte ich keinen Augenblick gezögert, den Irrsinnigen mit Gewalt nach Hause zu bringen, doch kannte ich den alten Neger zu gut, um hoffen zu dürfen, daß er mir unter irgendwelchen Umständen gegen seinen Herrn beistehen werde. Ich zweifelte keinen Augenblick mehr, daß Legrand, wie so viele Südländer, dem Aberglauben an vergrabenes Gold zum Opfer gefallen und daß er durch den gefundenen unbekannten Käfer oder vielleicht durch Jupiters hartnäckige Behauptung, derselbe sei von wirklichem Golde, in seiner fixen Idee bestärkt worden war. Ein an sich schon zu Phantastereien neigender Mensch konnte durch solche Vorstellungen nur zu leicht noch mehr verwirrt werden, besonders wenn diese Vorstellungen mit seinen früheren Lieblingsideen in Einklang standen. Überdies erinnerte ich mich der Worte des armen Kerls, der Käfer bedeute großen Reichtum. Im großen und ganzen war ich sehr verstimmt und ärgerlich, doch beschloß ich zum Schluß, aus der Not eine Tugend zu machen und aus vollen Kräften zu graben, um dem Irren recht bald durch den Augenschein zu beweisen, wie töricht seine Hoffnungen gewesen waren.

Wir zündeten die Laternen an und begannen mit einem Eifer zu arbeiten, der einer vernünftigeren Sache wert gewesen wäre. Als der Schimmer der Laternen auf uns und unsere Werkzeuge fiel, drängte sich mir der Gedanke auf, welch malerische Gruppe wir bildeten und wie seltsam und verdächtig unsere Arbeit jedem Menschen erscheinen mußte, der uns vielleicht zufällig gewahrte.

Wir gruben ohne Unterbrechung zwei Stunden lang; gesprochen wurde wenig, denn wir hatten genug zu tun, um dem Gebell des Hundes, den unsere Arbeit außerordentlich zu interessieren schien, durch häufige Zurufe ein Ende zu machen. Zum Schluß bellte das aufgeregte Tier jedoch so ungestüm, daß wir fürchten mußten, die Aufmerksamkeit etwaiger später Wanderer zu erregen – oder vielmehr Legrand fürchtete es; mir wäre jede Störung nur angenehm gewesen. Endlich machte Jupiter dem Lärm ein Ende, indem er mit verbissener Entschlossenheit aus der Grube herausstieg, dem Tier mit einem seiner Hosenträger das Maul zuband und mit zufriedenem Grinsen wieder an seine Arbeit ging.

Nach Verlauf von zwei Stunden hatten wir eine Tiefe von fünf Fuß erreicht, ohne daß das geringste Anzeichen eines vergrabenen Schatzes zutage gekommen wäre. Wir machten alle eine Pause, und schon gab ich der Hoffnung Raum, daß sich die Komödie ihrem Ende nähere. Legrand jedoch wischte sich, obgleich ein wenig irre gemacht, die Stirn ab und begann von neuem zu graben. Wir hatten den ganzen, vier Fuß im Durchmesser großen Kreis ausgegraben und gruben nun ein wenig über die Grenze hinaus und noch zwei Fuß tiefer. Der Goldsucher, den ich eigentlich herzlich bemitleidete, kletterte endlich aus der Grube heraus. Bitterste Enttäuschung malte sich in all seinen Zügen, und zögernd und widerwillig zog er seinen Überrock, den er zur Arbeit ausgezogen hatte, wieder an. Ich enthielt mich aller Bemerkungen, Jupiter aber begann auf ein Zeichen seines Herrn die Gerätschaften zusammenzupacken. Als dies geschehen und der Hund seiner Fesseln entledigt worden war, machten wir uns in tiefer Stille auf, nach Hause zu gehen.

Wir hatten etwa zwölf Schritte gemacht, als Legrand mit einem lauten Fluch auf Jupiter zustürzte und ihn am Kragen packte. Der erstaunte Neger riß Augen und Mund auf, so weit er nur konnte, ließ die Spaten fallen und sank auf die Knie.

„Du Schuft“, schrie Legrand und zischte die Silben zwischen den zusammengepreßten Zähnen hervor, „du infernalischer schwarzer Hund – sprich, sage ich dir! Antworte mir im Augenblick und ohne Umschweife: welches – welches ist dein linkes Auge?“

„0 lieb gut Massa Will, sein nicht dies gewiß mein linkes Auge?“ brüllte der erschrockene Neger, legte seine Hand auf sein rechtes Sehorgan und ließ sie mit solch verzweifelter Hartnäckigkeit auf demselben liegen, als fürchte er, sein Herr werde es ihm im Augenblick ausreißen.

„Dacht ich's doch! – Wußt ich's doch – hurra!“ schrie Legrand, ließ den Neger los und führte zum Erstaunen des Dieners eine Reihe von Courbetten und Pirouetten aus, während Jupiter sich von seinen Knien erhob und stumm von seinem Herrn auf mich und von mir auf seinen Herrn blickte.

„Kommen Sie, wir müssen zurückgehen“, sagte dieser endlich, „das Spiel ist noch nicht aus“, und schritt wieder auf den Tulpenbaum zu.

„Jupiter“, rief er, als wir an seinem Fuß angekommen waren, „komm her. War der Schädel mit dem Gesicht nach außen oder in das Laubwerk hinein angenagelt?“

„Gesicht nach außen, Massa, daß Krähen konnten ohne Mühe an die Augen.“

„Gut! Hast du nun den Käfer durch dieses oder dieses Auge herabfallen lassen?“

Hier berührte Legrand jedes von Jupiters Augen.

„Durch dies Auge, das linke Auge, genau wie Massa haben gesagt“, beeilte sich Jupiter zu antworten und legte die Hand auf sein rechtes Auge. Jetzt entfernte mein Freund, in dessen Irrsinn ich nun eine Methode zu entdecken glaubte, den Pflock, der die Stelle bezeichnete, an welcher der Käfer heruntergefallen war, und schlug ihn etwa drei Zoll weiter westlich wieder ein. Dann führte er das Maßband vom nächsten Punkt des Stammes wieder an den Pflock und von dort in gerader Richtung fünfzig Fuß weiter bis an einen Punkt, der von dem ersten, an dem wir gegraben hatten, mehrere Ellen entfernt war.

Um diesen Punkt beschrieb er nun einen etwas größeren Kreis als den vorherigen und ermunterte uns, von neuem tapfer zu graben. Ich war entsetzlich müde, und dennoch fühlte ich zu meinem eigenen Erstaunen keinen Widerwillen mehr gegen die mir aufgedrungene Arbeit. Unerklärlicherweise hatte ich plötzlich Interesse für die Sache bekommen, ja, ich fühlte mich von einer mir selbst unerklärlichen Aufregung ergriffen. Vielleicht lag in dem extravaganten Wesen Legrands etwas, das Eindruck auf mich machte. Ich grub mit Eifer darauf los und ertappte mich hin und wieder dabei, wie ich mit einem Gefühl, das der Erwartung sehr ähnlich sah, nach dem eingebildeten Schatz spähte, der meinem unglückseligen Freunde den Verstand geraubt hatte. Als wir ungefähr anderthalb Stunden gegraben hatten und mich solch unbestimmte Gedanken gerade besonders stark beschäftigten, wurden wir durch das heftige Heulen unseres Hundes in unserem Schweigen unterbrochen. Seine frühere Lebhaftigkeit war offenbar nur Übermut und Tollheit gewesen, diesmal jedoch klang sein Gebell aufgeregt und wütend. Als Jupiter abermals den Versuch machte, ihm das Maul zu verbinden, leistete er verzweifelten Widerstand, sprang in das Loch und kratzte mit größter Heftigkeit die Erde zur Seite. In wenigen Sekunden hatte er eine Menge menschlicher Gebeine bloßgelegt, die sich zu zwei vollständigen Skeletten zusammensetzen ließen und zwischen denen verschiedene Metallknöpfe sowie Flocken, die wie vermoderte Wolle aussehen, verstreut lagen. Ein oder zwei Spatenstiche förderten die Klinge eines großen spanischen Messers zum Vorschein, ein paar weitere drei oder vier Gold- und Silbermünzen.

Bei ihrem Anblick bemächtigte sich Jupiters eine kaum zu bezähmende Freude, während sich in den Zügen seines Herrn äußerste Enttäuschung malte. Dennoch drängte er uns, mit der Arbeit fortzufahren, und hatte kaum ausgeredet, als ich stolperte und nach vorwärts fiel, weil ich mit meiner Stiefelspitze in einen großen Eisenring geraten war, der noch halbbegraben im Boden lag. Nun arbeiteten wir mit verdoppeltem Eifer weiter – niemals in meinem Leben durchlebte ich aufregendere zehn Minuten. Nach Verlauf dieser Zeit war es uns gelungen, eine längliche hölzerne Kiste freizumachen, die, nach ihrer vollkommenen Erhaltung und wunderbaren Härte zu schließen, einem chemischen Prozeß, vielleicht einer Behandlung durch Bichlorid und Quecksilber unterworfen worden war. Die Kiste war drei und einen halben Fuß lang, drei Fuß breit und zwei und einen halben Fuß hoch. Sie war durch Bänder aus Schmiedeeisen, die sie wie ein Gitter ganz umgaben, wohl verschlossen. An jeder Seite der Kiste, ziemlich hoch oben, befanden sich drei Ringe – im ganzen sechs –, so daß sechs Personen sie mit Leichtigkeit aus der Grube herausheben konnten. Unseren vereinigten äußersten Anstrengungen gelang es jedoch nur, die Kiste ein ganz klein wenig von der Stelle zu rücken, und wir sahen ein, daß es ganz unmöglich sei, eine so ungeheure Last weiterzubewegen.

Glücklicherweise bemerkten wir jedoch, daß der Deckel nur durch zwei verschiebbare Bolzen befestigt war. Vor Aufregung bebend und keuchend schoben wir sie zurück. Einen Augenblick später glitzerte uns ein Schatz von unberechenbarem Wert entgegen. Als die Strahlen der Laterne in die Grube fielen, blitzte und glühte es von Gold und Juwelen, so daß wir vollständig geblendet wurden.

Ich will nicht versuchen, die Gefühle, mit denen ich den Schatz anstarrte, zu beschreiben. Zuerst wurde ich mir eines endlosen Erstaunens bewußt. Legrand schien vor Erregung ganz erschöpft und sprach nur sehr wenig. Jupiter war so bleich geworden, wie es einem Neger überhaupt nur möglich ist. Er stand ganz entgeistert da – wie vom Donner gerührt. Dann sank er in der Grube auf die Knie, begrub seine beiden Arme bis an die Ellbogen in dem Gold und ließ sie darin ruhen, als wolle er die Wollust eines solchen Bades ganz auskosten. Endlich rief er, tief auf seufzend, als rede er nur mit sich selbst:

„Und alles sein gekommen von Goldkäfer! Der hübschen Goldkäfer! Der armen, kleinen Goldkäfer! Ich sein gewesen grausam zu armen, kleinen Goldkäfer. Schämen du dich nicht vor dich selbst, Nigger? Sag mich das!“

Da kam mir plötzlich der Gedanke, daß ich Herrn und Diener antreiben müsse, an die Bergung des Schatzes zu denken. Es wurde spät, und wir mußten alles aufbieten, um die Kostbarkeiten vor Tagesanbruch auf die Insel zu schaffen. Wie dies jedoch zu bewerkstelligen sei, war schwer zu sagen, und wir verloren mit dem Überlegen viel Zeit, denn wir waren alle ziemlich aufgeregt und verwirrt. Endlich erleichterten wir die Kiste, indem wir zwei Drittel ihres Inhalts herausnahmen, und konnten sie nun mit einiger Mühe aus dem Loch herausheben. Die herausgenommenen Gegenstände verbargen wir unter den Brombeersträuchern und ließen sie unter der Obhut des Hundes zurück, dem Jupiter strengsten Befehl gegeben hatte, sich nicht von der Stelle zu rühren noch einen Laut von sich zu geben. Nun hasteten wir mit der Kiste nach Hause und kamen nach unsäglichen Mühen dort gegen ein Uhr morgens an. Wir waren jedoch zu erschöpft, um sogleich wieder an die Arbeit zu gehen, ruhten uns bis zwei Uhr aus, stärkten uns an einem kleinen Abendessen und brachen dann wieder nach dem Festland hin auf. Drei starke Säcke, die wir zum Glück in der Vorratskammer vorgefunden hatten, nahmen wir mit. Ein paar Minuten vor vier Uhr langten wir an der Grube an, teilten den Rest des Fundes gleichmäßig unter uns, füllten die Löcher gar nicht wieder aus, sondern traten den Heimweg nach der Hütte an, in der wir unsere goldene Bürde gerade in dem Augenblick niederlegten, als die ersten schwachen Morgenschimmer durch die Baumwipfel drangen.

Jetzt waren wir vollständig erschöpft; doch ließ uns die heftige Aufregung nicht lange ruhen. Nach einem unruhigen drei- oder vierstündigen Schlaf erhoben wir uns wie auf Verabredung wieder und begannen, den Schatz zu untersuchen.

Die Kiste war bis zum Rand gefüllt gewesen, und wir brachten den ganzen Tag und auch den größten Teil des folgenden noch damit zu, ihren Inhalt in Augenschein zu nehmen. Es lag alles bunt durcheinander; von Ordnung oder System beim Einpacken war keine Rede gewesen.

Nachdem wir alles sorgfältig sortiert hatten, sahen wir erst, daß wir im Besitze eines größeren Reichtums waren, als wir bisher vermutet hatten. An Münzen waren, wenn wir die Stücke nach dem jetzigen Kurs berechneten, etwa vierhundertfünfzigtausend Dollars vorhanden. Es war nur altes, in den verschiedensten Ländern kursierendes Gold – von französischem, spanischem und deutschem Gepräge, doch fanden wir auch ein paar englische Guineen und ein paar Spielmarken, die wir nie zuvor gesehen hatten. Einige der Münzen waren groß und schwer, jedoch so abgenutzt, daß wir ihre Inschrift nicht mehr erkennen konnten. Amerikanisches Geld war keins vorhanden.

Der Wert der Juwelen war nicht so leicht abzuschätzen. Wir fanden im ganzen einhundertundzehn Diamanten, von denen mancher außerordentlich groß und schön und keiner unter Mittelgröße war; ferner achtzehn Rubine von bemerkenswertem Feuer, dreihundertundzehn Smaragde von besonderer Schönheit und einundzwanzig Saphire sowie einen Opal. Diese Steine hatte man aus ihren Fassungen gebrochen und lose in die Kiste verstreut. Die Fassungen selbst, die wir unter dem anderen Golde fanden, schienen mit Hämmern zusammengeschlagen worden zu sein, um jedes Wiedererkanntwerden unmöglich zu machen. Überdies fanden wir eine große Menge gut erhaltener Schmucksachen – fast zweihundert massive Ohr- und Fingerringe, wenn ich mich recht erinnere, dreißig schwere Ketten, dreiundachtzig große, durch und durch echte Kruzifixe, fünf goldene Weihrauchfässer von großem Werte, eine riesige goldene Punschbowle, mit prachtvollem getriebenen Rebenlaub und Figuren aus einem Bacchuszuge geschmückt, dann zwei wundervoll gearbeitete Degengriffe und noch eine Unzahl kleinere Gegenstände, deren ich mich nicht recht mehr entsinne.

Diese Dinge wogen im ganzen über dreihundertundfünfzig Pfund, ohne eine große Anzahl prächtiger goldener Uhren – es waren hundertsiebenundneunzig –, von denen drei wohl jede ihre fünfhundert Dollars unter Brüdern wert war. Viele von ihnen waren sehr alt und als Chronometer wohl wertlos, doch waren sie alle reichlich mit Juwelen besetzt und saßen in wertvollen Gehäusen. Wir schätzten den Gesamtinhalt der Kiste in jener Nacht auf ein und eine halbe Million Dollars, doch stellte sich beim späteren Verkauf der Schmucksachen und Juwelen – wir behielten nur einige wenige für uns – heraus, daß wir ihren Wert bedeutend unterschätzt hatten.

Als wir endlich mit unserer Prüfung zu Ende waren und unsere heftige Aufregung sich zu beruhigen begann, bemerkte Legrand wohl, mit welcher Spannung ich der Lösung des ganzen Geheimnisses entgegensah, und begann, mich in alle Einzelheiten desselben einzuweihen.

„Sie erinnern sich wohl noch an jenen Abend“, sagte er, „an welchem ich Ihnen die flüchtige Skizze des Käfers zeigte, und an meinen Ärger, als Sie fortwährend behaupteten, meine Zeichnung sähe einem Totenkopf ähnlich. Als Sie es zum ersten Male sagten, glaubte ich, Sie wollten einen Scherz machen. Doch erinnerte ich mich bald der sonderbaren Flecken auf dem Rücken des Insekts und mußte zugeben, daß ihre Bemerkung ein wenig begründet sein konnte. Dennoch kränkte mich der Hohn über meine Fähigkeiten, denn ich gelte im allgemeinen als ein tüchtiger Zeichner; ich wollte deshalb das Stück Pergament zerknittern und zornig ins Feuer werfen ... “

„Sie meinen das Papierstückchen?“ fragte ich.

„Nein“, fuhr er fort, „der Schnitzel sah nur aus wie Papier, und anfänglich hielt ich ihn selbst dafür. Doch als ich auf ihm zeichnete, entdeckte ich, daß er ein Stück außerordentlich dünnen Pergaments sei. Er war, wie Sie sich erinnern werden, ziemlich beschmutzt. In dem Augenblick nun, in dem ich ihn zusammenknitterte, fiel mein Blick auf die Skizze, die Sie eben betrachtet hatten, und Sie können sich mein Staunen vorstellen, als ich die Figur eines Totenkopfes wirklich gerade da erblickte, wo ich, wie mir schien, den Käfer hingezeichnet hatte. Einen Augenblick lang war ich zu bestürzt, um ernstlich nachdenken zu können. Ich wußte, daß meine Zeichnung im Detail von dieser hier merklich abwich – obgleich im allgemeinen Umriß eine Ähnlichkeit nicht zu verkennen war. Ich ergriff darauf eine Kerze, setzte mich in die andere Ecke des Zimmers und begann, das Pergamentstück genauer zu untersuchen. Als ich es umwandte, bemerkte ich auf der Rückseite meine Skizze, sie war noch genau so, wie ich sie gemacht hatte. Meine erste Empfindung war nur ein Staunen über die wirklich bemerkenswerte Ähnlichkeit des Umrisses – über das sonderbare Zusammentreffen, daß, ohne daß ich es gewußt, auf der anderen Seite des Pergamentes ein Totenschädel stand, der nicht nur im Umriß, sondern auch in der Größe mit meiner Käferzeichnung vollständig übereinstimmte. Also, wie gesagt, das Sonderbare dieses Zusammentreffens verwirrte mich ein paar Minuten lang. So geht es einem ja gewöhnlich in derlei Fällen. Der Geist müht sich ab, einen Zusammenhang, eine Folge von Ursache und Wirkung herauszufinden, und da ihm dies nicht gelingt, erleidet er eine Art vorübergehender Lähmung. Doch als ich mich von meiner Verblüffung langsam wieder erholte, dämmerte in meinem Geist eine Überzeugung auf, die noch viel überraschender war als dies Zusammentreffen. Ich erinnerte mich plötzlich deutlich und gewiß, daß auf dem Pergament, als ich meinen Käfer hinskizzierte, keine Zeichnung gestanden hatte. Dessen war ich vollständig gewiß, denn ich wußte, daß ich das Blatt auf beiden Seiten betrachtet hatte, um die reinste Stelle ausfindig zu machen. Wäre die Zeichnung des Totenkopfes damals schon vorhanden gewesen, ich hätte sie unbedingt sehen müssen. Ich stand also vor einem Geheimnis, das ich mir vergebens zu erklären suchte; aber selbst damals schon glomm in den untersten, verborgensten Kammern meines Geistes glühwurmgleich eine Erkenntnis jener Wahrheit auf, die das Ereignis der letzten Nacht so glorreich bewiesen hat. Ich stand auf, verschloß das Pergament in ein sicheres Fach und gab alles Nachdenken auf, bis ich allein sei.

Als Sie sich verabschiedet hatten und Jupiter fest schlief, fing ich an, die Sache etwas methodischer zu untersuchen. Zuerst sann ich nach, auf welche Weise das Pergamentstück in meinen Besitz gekommen. Die Stelle, an der wir den Käfer entdeckt hatten, befand sich am Ufer des Festlandes, etwa eine Meile östlich von der Insel und nur wenig über dem Merkzeichen für den höchsten Wasserstand zur Flutzeit. Als ich ihn fing, versetzte er mir einen ziemlich heftigen Biß, so daß ich ihn wieder fallen ließ. Jupiter jedoch suchte mit seiner gewohnten Vorsicht nach einem Blatt oder irgend etwas Ähnlichem, um das Tier, das nun ihm zugezogen war, damit zu fangen. In dem Augenblick bemerkten wir gleichzeitig jenen Pergamentbogen, den ich für ein Stück Papier hielt. Er lag halb im Sande vergraben, nur eine Ecke ragte heraus. An demselben Ort, an dem wir ihn fanden, erblickte ich auch die Überreste eines Schiffsrumpfes, wahrscheinlich eines Langbootes. Jedenfalls hatten sie schon lange Zeit hier gelegen, denn sie waren eigentlich kaum noch als Schiffsholz zu erkennen.

Jupiter hob also das Pergamentstück auf, wickelte den Käfer hinein und überreichte ihn mir in seiner Umhüllung. Bald darauf traten wir den Heimweg an und begegneten unterwegs Leutnant G., dem ich den Käfer zeigte. Er bat mich, ihm das Insekt zu leihen, ich willigte ein, und er steckte den Käfer in seine Westentasche, während ich das Stück Pergament in der Hand hielt. Vielleicht fürchtete der Leutnant, ich werde anderen Sinnes werden, und wartete gar nicht ab, bis ich die Beute wieder eingepackt hatte – Sie wissen ja, wie sehr er sich für alles, was Naturgeschichte angeht, interessiert. Mittlerweile muß ich wohl, ganz unbewußt, das Pergamentstückchen wieder eingesteckt haben.

Sie erinnern sich, daß ich, um den Käfer zu zeichnen, auf dem Tisch nach Papier suchte, jedoch keines fand. Ich forschte dann in meinen Taschen nach, in der Hoffnung, einen alten Brief zu finden, und entdeckte das Pergament. Ich erzähle Ihnen dies alles absichtlich so genau, weil mich die sonderbaren Umstände, unter denen ich in seinen Besitz gelangte, besonders frappierten.

Sie werden mich sicher für einen stark phantastischen Menschen halten, wenn ich Ihnen sage, daß ich mir schon damals eine Art Zusammenhang ausgedacht hatte. Ich hatte zwei wichtige Glieder einer großen Kette miteinander verbunden; an der Seeküste lagen die Überreste eines Bootes, und nicht weit von dem Boot ein Stück Pergament – kein Papier –, auf dem ein Schädel gezeichnet stand. Sie werden nun natürlich fragen: ??Wo ist da der Zusammenhang?‘ Ich antworte Ihnen, daß ein Schädel oder Totenkopf das wohlbekannte Sinnbild der Piraten ist. Sobald es zum Kampf kommt, ziehen die Seeräuber die Flagge mit dem Totenkopf auf.

Ich betonte schon, daß der gefundene Fetzen kein Papier, sondern Pergament war, das dauerhaft, ja fast unzerstörbar ist. Unwichtige Dinge schreibt man selten auf Pergament, denn es ist zum Schreiben und Zeichnen absolut nicht so gut geeignet wie Papier. Dieser Gedanke ließ mich in dem Totenkopf irgend etwas Bedeutsames erblicken und veranlaßte mich, die Form des ganzen Pergamentstückes näher ins Auge zu fassen. Obgleich eine der Ecken durch irgendeinen Zufall abgerissen worden war, konnte man doch leicht erkennen, daß die ursprüngliche Form des Pergamentes eine längliche gewesen war. Ein solcher Streifen mochte sehr wohl gewählt worden sein, um irgendeine merkwürdige Tatsache aufzuzeichnen – oder um zu verhindern, daß irgendein Umstand der Vergessenheit anheimfalle.“

„Aber Sie sagen doch“, warf ich ein, „daß sich der Schädel nicht auf dem Pergament befand, als Sie den Käfer zeichneten. Wie können Sie dann nur einen Zusammenhang zwischen dem Boot und dem Schädel sehen, da Ihrer eigenen Ansicht nach dieser doch – weiß Gott durch wen – später als der Käfer aufgezeichnet wurde?“

„Ach, sehen Sie, hierum dreht sich eben das ganze Geheimnis, obgleich gerade dieser Punkt nicht schwer zu lösen ist. Ich schloß also: Als ich den Käfer zeichnete, war auf dem Pergament kein Schädel zu sehen. Als ich mit meiner Zeichnung fertig war, überreichte ich sie Ihnen und beobachtete Sie genau, bis Sie mir diese zurückgaben. Sie zeichneten den Schädel auch nicht, und außer uns war niemand zugegen, der es hätte tun können. Die Zeichnung war also nicht von Menschenhänden gemacht und dennoch war sie da.

Als ich mit meinen Gedanken so weit gekommen, suchte ich mich, und zwar mit Erfolg, jeder Kleinigkeit genau zu erinnern, die um die betreffende Zeit vorgefallen war. Das Wetter war sehr kalt gewesen (ein ebenso seltenes wie für mich glückliches Ereignis im Oktober), auf dem Herd brannte ein Feuer. Ich war durch die Bewegung warm geworden und hatte mich an den Tisch gesetzt; Sie hatten sich den Armstuhl ganz nah ans Feuer gerückt. In dem Augenblick, als ich Ihnen meine Zeichnung überreichte, kam Wolf, der Neufundländer, hereingestürmt und sprang an Ihnen empor. Mit Ihrer linken Hand liebkosten Sie ihn und suchten ihn abzuwehren, während Ihre Rechte, die das Pergament hielt, achtlos zwischen den Knien hinabsank und in unmittelbare Nähe des Feuers geriet. Einen Augenblick lang fürchtete ich schon, die Zeichnung werde in Brand geraten, und wollte Sie warnen; im nächsten Moment jedoch hatten Sie sich des Hundes erwehrt und begannen das Bild zu betrachten. Als ich mich an all dies erinnerte, wurde mir plötzlich klar, daß die Hitze die Ursache war, welche den Schädel auf dem Pergamentstück zum Vorschein gebracht hatte. Es ist Ihnen jedenfalls bekannt, daß es chemische Präparate gibt und schon immer gegeben hat, vermittels derer man auf Papier oder Pergament so schreiben kann, daß die Schriftzüge erst dann sichtbar werden, wenn man sie der Wirkung des Feuers aussetzt. Ist das beschriebene Material kalt geworden, so verschwinden sie und kommen erst bei erneuter Erwärmung wieder zum Vorschein. Nun unterwarf ich den Totenkopf einer sorgfältigen Betrachtung. Seine äußeren Ränder, das heißt diejenigen, welche dem Rand des Pergaments zunächst lagen, waren deutlicher als die anderen. Offenbar war die Wirkung der Wärme unvollkommen und ungleich gewesen. Ich zündete sofort ein Feuer an und setzte jeden Teil des Pergamentstückes einer Glühhitze aus. Dies hatte anfänglich keine andere Wirkung, als die schwachen Linien des Schädels zu verstärken, doch als ich längere Zeit bei dem Experiment verharrte, erschien in einer Ecke des Fetzens, dem Totenkopf schräg gegenüber, eine Figur, die ich anfänglich für eine Geiß hielt. Bei näherer Prüfung erkannte ich jedoch, daß es ein junger Bock sein sollte.“

„Haha!“ lachte ich auf, „ich habe gewiß kein Recht, Sie auszulachen – ein und eine halbe Million Gold ist gewiß eine zu bedeutende Sache, als daß man seinen Spott damit treiben sollte – doch wie wollen Sie nun ein drittes Glied in Ihrer Kette nachweisen, wie wollen Sie den Zusammenhang zwischen den Piraten und der Geiß herstellen? Seeräuber haben doch eigentlich mit diesen Tieren nichts zu tun; für die interessiert sich doch höchstens ein Landmann.“

„Aber ich habe Ihnen doch schon gesagt, daß das Bild keine Geiß vorstellte.“

„Also meinetwegen einen jungen Bock – das ist doch fast dasselbe.“

„Fast dasselbe, aber doch nicht ganz“, antwortete Legrand. „Sie haben sicher schon von einem Kapitän Kidd ( Fußnote: Kidd bedeutet Böcklein, junger Bock. Ende der Fußnote ) gehört; jedenfalls sah ich das Abbild dieses Tieres als eine Art Wortspiel oder vielmehr ein hieroglyphisches Zeichen für diesen Namen an, denn seine Stellung auf dem Papier legte einen solchen Gedanken sehr nahe. Der Totenkopf in der schräg gegenüberliegenden Ecke sah aus wie ein Gepräge oder Siegel. Doch erklärte dies alles gar nichts, und mit den paar Anhaltspunkten konnte ich eigentlich nichts weiter anfangen.“

„Ich glaube, Sie erwarteten, zwischen dem Siegel und dem hieroglyphischen Zeichen einen Brief zu finden?“

„Ja, oder wenigstens etwas Ähnliches. Jedenfalls verfolgte mich die Ahnung, es stände mir irgendein großes Glück bevor. Weshalb, vermag ich nicht recht zu sagen. Vielleicht war es zum Schluß auch mehr nur ein Wunsch als eine wirkliche Vorahnung, aber Sie werden sich jedenfalls erinnern, daß Jupiters törichte Worte, der Käfer bestehe ganz aus Gold, einen merkwürdigen Eindruck auf meine Phantasie gemacht hatten. Und dann jene merkwürdige Folge von Zufällen und Zusammentreffen – bedenken Sie doch nur, welch sonderbarer Zufall es war, daß ich das Pergament an jenem einzigen kalten Tage fand, an dem ein Feuer im Kamin brannte, und daß ich es Ihnen in dem Augenblick überreichte, in dem der Hund hineingestürzt kam und Sie, um ihn abzuwehren, Ihre rechte Hand mit der Zeichnung den Flammen nahe brachten! Daß ich ohne diesen Umstand den Totenkopf niemals erblickt und den Schatz niemals gefunden hätte!“

„Erzählen Sie nur weiter, ich bin voller Spannung!“

„Also, Sie haben ohne Zweifel die vielen Geschichten und unbestimmten Gerüchte gehört, nach denen Kidd und dessen Spießgesellen irgendwo an der Küste des Atlantischen Ozeans eine Unmasse Gold vergraben haben sollen. In dergleichen Gerüchten ist gewöhnlich ein Körnchen Wahrheit verborgen, und daß sich diese Geschichte vom Kapitän Kidd so lange erhielt, hatte meines Erachtens seinen Grund nur in dem Umstand, daß der vergrabene Schatz noch irgendwo unaufgefunden lag. Hätte Kapitän Kidd seine Schätze eine Zeitlang verborgen und später wieder in Besitz genommen, so würden die Gerüchte diese letzte Tatsache gewiß nicht verschwiegen haben. Sie wären in der Folge, als nicht mehr interessant, aus dem Gedächtnis des Volkes geschwunden. Sie haben wahrscheinlich schon bemerkt, daß man überall von Goldsuchern, fast nie jedoch von Goldfindern erzählt. Mir kam nun der Gedanke, daß irgendein Zufall – nehmen wir an: der Verlust des Schriftstückes, das die Lage des vergrabenen Schatzes ankündigte – dem Kapitän die Möglichkeit genommen habe, sich wieder in Besitz seines Eigentums zu setzen. Dieser Zufall wurde seinen Genossen bekannt und gab Anlaß zu all den Gerüchten, die jetzt so allgemein geworden sind. Haben Sie jemals gehört, daß man früher einmal an der Küste einen Schatz gehoben habe?“

„Niemals!“

„Doch ist es bekannt, daß Kidd ungeheure Schätze aufgespeichert hat. Ich hielt deshalb für gewiß, daß sie noch immer in der Erde verborgen lägen und Sie werden kaum noch überrascht sein, wenn ich Ihnen sage, daß ich die Hoffnung, ja, fast die Gewißheit in mir aufsteigen fühlte, das unter so sonderbaren Umständen gefundene Pergament enthalte die verlorene Nachricht über den Ort, an dem der Schatz vergraben lag.

Ich hielt das Pergament nochmals über ein noch stärkeres Feuer, doch kam nichts weiter zum Vorschein. Da fiel mir ein, daß die dicke Lage von Schmutz vielleicht schuld daran sei, und ich reinigte das Pergamentstück sorgfältig mittels warmen Wassers. Dann legte ich es, den Schädel nach unten, in eine zinnerne Pfanne über ein Steinkohlenfeuer. Schon nach einigen Minuten war die Pfanne heiß, ich ergriff das Pergament und fand es zu meiner unaussprechlichen Freude mit Zahlen bedeckt, die in Linien geordnet zu sein schienen. Darauf legte ich es noch eine Minute lang in die Pfanne zurück und nahm es in dem Zustand heraus, in dem Sie es jetzt hier erblicken.“

Hier zeigte mir Legrand das Pergamentstück, das er eben wieder erwärmt hatte. Zwischen dem Totenkopf und dem jungen Bock erblickte ich folgende, anscheinend von ungeübter Hand geschriebene Zeichen:

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Edgar Allan Poe

Edgar Allan Poe