Wie soll man sich gegen eine Dame benehmen, um sich beliebt zu machen?

Um diese Frage so vollkommen, als möglich, zu lösen, muss noch erinnert werden, dass die Damen, so wie die Herren, nicht einerlei Temperament haben, folglich auch nicht auf einerlei Art behandelt sein wollen. Damit aber ein jeder Herr ohne Anstand und gleich seiner Erwählten so begegnen kann, als es ihr Temperament mit sich bringt, so möge diese Frage in zwei Abteilungen zerfallen, und in der ersten von der Behandlung der Damen, welche still und wortkarg sind, in der zweiten aber von denen, die lustig und gesprächig sind, die Rede sein.

Erste Abteilung.


Ist die Dame, welche sich ein Herr auserwählt hat, still und wortkarg, redet sie nicht viel, so suche er, wenn es auch seine Gewohnheit nicht ist, ebenfalls wenig zu reden, und bemühe sich, ihren leisesten Wünschen mit Erfüllung derselben zuvorzukommen, ohne aber dabei die Würde eines Mannes aus den Augen zu setzen, oder gar dieselbe zu verlieren. Er strebe gleich im Anfange der Bekanntschaft, folglich auch der Visiten, danach, sich die Achtung seiner Schönen sowohl, als die ihrer Mutter zu erwerben; denn wird er anfangs geachtet, so kann er versichert sein, später auch geliebt zu werden, weil von der Achtung bis zur Liebe nur ein sehr kleiner Schritt ist.

Um sich aber geschwind die Achtung verschaffen zu können, so werde man nie gegen seine Geliebte stürmisch, indem solch ein Betragen sie nur abschreckt und jedes Gefühl in ihrem Herzen für uns zerstört. Doch ist es eben so tadelnswert, gar zu langsam und leise aufzutreten, weil die Schöne darin einen zu geringen Grad von Liebe ahnt, und nicht geneigt ist, mit einem so kalten Liebhaber in ein naheres Verhältnis; zu treten. Eben so sei man mutvoll, kühn, tapfer, denn jede Dame liebt den Mut, und weil sie in dem Manne eine Stütze ihrer eigenen Schwächen sucht, so flößt ihr der Feige Verachtung ein, weshalb sie nur den Kühnen, Tapfern vorzieht. Man behandle seine Schöne aber dennoch mit Güte und Sanftmut, und hüte sich vor dem Aufbrausen der Rohheit und dem Jähzorn; denn diese verscheuchen die Anmut und die Grazien; man habe hinreichende Kraft, die Ungunst, die kleinen Launen, und selbst die Grausamkeiten der Schönen zu ertragen; man mache sich die Geduld zu einer Tugend.

Jeder Herr möge sich auch aller Gesellschaft, die seine Erkorene nicht besucht, enthalten; denn sonst erregt er nur die ihr angeborne Eifersucht, woraus dann nicht Liebe, sondern — Hass entsteht. Eben so hüte er sich auch vor ihrer Freundin, rede nichts Vertrauliches mit ihr; denn man weiß mir zu gut, welche Folgen daraus entstehen können, nämlich die der Verleumdung. Sollte man dann auch auf den Ball gehen, so tanze man, wo möglichst, nur mit ihr, lasse das Äuge nur auf ihr ruhen, und hüte sich vor dem starken Genuss geistiger Getränke, weil sonst sehr leicht unsere schwache Seite zum Vorschein kommen würde und dies überhaupt zu vielen Unannehmlichkeiten Anlass geben kann. Man lasse es sich auch angelegen sein, Ihren Geschmack, in Hinsicht der Kleider, zu erforschen, ob sie das Prahlende oder das Einfache liebe, und kleide sich dann danach, entweder kostbar, wenn es der Beutel erlaubt, oder nur einfach, stets aber mit der größten Sorgfalt, denn auch die Kleidung wirkt sehr viel. Übrigens kleide sich ein blasser Herr nur dunkel, und ein mit roten und feurigen Wangen begabter Stutzer stets hell.

Besitzt nun ein Herr das Talent der Dichtkunst, so möge er die Reize seiner Schönen besingen; denn welche Dame vermag einer geistreichen Schmeichelei zu widerstehen, wenn die Dichtkunst ihr die Reize, ihre schönen Formen zur Einkleidung leiht? Poetische Aufsätze verfertige er, und übergebe sie seiner Schönen mit der Bestätigung, durch sie zu denselben begeistert zu sein. Auch die Malerei hat eine große Gewalt über die Schönen. Versteht man diese schöne Kunst, so entwerfe man ihr Bild, ihre Lieblingsgegenstände, und man findet leicht Gelegenheit, seine Liebe, seine Bewunderung und seine Wünsche zu erklären. Kann man dieses nicht, so zeichne man eine Landschaft, in welcher man mit Ihr zusammen war, oder man erfinde eine, wenn sie nicht stattfindet. Kann man gar nicht zeichnen, so bediene man sich einer fremden Hand, und man triumphiert doch, wenn man vorgibt, das Stück selbst gemacht zu haben. Wird man später auf die Probe gestellt, und man versteht diese Kunst nicht, so verzeiht die Schöne schon unsre Notlüge. Im Anfange der Bekanntschaft sei man etwas schüchtern und furchtsam, und werde nur allmählich fröhlicher und dreister. Ist man mit ihr gut bekannt, so kann man sich auch ein Küsschen ausbitten, und erhält man eins, so folgen mit der Zeit mehrere nach. Das Sprüchwort heißt: „Eine Lüge zieht zehn andere nach sich;“ eben so ist es auch mit dem Kuss: „Ein Kuss zieht zehn andere nach sich.“ — Ein approbiertes Mittel!!!

Nicht minder bestrebe man sich, zu erforschen, wovon sie am liebsten spricht, und spreche dann vorzüglich nur hierüber, zeige ihr gerade diesen Gegenstand von der lieblichsten Seite, und wenn sie auch einen Fehler daran bemerken sollte, so male man ihn so schön aus, dass sie darüber hinweggleitet und suche überhaupt mit größter Gewandtheit ihrem Ideengange zu folgen. So spricht z. B. eine Dame lieber von Blumen, eine andere lieber vom Putz, eine dritte lieber von Wuchern, eine vierte lieber von der Schönheit u. s. w.

Nicht nur die Achtung seiner Schönen erwerbe man sich, sondern auch die aller übrigen Hausgenossen, selbst die der Kinder und Dienstboten nicht ausgenommen. Man rede höflich mit der Dienerschaft, gebe sich jedoch nicht zu viel mit ihr ab, spiele und scherze mit den Kindern des Hauses, denn durch diese beide, vorzüglich die letztern, erwirbt man sich sehr die Achtung und Liebe seiner Erwählten. Wie oft sagt nicht die Dienerschaft: „welchen guten und vortrefflichen Liebhaber hat nicht unser Fräulein — einen bessern Herrn haben wir wirklich nie gesehen.“ Wie oft fragen nicht die jüngern Geschwister: „Schwester wann wird endlich der gute Herr kommen? ach käme er nur bald, wir sehen schon mit Freuden seiner Ankunft entgegen!“ Denn man weiß, dass die Erwählte, obgleich anfangs spröde, oft nur durch dergleichen ihre Sprödigkeit änderte, und ihn lieb gewann. Es fehlt an Beispielen solcher Art nicht.

Ist der Herr nun überzeugt, dass er die Achtung der Dame besitze, so kann er ihr auch Schmeichelein sagen, welche sie dann nicht als Schmeicheleien, sondern als Wahrheiten, als reine Ergießungen seines Herzens aufnimmt. Besitzt er aber ihre Achtung noch nicht, so wage er es ja nicht, zu schmeicheln, weil sie dergleichen für fade Lobrednerei und nicht selten für Spott aufnimmt. Deswegen lobe er im Anfange seiner Bekanntschaft weder ihre Füßchen, Händchen, noch ihre Schönheit und ihre schöne Kleidung, noch ihren Gang u s. w., sondern schweige, und spare Alles auf Augenblicke, wo er ihr Herz schon besitzt. Lacht die Dame über die uns verursachten Leiden, so begegne man mit Ruhe einer solchen Laune; und bleibt sie, aller Visiten und Liebkosungen ungeachtet, dennoch für die sanften Gefühle der Liebe hartnäckig, starr und kalt, so sei der Liebhaber selbst düster und traurig, ziehe sich von allen Gesellschaften zurück und gestehe ihrer Freundin, wenn er sie genau kennt, seine unaussprechliche Liebe. Diese wird nicht ermangeln, ihrer Freundin ein treues Bild seiner Mitteilung zu entwerfen, sie wird ihr weiches Gefühl erwecken, Liebe und Mitleid in ihr Herzchen pflanzen, und gar bald wird darauf ein gegenseitiges Liebesgeständnis erfolgen.

Er mache ihr, wenn er nur einige Gegenliebe fühlt, ein Geschenk, mit der Bitte, mehr auf den guten Willen als auf den Wert zu sehen. Man schreibe oft, aber kurz, seiner Schönen, da überhaupt alle Mädchen gern, doch nicht lange lesen. Ein feuriger, in geschmackvollem Styl, ohne lügenhafte Übertreibung geschriebener Brief besiegt fast stets das Herz der Geliebten. Hierdurch kann man die zärtlichen, ihr eingeflößten Gefühle erhalten.

Briefe leben — atmen warm und sagen
Mutig, was das bange Herz gebeut;
Was die Lippen kaum zu stammeln wagen,
Das gesteh'n sie ohne Schüchternheit,
Dass im Gram sich Herz an Herz erhole.
Herz von Herz getrennt durch Sand und Meer,
Tragen sie vom Indus bis zum Pole
Dienstbar auch den Seufzer hin und her.


Das Vertrauen des Mädchens muss man sich durch ein regelmäßiges Betragen zu erwerben suchen; man muss die Tugend achten, sie mit den schönsten Farben schildern, und die Liebe selbst für eine Tugend erklären. Trifft die Geliebte häusliches Leid, so teile man es mit ihr, weine mit ihr, empfehle ihr Weisheit an, damit sie alle Leiden, welche dem Menschengeschlechte so reichlich beschieden sind, mit Charakterfestigkeit ertrage; — Freude und Leid teile man mit ihr. Hat man das Glück, derselben zu gefallen, so suche man sie an allen Orten auf, sei jedoch vorsichtig, so wird sie nicht fürchten, uns zu lieben. Man darf nie von der Geliebten fordern, ihre Liebe gegen uns zu gestehen, nie ihr das Versprechen ablocken, unsere Wünsche erfüllen zu wollen. — An bemerkenswerten Tagen, z. B. am Geburts- und Namensfeste, muss man vorzüglich seine Wünsche kund machen, weil sie an solchen Tagen empfänglicher dafür sind. — Manche stille, wortkarge Dame wünscht doch, obwohl sie selbst wenig zu reden pflegt, einen angenehmen Gesellschafter, der sie durch seine Gespräche unterhält. Dieses kann man leicht wahrnehmen, und dann tue man, wie es ihr gefällt. Doch ist dieses nur eine Ausnahme von der allgemeinen Regel.

Zweite Abteilung.

Wenn hingegen die Dame, welche der Herr liebt, lustig und gesprächig ist, so muss auch er viel sprechen, scherzen, Witze schmieden, frei reden, aber dabei behutsam sein, damit ihm nicht etwas entschlüpft, was ihm nachteilig sein könnte; er muss sich wenigstens im Anfange der Bekanntschaft und der Visiten in Acht nehmen, kein zweideutiges Wort zu reden, weil er sonst sehr leicht die Gunst der Schönen verscherzen könnte. Er bemühe sich, bei dieser Dame noch mehr beliebt und gefällig zu werden, und er darf dann eher die schöne Gestalt, die Kleidung, die Wangen, die Haare, die nur zum Kusse geschaffenen Lippen, die blauen oder schwarzen Augen und die kleinen Zahne loben, darf eher anfangen zu schmeicheln, als wie bei der wortkargen und stillen. Er schmeichle ihrer Eigenliebe, indem er von ihrer Geburt, ihrem Reichtume und ihren Verdiensten spricht. Bei solch einer Dame wechsele man öfters die Kleider, doch nur, wenn es die Kasse gestattet, und zeige, dass man nicht ohne Geld sei. Ein neuer Anzug, eine geschmackvolle Equipage, zahlreiche Dienerschaft schmeicheln der Eitelkeit und tragen häufig dazu bei, einen Mann bemerklich zu machen, der in einer andern Lage von der Schönen mit Geringschätzung betrachtet werden würde. Sollte sie um den Stand des Vaters fragen, so kann man, als ein Fremder, schon etwas groß tun und den Vater noch einmal so hoch erhöhen, als er wirklich ist, man kann ihn reich machen, wie man immer nur will, dabei soll man aber auch wirklich Geld in der Tasche haben. Man suche sie sowohl durch wahre, als unwahre Geschichten und Anekdoten zu unterhalten, damit ihr die Zeit bei der Unterhaltung angenehm verschwindet, und bemühe sich, so lange man bei ihr ist, lustig und gutes Mutes zu sein, nie aber sei man ausgelassen und verletze in keinem Falle die Schranken der guten Sitte.

Sollte man aber selbst still und wortkarg sein, so suche man ihre schwache Seite aufzufinden und dann dadurch ihre Gunst zu erringen. Man mache ihr kostbare oder verschwenderische Geschenke, je nachdem sie es selbst ist, und gebe ebenfalls den Armen, den Notdürftigen, wenn sie mildtätig ist; dieses tue man vorzüglich in ihrer Gegenwart. Sollte sie einmal traurig und betrübt sein, so erkundige man sich teilnehmend nach der Ursache, und sei es auch; man richte überhaupt seine Gedanken und Gesinnungen nach den ihrigen. In jedem Falle sei man gegen ihre Ältern gefällig, schmeichle ihnen, lobe vorzüglich die Mutter — ihre Wäsche, ihren Geschmack, ihre schönen Bilder, ihre Gestalt und Güte, ihre geschmackvolle Verzierung der Zimmer — denn das Sprichwort sagt:

„Wer die Tochter haben will, muss die Gunst der Mutter besitzen.“

Lobt und liebt die Mutter den Anbeter der Tochter, so ist der Sieg schon halb gewonnen; man hat dann nur noch einen kleinen Angriff auf das Herz der Tochter zu machen, und ein glänzender Triumph ist erfochten.

Der Tanz ist auch ein Mittel, sich bei seiner Dame beliebt zu machen. Man vernachlässige deshalb den Ball nicht. Die Menuet ist der Anfang des für die Geliebten so zarten Verhältnisses; sie geben sich, einander nähernd, in Gegenwart ihrer Ältern die Hand; die englischen und schottischen Tänze entfernen die Tochter von der Mutter, den Sohn vom Vater, und beide, sowohl der Sohn als auch die Tochter, hängen nur an der vorübergehenden Lust; der rauschende, in neuerer Zeit durch die Mode des Wiener Ländlers, durch den spanischen Fandango üppiger gewordene Walzer hat Üppigkeit überall verbreitet, — die Tanzenden sind dabei enger an einander gedrängt, und die Musik reizt ihre Sinne und betört ihren Verstand. Von Besonnenheit und kluger Benutzung des günstigen Augenblicks hängt hierbei oft viel ab.

In beiden Fällen, wenn die Schöne still oder lustig ist, gebe man ihr eine Serenade. Kann, man selbst nickt musizieren, so lerne man, wenn es die Zeit erlaubt, die Gitarre spielen, und gehe dann, wenn sie, nach unserer Meinung, in ihr Bettchen gehuscht ist, vor ihr Haus, spiele und singe eine beliebte Arie, die von den Freuden der Liebe handelt. Sollte eine Bank da sein, so setze man sich nieder, und lasse seine Stimme fort ertönen. Je länger man bleibt, je mehr man spielt und singt, desto liebenswürdiger erscheint der Anbeter in ihren Augen, und der Lohn ist — Gegenliebe. Nach einer Weile singe man dann noch ein Abschiedslied, und eile, nach Beendigung desselben, nach Hause und vertraue sich dem Morpheus an. Sollte man jedoch selbst weder singen, noch spielen können, so ist es besser, einen Freund mitzunehmen, der singen und spielen kann. Ähnliche Serenaden wiederhole man öfters. Die Musik ist das verführerischste Mittel, und zugleich auch das begünstigendste der Liebe. Wer könnte kalt und gefühllos sein bei dem Klange einer wohltönenden Stimme, wenn die Liebe sie belebt? Ja, es gibt Damen, welche während des Gesanges einer Romanze Tränen der Zärtlichkeit vergossen, welche die Gunstbezeugungen bewilligten, die sie früher standhaft verweigerten. Man dichte eine Romanze, und singe sie dann seiner Schönen; gewiss, sie bleibt nicht gefühllos, wenn man auch gerade kein Jünger der Musen und unser Machwerk kein poetisches Meisterstück sein sollte.

Einige behaupten, dass man ein mit folgenden Eigenschaften begabtes Mädchen getrost heiraten könne: erstens dürfe es keine Kopfhängerin sein, es müsse sich selbst unterhalten können, aber auch unterhalten lassen; zweitens dürfe es nicht gern Wohnungen wechseln, denn dieses sei ein Zeichen, dass es des Geliebten nicht leicht überdrüssig, sondern dass es seinen Erwählten, den es zuerst aus Wirkung der Phantasie liebt, nach und nach aus Gewohnheit lieben werde; drittens dürfe es nicht zu viel Neigung für den Putz zeigen, denn dann sei es gefallsüchtig; viertens sei das Lachen, wenn es mit einem Strohhalm gekitzelt wird, ein Zeichen von einer unschuldigen Seele; fünftens dürfe es, wenn man ihm widerspreche, weder keifen, noch wettern, es müsse auch das nicht nach seinem Willen Gehende ertragen können; sechstens dürfe es nicht zu andächtig sein, denn solche Mädchen halten sich immer für besser, als uns Männer, verstehen unsere Sprache der Weisen nicht; sie müssen nicht nur lieben, sondern auch fürchten, die Kunst, bei den Damen sein Glück zu machen, ist nach Einigen: Wirb bald um sie, und wiederhole die Werbung.

Es würde sehr gut sein, wenn die Damen eine von diesen beiden Eigenschaften, entweder die Wortkargheit, oder die Gesprächigkeit besäßen; allein es ist leider nicht der Fall. — So mögen folgende Charakterzeichnungen dazu dienen, den jungen Mann in den Stand zu setzen, dieselben gleich zu erkennen, und sich auch bei diesen Damen beliebt zu machen.