1) Ausbildung der Gesichtszüge und des Blickes

Das Antlitz des Menschen ist ein fast untrüglicher Spiegel seines Geistes, wie seines Herzens und Charakters. Es hängt allein von uns ab, dem Gesicht, wenn es sonst von der Natur nicht ganz missbildet und verwahrlost ist, den Ausdruck des Angenehmen und Gefälligen zu geben.

Blick und Miene, die gefallen wollen, müssen Offenheit und Heiterkeit zeigen, Selbstgefühl und Selbstschätzung ausdrücken. Bescheiden, sanft und freundlich sieht der Mensch von offenem Blick und offener Miene uns an, ohne ängstliche Schüchternheit und Frechheit, ohne knechtische Kriecherei oder lauernde Heimtücke; fern bleibt üppige Lüsternheit und Schamlosigkeit; — fest und furchtlos ruht sein Auge mit freundlichem Blick auf der Person, mit welcher er redet, und der Abglanz der innern Freudigkeit und Ruhe spiegelt sich In allen seinen Zügen ab. Mit solcher Miene und solchem Blick kann ihm achtungsvolles Entgegenkommen und Beliebtheit in der Gesellschaft nicht entgehen; er wird ein gern gesehener und willkommener Gast sein, der Weg zu seinem Glück und Fortkommen in der Welt steht offen.


Aber wie und auf welche Weise eignen wir uns diesen Blick, diese Miene an? Einzig und allein durch Veredelung unseres Herzens und durch Ausbildung unseres Gefühls für das Schöne. Und hierzu gelangen wir durch gutgewählte Lektüre und fortgesetzte Aufmerksamkeit auf das Benehmen und die Handlungsweise wahrhaft gebildeter und edler Menschen; vor Allem aber sei in uns selbst lebendig und tätig der Sinn für Religion und Tugend; denn nur auf diesem Grunde gedeihen Gemütsuche und innere Heiterkeit, deren Ausdruck auf unserm Antlitz der beste und sicherste Empfehlungsbrief durch dieses Leben ist.