Der Gärtner und die Kröte. Sage

Autor: Wilhelm Busch (1832-1908), Erscheinungsjahr: 1910
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Ein Gärtner hatte einen schönen Garten, dahin kam immer eine ganz dicke aufgeschwollene Kröte und fraß von dem schönen frischen Salat, der da im Garten stand. „Die alte häßliche Ütsche, die wollen wir todtschlagen,“ sagten des Gärtners Knaben, „die frißt uns noch all den schönen grünen Salat.“ „Nein!“ sprach der Gärtner ernst, „das laßt!“ Er nahm seine Schaufel, unterstach die Kröte, trug sie langsam zu der Mauer, die rings um den Garten ging, und setzte sie sanft und behutsam hinüber auf die andere Seite. „Da,“ sagte er, „lauf hin, wenn du ein Kind kriegst, so will ich Gevatter stehen.“ Nicht lange Zeit danach kam ein Zwerg zu dem Gärtner und bat ihn bei seinem Kinde zu Gevatter. Der Gärtner nahm die Einladung an und ging mit. Bei der Kindtaufe war alles aufs Beste eingerichtet. Als sie aber zu Tische saßen, bemerkte der Gärtner mit einem Mal zu seinem Schrecken, daß ein Mühlstein an einem Pferdehaar über seinem Kopfe hing. Entsetzt von seinem Sitze aufspringend, wollte er das Weite suchen; der Zwerg aber hielt ihn zurück mit den Worten: „Sei unbesorgt. Ebensowenig wie meine Frau am Leben geblieben wäre, da sie als Kröte in deinen Garten kam, wenn du deinen Knaben nicht gewehrt hättest, ebensowenig würdest du lebendig von diesem Orte gehen, wenn ich dein Leben nicht beschützte.“ Der Gärtner konnte jedoch keine rechte Fröhlichkeit wieder fassen und rüstete sich bald zum Nachhausegehen. Beim Abschied füllten ihm die Zwerge seine Taschen noch mit Pferdemist, der sich zu Haus aber in Gold verwandelt hatte.