Vorrede

Ich will keinen Versuch machen, mich darüber zu entschuldigen, dass die erste Abteilung dieses dritten und letzten Bandes meiner Selbstbiographie im Verhältnisse der Bahnstrecke, welche sie beschreibt, abermals so breit geworden ist. Mein Buch, wie sein Titel sagt, soll von einem Erwerb aus dem vergangenen Leben reden, für diesen aber sind mir mein Aufenthalt in Nürnberg und mein Besuch im Norden von vorzüglichster Wichtigkeit gewesen. Die Anregung zum Wachsen kam da von außen, und das lässt sich beschreiben, der Vorgang aber des Wachsens selber ist ein so innerlich verborgener, dass er sich nicht so leicht beschreiben lässt. Überdies geht es wohl Leuten von so knappem Maße der Natur als das meinige ist, wenn sie ihre Vergangenheit überblicken, öfters so, wie es mir geschieht. Es ist, als ob sich uns das Fernrohr, durch das wir auf den gemachten Weg zurückschauen, auf einer gewissen Stufe des Lebens in der Hand umkehrte. Statt dass sich uns vorher, als wir durch das Okularglas hinein-, durch das Objektivglas hinausblickten, das Ferne nahe, das Kleine groß zeigte, wird uns dann umgekehrt das Große klein, das Nahe wie in die Ferne gerückt. Da zieht sich das ganze Bild vor unseren Augen so zusammen, dass uns ein Meeresarm, über den wir kamen, so schmal wie ein Zwirnsfaden vorkommt. Und dennoch ist jeder Gegenstand, wenn die Sonne darauf scheint, deutlich genug, nur das Kleinliche, das im Schatten steht, übersieht man leicht. Ein solches Bild des umgekehrten Perspektive lässt sich freilich in kleines Format bringen, obgleich in ihm die Kirchtürme noch immer als Türme, die Hütten als Hütten, solche Glanzpunkte, wie das Haus der Sendboten zu Hermannsburg in der Lüneburger Haide als Tempel Gottes sich darstellen, in deren Nähe gut sein und Hütten bauen ist.

Nun, wenn Gott Leben und Kraft verleiht, soll der Schluss des Buches auch noch vor Abend fertig werden und meinen lieben Lesern eine gute Nacht anwünschen.


München, 3. Dezember 1855.
Der Verfasser.