Das kleine Chor, Schülerchor

Das kleine Chor.


ist mit einem niedrigen eisernen gitter abgemachet und von dem übrigen der Kirche unterschieden, daran 2 eiserne gitterne Thüren.


Noch seint 2 eiserne Gitter vor der Herrn Canonicorum Stüele, und in einem 2 Bischoffs-Stäbe, und dabey ein kleiner Meßingscher Arm mit 2 Pfeiffen.

Das kleine Altar, auff dessen steinernen Tische stehet ein Marienbildt 1), so gueten teilß vergüldet.

Ein Meßingenes Pulpet 2), darauff ein rotes atlaßen mit golde gesticktes Tuch.

Hinter diesem Altar ein großer, hoher Meßingscher leuchter mit 7 Rören 3) und auff das Sibende in der Mitten ein Marienbildt, so etwas vergüldet.

Hinter dem kleinen Altar:

ein kleiner Stuel zur rechten und
ein kleiner Stuel zur linken,

und in dem einen ein Seßel mit vfklap, darin jetzo die Herrn Prediger treten, wan Jemandt ordiniret wirdt.

Ein langer Stuel von 12 Ständen, jeder mit einer Klappen, zur rechten des Altarß, so jetzo nicht betreten werden.

Ein langer Stuel von 13 Ständen, zur lincken handt des kleinen Altarß, worin jetzo vornehme fürstliche officianten und andere, wan sie communiciren, stehen.

Ein Stuel von 3 Ständen, darin der Hr. Superintendens und beede Hrn. Prediger unter der Predigt sitzen, und zu ende des kleinen Chorß zwischen beeden Thüren in einem eisern gitterwerck stehet, dafür 2 Thüren, und ist über diesem Stuel eine Decke 4), so von 2 eisern Stangen gehalten wird, und sind uff den Stuel folgende Wordte geschrieben: Subsellia Ministerii Suerinensis.

Das Schüler Chor.


ist in die Höhe. Daran 2 steinerne gemauerte Treppen nebenst den nötigen handtgriffen, und auf der lincken seiten des aufganges ist etwas Trallienwerck von holtz gemacht. Vor dieser Treppe eine kleine Thüre. Oben am Chore ein kleines Thürchen.

Dieses Chor ist nach dem Altar halb mit höltzernen Trallien und halb mit Brettern abgemachet, wo auff ein höltzerneß Gitter.

Nach der Orgel auch mit Brettern abgemachet, das gitter aber mehrentheilß hinweg. An dieser Bekleidung stehen nach der Orgel die Apostel in Holtz gehawen und mehrentheilß vergüldet und mitten in die Jungfraw Maria 5) mit dem Christkindelein, auch vergüldet.

An der seiten ein loß brett gelehnet, worauff eine Schiebe, zur Vhren gehörig, gemahlet.

Neben diesem Chor ein Cämmerchen in die Höhe gemacht, darin stehet eine fertige, jedoch alte Vhre, so die gantze Stunde schlägt, alle halbe Stunde auch einen Schlag giebet.

Auswendig an diesem Cämmerchen ist auch eine bemahlte Schiebe, und gehet vom Chor dazu ein klein Treppchen hinauf.

Vber dieser Bekleidunge hängt ein großes Crucefix an einer eisernen Ketten hangende, so durchs gewölbe gehet, und an beeden Seiten deßelben 2 große Bilder, alß die Mutter Gottes zur rechten und St. Johannes zur lincken.



1) Dies war der Laien-Altar, welcher nach Hederichs Bericht (vgl. oben S. 152) aus der Mitte der Kirche in den kleinen Chor „höher hinauf“ gerückt ward. Das Marienbild ist wahrscheinlich das große sitzende Marienbild, welches 1866 auf dem Gewölbe gefunden und in die Alterthümersammlung versetzt ist, ein sehr schönes mittelalterliches Kunstwerk. Vielleicht ist dieses Marienbild dasselbe, bei welcher die „Milch der Maria“ als Reliquie aufbewahrt und verehrt ward, und wogegen der Schweriner Reformator und Prädicant Egioius Faber in seiner geharnischten Streitschrift: „Von dem falschen Blut Und Abgott im Thum zu Schwerin“, 1533, also zu Felde zieht: „Also gaukeln sie mit einem andern Vermeinten heilthum, Geben für, es sey auch da zu Schwerin die milch aus den brüsten Mariä, der allerheiligsten Jungfrawen, als were die reinste Jungfraw ein solch vnverschampt mensch gewesen, das sie sich entweder selbst habe gemolken oder sich von andern melken lassen, wie eine andere kue, und ir milch für ein Heiligthum in der welt umbtragen und anbeten lassen. Phu des grewlichen jamers!“
2) Wahrscheinlich ein aus Bronze gegossenes, schönes Lesepult, wie noch z. B. im Dome zu Halberstadt.
3) Der siebenarmige Leuchter, der sich noch öfters findet.
4) Baldachin mit Schnitzwerk.
5) Dieser „Schüler-Chor“ ist der alte „Singe-Chor“ oder „Lettner“, welcher an der Westseite über dem Laien-Altar mit den Bildsäulen der 12 Apostel und der H. Jungfrau Maria verziert war. Dieses Marienbild ist nach der Arbeit und Stellung wahrscheinlich das große, stehende Marienbild, welches 1866 noch auf dem Gewölbe gefunden und in die Alterthümer-Sammlungen versetzt ist.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Dom zu Schwerin