Abschnitt 1

Der Dom zu Schwerin besitzt ein altes, aus Bronze gegossenes Tauffaß („Fünte“), welches wohl noch aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, also aus der letzten Bauperiode der Kirche stammt. Leider hat das Werk keinen bedeutenden Werth, da es nur plump gezeichnet und roh modellirt und gegossen ist. Dadurch wird auch die Beschreibung und Erklärung sehr erschwert und oft fast ganz vereitelt.

Das Tauffaß bildet einen großen, achteckigen Kessel, welcher auf 8 bronzenen Trägern steht, und ist im Ganzen mit diesen Trägern gegen 3 1/2 Fuß Hamb. Maaß hoch; die Träger sind 13 Zoll hoch; die Mündung hat 4 Fuß 4 Zoll im Durchmesser.


Die ganze Außenseite ist mit halberhabenen Darstellungen verziert. Auf jeder der 8 Ecken liegt ein schwacher gothischer Pfeiler. In der Mitte jeder der 8 Seitenflächen steht ein rein gothischer, doppelter Baldachin, welcher mit den Seiten auf den nächsten Pfeilern ruht. Unter jedem Baldachin steht auf einem gothischen Sockel eine große, halb erhabene Heiligenfigur von 10 1/2 Zoll Höhe, so daß umher 16 große stehende Heiligenbilder vorhanden sind.

Diese Heiligenbilder sind zum Theil sehr schwer, zum Theil gar nicht zu erkennen, da sie sehr schlecht gezeichnet, modellirt und gegossen sind und zum größten Theil keine Attribute führen. Aus einigen Figuren läßt sich wohl ein gewisser Sinn herausfinden und daraus vielleicht weiter schließen. Nach einigem Suchen läßt sich wohl der Anfang finden, den man freilich beliebig annehmen muß und auch hier so angenommen ist.

Die Figuren sind, von der Rechten nach der Linken, folgende:

1) Die Jungfrau Maria mit dem Christkinde auf dem Arme.

2) Der Evangelist Johannes mit dem Kelche.

Dies sind die beiden Schutzheiligen des Schweriner Doms.

3) Christus in der Taufe, mit einem Kreuze in dem Heiligenschein („Kreuznimbus“), die Hände faltend, stehend, den Leib ganz von breiten Wellen umschlungen. Aehnlich ist die Taufe Christi auf andern alten Bildwerken, z. B. dem ältern Capitel-Siegel des Bisthums Camin dargestellt.

4) Johannes der Täufer (?). Eine männliche Figur, welche die rechte Hand hoch erhebt.

So weit wäre der Sinn klar. Es soll durch diese Figuren angedeutet werden, daß das Gefäß ein Tauffaß des Schweriner Doms ist.

Die folgenden Figuren lassen sich aber schwer oder gar nicht deuten; ich wenigstens habe davon abstehen müssen; vielleicht gelingt es Andern, den Sinn zu errathen. Es scheinen nicht sowohl mittelalterliche Heilige zu sein, sondern mehr biblische Personen, vielleicht auch alttestamentliche Vorbilder („Typen“). Die Figuren sind folgende:

5) Männliche Figur mit einer Krone auf dem Haupte.

6) Eben so.




7) Weibliche Figur mit Kopftuch.

8) Eben so.




9 Männliche Figur mit einer Kappe (?) auf dem Haupte.

10) Eben so.




11) Eben so.

12) Eben so.




13) Weibliche Figur.

14) Männliche Figur.




15) Weibliche Figur.

16) Männliche Figur.




Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Dom zu Schwerin