Abschnitt 3

Der Leichenstein des Bischofs Marquard Beermann.


Der Stein lag, bis 1866, im Mittelgange des Chors, ungefähr in der Mitte vom Altar bis zum Kreuzschiff, an der Nordseite neben den Stühlen, ist aber, so viel zu bemerken ist, oben abgehauen, um zum Mittelgange zu passen. Die Umschrift ist wohl in Messing eingelegt gewesen, da nur ein vertiefter Streifen ohne Buchstaben zu erkennen ist. Sonst ist der Stein sehr abgetreten. Zu den Füßen bemerkt man jedoch, wie ich früher wiederholt und darauf später auch der Herr Archivar Dr. Wigger gesehen haben, einen Schild mit 2 gekreuzten Schlüsseln, das Wappen der Beerman.


Nach Hederichs Chronik der Bischöfe von Schwerin lautete die Inschrift verdeutscht:

Bischof Marquard liegt zu Schwerin unden ihm Chor
begraben, mit dieser auff deutsch überschrifft:

Im Jahre des Herrn 1378, am Tage des Heiligen
Lamperti, ist gestorben der Erwürdige Vater in Christo
Herr Marquardus Beermann, dieser Kirchen erwelter und
durch den Ertzbischoff zu Bremen confirmirter Bischoff,
welches Seele in Frieden ruge.

Der Stein war nur im untern Theile sichtbar und wohl bei der vorletzten Restauration zerschlagen oder zerbrochen. Die Vermuthung, daß der übrige Theil des Steines von den Kirchenstühlen bedeckt und noch vorhanden sei, hat sich bei der letzten Restauration nicht bestätigt, da in der ganzen Kirche unter den Stühlen kein Leichenstein lag, sondern alle Steine, zum Theil behauen, mit der graden Linie an die Sohlen der Stühle gerückt waren. Bei der jüngsten Restauration im Jahre 1869 ist auch dieser letzte Rest unter die neuen Kirchenstühle gelegt worden.

Leichenstein des Bischofs Conrad Loste.


Nördlich neben den andern bischöflichen Grabplatten vor dem Hochaltare, nahe einem nördlichen Pfeiler im Anfange des nördlichen Seitenschiffes, lag früher ein großer Leichenstein auf dem Grabe des verdienten Bischofs Conrad Loste († 1503). Bei der jüngsten Restauration ward zur Vergrößerung des Altarraumes der Stein gehoben und aus dem Altarraume entfernt. Dabei zerbrach er; es ward nur der kleinere, obere Theil wieder gefunden, und dieses Bruchstück später ins nördliche Kreuzschiff gelegt; der größere untere Theil wird zum Sockel unter die neuen Chorstühle gelegt sein.

Glücklicher Weise sind über den Inhalt noch ausreichende Nachrichten vorhanden. Schon Köpken giebt zu einem Rostocker Universitäts-Programm zur Disputation des Gerhard Berling: Memoria Conradi Lostii episcopi Sverinensis, Rostock, 1707, einen großen Holzschnitt der Zeichnung dieses Steines. Um das Jahr 1835 schenkte der wailand Bau-Conducteur v. Motz, damals in Schwerin, später in Lübek, gestorben in Rußland, aus Neigung zur alten Kunst, dem Verein für Meklenburgische Geschichte und Alterthumskunde eine sehr gute, große Tuschzeichnung von dieser Grabplatte. Etwas später unternahm ich selbst eine genaue Lesung der Inschrift, welche ich noch besitze. Mit diesen Hülfsmitteln läßt sich noch eine sichere Beschreibung des Steines geben.

Der Stein von grauem schwedischen Kalkstein enthält unter einem Baldachin das lebensgroße, stehende Bild des Bischofs in bischöflicher Kleidung, die rechte Hand zum Segnen erhoben, mit der linken Hand den Bischofsstab haltend, zur Rechten am Haupte sein bekanntes Wappen, ein halber Widder mit einem Bischofsstabe. Die Inschrift, in welcher an den 4 Ecken die Evangelisten-Symbole stehen, lautet in großen, stark geschnörkelten, gothischen Buchstaben:

...

1 2 3)



(= Anno domini MDIII in vigilia nativitatis obiit
reverendus in Christo pater Conradus (Loste) Episcopus
Swerinensis, utriusque juris doctor, in suam ecclesiam
largus benefactor.)

Das Dom-Capitel-Wappen zum Andenken an den alten Kanzelbau.


Im Jahre 1570 ließ das Dom-Capitel durch den herzoglichen Baumeister Johann Baptista Parr eine neue Kanzel an dem mittlern nördlichen Pfeiler des Schiffes, dem jetzt abgebrochenen, von dessen Bruder Christoph Parr im Jahre 1572 erbaueten fürstlichen Empore gegenüber, bauen, und zum Andenken des Baues eine Wappenverzierung an die westliche Seite des Pfeilers heften, welche noch erhalten, aber durchaus fehlerhaft übermalt ist.

Die Inschrift unter dem Capitelwappen lautet:

DEO OFT. MAX. TRINO
ET UNI DOCENDI PROPAG-
ANDIQUE SALUTIFERI VER-
BI ERGO CANONICI HUIUS
ECCLESIAE HOC SUG-
GESTUM SUIS SUMP-
TIBUS POSUERUNT
ANNO MDLXX


Diese Kanzel ist längst auch verschwunden.
In der Mitte ist




1 2 3) Schröder P. M. II, S. 2710, hat „natiuitatis Christi“; das Wort „Christi“ steht aber nicht auf dem Steine, wie ich noch 1869 auf dem großem Bruchstück gelesen habe. Der Ausdruck: „in uigilia natiuitatis“ bedeutet: „Am Heiligen (Weihnachts-) Abend“.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Dom zu Schwerin