Abschnitt 2

Jede Hälfte der Doppelplatte hat folgende Darstellung:

In einer jung gothischen, dreigiebeligen Nische liegt der Bischof in voller Bischofstracht mit übereinander gelegten Händen, unter denen der Bischofsstab liegt; zur Rechten liegt der Bischof Gottfried, zur Linken der Bischof Friedrich. Der Kopf liegt auf einem Kissen, welches zwei geflügelte Engel halten. Die Augen sind geschlossen. Der Bischofsring auf dem Mittelfinger fehlt. Der v. Bülowsche Wappenschild ist auf der reichen bischöflichen Kleidung vielfach angebracht.


Ueber jeder dreigiebeligen Nische steht ein hoher, reicher, dreithürmiger Baldachin mit drei Nischen. In jeder Nische sind unter kleinen Baldachinen drei kleine Figuren. In der Mitte thront Gott Vater, welcher eine Seele in der Gestalt eines kleinen nackten Kindes in den Schooß nimmt; zur Rechten steht ein Engel, der ein Weihrauchfaß schwingt, zur Linken ein lobpreisender Engel. Unter dem kleinen Baldachin steht zur Rechten in Gottfrieds Platte in der Mitte ein Engel, der die Laute spielt, zur Linken ein Heiliger mit einem Kelch, an jeder Seite dieser beiden Figuren steht ein Engel mit einer brennenden Kerze auf einem Leuchter in den Händen. Aehnlich ist die Darstellung unter dem kleinen Baldachin zur Linken in Friedrichs Platte, nur daß in der Mitte der Nische zur Linken ein Heiliger steht, der die Geige spielt.

In der Mitte und an jeder Seite der Platte steht als Träger der Baldachine ein breiter Pfeiler, jeder mit 5 Doppelnischen mit Baldachinen verziert und mit einem hohen Fialenthurm gekrönt.

In diesen Doppelnischen stehen kleine Figuren: die Propheten mit Mützen bedeckt und Spruchband in den Händen, die Apostel mit Heiligenscheinen und mit ihren Attributen, und einige Heilige, welche wohl besondere Beziehung zu den Bischöfen und dem Dom haben. Diese Figuren sind, so viel sich erkennen und ermitteln läßt, in der Ansicht folgende:

Tabelle 1

Der Umschriftrand bildet eine breite Kante, in welcher ein gewundenes Band mit der Inschrift liegt, welches große Bogen macht. Die Fläche jedes Bogens ist reich mit einem Weinstock mit Laub und Trauben verziert, in welchem je ein gekrönter König im Brustbilde sitzt, welcher auf einem musikalischen Instrumente Musik macht: es sind 22 Königsbilder dargestellt und wohl alle musikalischen Instrumente der damaligen Zeit vertreten, für die Geschichte der Musik nicht unwichtig. In den 4 Bogen an den 4 Ecken stehen die 4 Evangelisten-Symbole: der Löwe unten rechts fehlt, die Lücke ist durch ein glattes Stück Messing gefüllt. An jeder Seite ist in einem Bogen zwei Male das v. Bülowsche Wappen mit Schild und Helm dargestellt. Unten unter dem Mittelpfeiler, im untersten Bogen, wo das Band keine Inschrift hat, auf dem untersten Rande der Platte, liegt eine verhältnißmäßig große männliche Gestalt, mit geschlossenen Augen, mit einem Laken zugedeckt, den Kopf mit einer Kappe bedeckt auf ein Kissen gelegt, den linken Arm neben sich ausgestreckt, mit der rechten Hand einen Stift oder ein Licht emporhaltend. Dies mag den Baumeister des Domes (Wylde) darstellen sollen, welcher 1374 gestorben sein wird und noch die Zeichnung zu dieser Grabplatte gemacht haben mag (vgl. oben S. 184).

Die Inschrift in gothischer Minuskelschrift auf dem gewundenen Bande beginnt unten in der Mitte unter dem Bilde des Bischofs Gottfried und läuft von der Linken zur Rechten herum. In der untern Zeile fehlt ein Stück mit der Jahreszahl welches durch ein glattes Stück Messing ersetzt ist. Die Inschrift auf den Bischof Friedrich beginnt oben in der Mitte, jedoch mit dem Worte obiit noch auf der platte des Bischofs Gottfried. Am Ende unten sind fast zwei Windungen des Inschriftbandes nicht ausgefüllt. Die Worte des Sterbejahres und Sterbetages haben gar keine Punkte hinter sich.

Die Inschrift lautet folgendermaßen:

...



...


Der Sockel, auf welchem die Nischen und Pfeiler aufgebauet dargestellt sind, ist besonders reich mit kleinen Figuren verziert, welche unter den Füßen der Bischöfe die sinnliche, irdische Welt mit ihrer Lust darstellen. Zur Rechten in der Ansicht ist dargestellt, wie unter Bäumen eine wilde, zottige Menschengestalt zu Pferde ein kleines weibliches Wesen entführt und von der einen Seite von dem Fürsten der Welt und ähnlichen Begleitern empfangen, an der andern Seite von einem geharnischten, das Schwert schwingenden Ritter zu Roß, welcher aus einer Burg sprengt, verfolgt wird. Zur Linken in der Ansicht ist ein Gastmahl von teuflischen, zottigen Menschengestalten dargestellt: rechts von der Tafel wird aus einem Fasse Getränk gezapft, links aus einem Kochgefäße Speise geholt: unten fehlt nicht ein kleiner Bratenwender mit einem Braten auf dem Drehspieß.

In den Füßen der Pfeiler sind kleine Doppelnischen ohne Baldachine, welche je eine männliche und eine weibliche Figur in weltlicher Tracht enthalten: in der Mitte ein Mann mit Kappe und langem Rock und eine Frau mit Mütze ohne Bezeichnung des Haupthaars; in der Ansicht links ein Mann in Wams und Kappe und eine Frau mit Locken an den Schläfen; in der Ansicht rechts ein Mann in Harnisch und Kappe und eine Frau mit Locken an den Schläfen: immer der Mann zur Rechten und die Frau zur Linken. Diese Figuren mögen die Aeltern und Großältern der Bischöfe oder die Stifter des Denkmals sein; jedenfalls sollen sie wohl Mitglieder der Familie v. Bülow darstellen.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Dom zu Schwerin