Bischöfliche Begräbnisse

Die meisten Bischöfe von Schwerin sind wohl in dem Dome daselbst begraben, jedoch sind sehr viele Gräber nicht mehr aufzufinden, wenn auch noch Spuren davon vorhanden, sind. Viele Grabplatten sind zersägt und zu neuern Gräbern benutzt und abgetreten. So liegt im Dome noch ein Stein, in welchem die Umrisse eines Bischofes mit einem Kelche in der Hand eingegraben sind und von der Umschrift noch die Buchstaben: , welche auf eine sehr frühe Zeit (vor 1350) deuten. Ein anderes Bruchstück enthält die Worte: Dieser Stein mag zu dem Grabe des Bischofs Johannes Thun, † 1504, gehören. Die Bischöfe Melchior, † 1381, Heinrich II., † 1429, und Werner, † 1473, sind zu Bützow begraben; aber von Leichensteinen ist sicher keine Spur mehr vorhanden. Nicolaus Böddeker, † 1459, liegt zu Lübek.

Hier soll nur erläutert werden, was zur Erkenntniß des hier mitgetheilten Inventarii und des jetzigen Zustandes dient, da eine Untersuchung über die Gräber der Bischöfe in eine Geschichte der Bischöfe gehört und auch als eine eigene Arbeit von großem Umfange werden würde.
Bis in die Regierungszeit des Großherzogs Paul Friedrich lagen vor dem Altare 5 Grabplatten, welche jedoch bei der Restauration der Kirche im Jahre 1815 mit dem Fußboden gesenkt fnpage und wohl nicht alle wieder an ihre ursprüngliche Stelle gelegt waren. Von diesen 5 Grabplatten waren 2 die bekannten, prachtvollen Messingplatten in „ Messingschnitt“, auf den Gräbern der 4 Bischöfe aus der Familie v. Bülow, welche von dem bedeutendsten Einflusse auf das Bisthum waren, und 3 Steinplatten. Bei der ersten Einrichtung des fürstlichen Begräbnisses in der Heil. Bluts-Kapelle, nach des Großherzogs Paul Friedrich Tode, wurden die 2 Messingplatten, weil ein Gang vor dem Altare darüber hinweg ging, von ihren Unterlagen gehoben und an die Wände der westlichen Chor-Kapelle im Süden gesetzt, wo 1867 die Gruft der Herzoge aus dem 16. Jahrhundert gebauet ist und die Denkmäler auf den Herzog Johann Albrecht I. stehen. Bei dieser Einrichtung sind im Jahre 1867 diese Messingplatten hier wieder weggenommen und an der Chorwand im Norden aufgerichtet. - Nach dem Bericht des Consistorialraths Tode vom Jahre 1794 (vgl. Fromm a. a. O. S. 280) waren die Vertiefungen der Messingschnittplatten „mit einer weißen Masse ausgefüllt, die einem Kitt sehr ähnlich sah“


Im hohen Chor,

alß woselbst der anfang gemacht.


Lit. A.


Für dem hohen Altar eine Bischoffliche Begräbnuß 2), worauff ein Leichstein mit Meßing überleget, liget, und seindt darin zwo Bischoffsbilder sampt 4 Bülowen Wapen gestochen.

Lit. B.


Noch hiebey eine Bischöffliche Begräbnuß 3), darauff ein Leichstein, ein guet Theil größer wie der vorige, auch mit Meßing überleget, und seindt gleicher gestalt 2 Bischoffsbilder nebenst 4 Bülowen Wapen darin gestochen.

Lit. C.


Noch eine Bischöffliche Begräbnus mit einem Leichstein, worauff, wie annoch bekandt, vor diesem ein in Meßing gegoßenes Bischoffsbilde 4), Menschensgröße, in der mitte gelegen, auch vmbher uff den Stein Meßing gewesen, NB. welches, des Kirchen Maurmeisters Jochim Stolten bericht nach, für vngefehr 50 Jharen, weiln zu der Zeit die Communion fürm großen Altar gehalten werden sollen (dan Sie vorhin fürm kleinen Altar allemahl verrichtet) Und daßelbe dazu behinderlich gewesen, hinwegk genommen und hinterm Chor zur seiten in der Maur aufgesetzet und befestiget, Nachgehents aber, etwa für 11 Jharen, solches wieder herausgenommen, aufs Schlos geliefert und zu Stücken oder geschützen verbraucht worden.




2) Dies ist die kleinere Messingplatte, 11 Fuß hoch eine Doppelplatte, auf den Gräbern der Bischöfe Ludolph I. † 1339, und Heinrich I. † 1347, beide aus der Familie v. Bülow, welche bald nach dem Tode Heinrichs gelegt sein muß, da die Inschriften noch in Majuskel-Schrift gehalten sind. Diese Platte ist noch vorhanden.
3) Dies ist die prachtvolle, größere Messingplatte, 15 Fuß hoch, ebenfalls eine Doppelplatte, gelegt auf das Grab des Bischofs Friedrich II. v. Bülow, † 1375, des Vollenders des Domes. Zu gleicher Zeit ist zur Symmetrie mit der kleinen Platte das Gedächtniß des Bischofs Gottfried I. v. Bülow, † 1314, in gleicher Art darauf verherrlicht, obgleich dieser daneben ein eigenes Begräbniß hatte. Die Platte muß bald nach dem Tode Friedrichs gelegt sein, da der Styl einen vollkommen ausgebildeten gothischen Styl zeigt und die Inschriften in der ausgeprägten Minuskel-Schrift jener Zeit gehalten sind. Diese Platte ist noch vorhanden.
4) Daneben ist das Grab des Bischofs Gottfried I. v. Bülow. Nach allen Nachrichten lag auf dem Steine des Bischofs ganze Statue aus Messing, oder, wie Hederich in seiner Bischöflichen Historie sagt, „ein erhabener ganzer Bischof aus Messing gegossen, 1 Fuß hoch, 4 Fuß breit und 9 Fuß lang“. Dieses Bild ist früh gehoben und an der Wand neben dem Chor aufgerichtet (wohl dort, fnpage wo jetzt die Messingplatten angebracht sind) und befestigt gewesen. In unserm Inventarium steht, dies sei vor ungefähr 50 Jahren, also ungefähr 1604, geschehen. Aber Hederich († 1605), der um diese Zeit seine Bischöfliche Historie vollendet hat, sagt, „daß die Statue schon damals nach vielen langen Jahren aufgenommen und an die Wand gesetzt“ sei; vielleicht mag es 1585 bei der Oeffnung des Chors gewesen sein; daß es bei der Legung der Messingplatte 1375 geschehen sei, ist nicht glaublich. Wenn aber Franck im A. u. N. Meklenburg, Buch V, S. 245, 1754, sagt, daß das Bild damals „an der Wand im Chor noch stehe“, so ist diese Behauptung wohl nur aus dem Winde gegriffen; denn wir müssen das Inventarium von 1664, welches das Bild sicher aufgeführt haben würde, wenn es damals noch vorhanden gewesen wäre, durchaus für richtig halten. Der Stein, auf welchem das Bild nach den vertieften Umrissen eingelassen gewesen ist, lag noch auf seiner Stelle vor dem Altare; der Stein ist 10 Fuß 5 Zoll lang und die niedrige Vertiefung für das eingelassen gewesene Bronzebild, dessen Kopf auf einem viereckigen Kissen gelegen hat, 7 Fuß 3 Zoll lang; umher läuft eine Vertiefung für einen breiten Inschriftrand mit runden Scheiben an den 4 Ecken für die Evangelisten-Symbole.

Lit. D.


Noch eine Bischöffliche Begräbnuß 5) mit einem Leichstein, darin ein Bischoffsbilde gehawen.

NB. Vorbemelte 4 Bischoffs Begräbnußen liegen negst
vor dem Altar in einer Reige, in die breite.

Lit. E.


Hiernegst folget in der mitte dieses hohen Chors noch eine Bischöffliche Begräbnuß 6), mit einem Leichstein beleget, Worin auch ein Bischoffs Bilde nebenst dem nahmen Hr. Conradus Lost I. U. D. gehawen.

Im kleinen Chor.


Lit. E.


Noch eine Bischöffliche Begräbnus 7), worauff ein Leichstein lieget, so in der Zwerg gebrochen, mit einem Meßingschen Bischoffshuet, auch in dem Stein ein Bischoffsbilde und Stab gehawen.




5) Dies ist das Grab des Bischofs Rudolph II. († 1262), neben den genannten. Der Stein ist jedoch in jüngeren Zeiten des Mittelalters erneuert, da die Inschrift in Minuskel-Schrift gehalten und schlecht gearbeitet ist.
6) Dies ist der Leichenstein des Bischofs Conrad Loste († 1503), welcher 1866 noch vorhanden war. Er lag aber nicht in der „Mitte des Chors“, sondern zur Seite der eben genannten und ist hierher wohl im Jahre 1815 gelegt worden.
7) Dies ist der Leichenstein des Bischofs Marquard Beermann († 1376), welcher nach Hederich „unten im Chor“ begraben ward. In der Mitte des Mittelganges des Chors neben und zum Theil unter den Stühlen lag noch 1867 ein sehr abgetretener Leichenstein, dessen jetzt fehlende Inschrift mit Messing eingelegt gewesen ist. Der obere Theil war wegen der Stühle nicht zu sehen und wahrscheinlich abgehauen. Aber es waren noch die Umrisse eines Bischofsbildes zu erkennen und zu den Füßen desselben ein Wappenschild mit 2 gekreuzten Schlüsseln, das Wappen der Beermann.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Dom zu Schwerin