Abschnitt 3

Der Hochaltar.


Der Hochaltar des Domes zu Schwerin, noch ein Denkmal alter Zeit, ist in mancher Beziehung einzig in seiner Art im Lande, hat aber verschiedene ungünstige Schicksale erlitten. Der „hohe Altar“ stand früher im Osten des hohen Chors an der gewöhnlichen Altarstelle. Bei der vorletzten Restauration der Kirche mußte der alte geschnitzte Altar einem neuen Gemälde weichen und ward in der niedrigen „Kapelle zu Marien Himmelfahrt“ aufgestellt, welche bis zu der jüngsten Restauration vergittert war und auch zur Aufbewahrung von Baugeräthen benutzt ward. Bei der letzten Restauration stand er auch hier im Wege und ward im Jahre 1869 ins Antiquarium versetzt.


Der Altar hat zunächst dadurch einen geschichtlichen Werth daß er datirt ist. Er ward 1495 von dem verdienten Bischofe Conrad Loste (1482-1503) unter welchem auch der ebenfalls datirte alte Altar der Kirche zu Bützow vom Jahre 1503 erbauet ward, der Domkirche geschenkt. Der Altar trug folgende lateinische Inschrift:

„Anno domini MCCCCXCV reverendus in Christo pater
et dominus D. Conradus Loste episcopus Sverinensis
hanc tabulam de propriis suis donavit.“

Diese Inschrift welche noch im Jahre 1707 vorhanden war 2), hat wahrscheinlich auf einer Krönungsleiste gestanden, wie die Inschrift des Bützowschen Altars 3), ist aber jetzt nicht mehr vorhanden.

Der Altar ist ein Flügelaltar, dessen Tafeln 6 Fuß hoch sind; das Ganze ist 18 Fuß breit, die Mitteltafel 9 Fuß, und jeder Flügel 4 1 /2 Fuß breit.

Die Mitteltafel ist einzig in seiner Art im Lande. Das Mittelstück ist nämlich aus Stein: so viel bekannt ist, giebt es im ganzen Lande kein steinernes Altarbild. Die Mitteltafel ist ein Gruppenbild in hohem Relief aus festem Sandstein, welcher bemalt ist. Diese Tafel ist aber für die Verhältnisse des Domes nicht groß genug, da sie nur 4 1/2 Fuß hoch und 6 Fuß breit ist; wahrscheinlich hat der Bischof sie im Auslande schon fertig gekauft und zu der Erbauung des Altars verwenden lassen. Zunächst ist das steinerne Bild von einem starken, bemalten und vergoldeten Rahmen von Eichenholz eingefaßt, wahrscheinlich auch um es sicherer befestigen zu können. Dann ist an jeder Seite eine schmale Nische von 1 1/2 Fuß Breite für die Bildsäulen der beiden Localheiligen des Doms angebracht und unter die ganze Breite der also construirten Mitteltafel eine Art von niedriger Predelle von 1 1/2 Fuß Höhe für 7 Brustbilder von Heiligen gesetzt. Endlich ist die ganze Mitteltafel eingerahmt, um die beiden Flügel anhängen zu können, welche natürlich beim Zusammenschlagen genau auf die Mitteltafel passen.

Uebrigens ist der Altar an der Bildhauerei und Malerei vielfach stark beschädigt.

Hiernach läßt sich eine wohl ziemlich zutreffende Beschreibung des Altars geben (Vgl. auch oben S. 155 die Beschreibung im Inventarium von 1663).

Die Mitteltafel enthält folgende Darstellungen.

Das steinerne, bemalte Hauptbild enthält 3 Darstellungen aus dem Leben Christi, welche durch Baumwände oder Hecken von einander getrennt sind.

Tabelle 1

Zu beiden Seiten stehen in besonderen, gleich hohen Nischen die beiden Localheiligen des Domes:

Maria. ? Johannes, Ev.


Die Predelle des Mittelstücks, von ungefähr 1 1/2 Fuß Höhe, enthält 7 niedrige Nischen, in welchen 7 Brustbilder von alttestamentlichen Heiligen stehen. Die Brustbilder haben Spruchbänder in den Händen, von denen jedoch alle Schrift abgefallen ist. Das mittelste Brustbild hat eine Krone auf dem Kopfe und soll wohl den König David vorstellen. Die übrigen Brustbilder haben Mützen auf dem Kopfe und lange Bärte und sind wahrscheinlich Propheten.

Die Flügel sind queer getheilt und enthalten zwei Reihen Figuren aus bemaltem Eichenholz, in jeder Reihe 4, im Ganzen 16 Figuren: der Mitteltafel zunächst die 12 Apostel, an den äußersten Enden 4 männliche Heilige, in der Ansicht also:

Tabelle 2


Tabelle 3




2) Die Inschrift ist in „Köpken: Memoria Conradi Losti episcopi Sverinensi“, einem Rostocker Universitäts-Programm zu der Disputation des Gerhard Berling 1707, p. 61, aufbewahrt.
3) Vgl. Jahrb. XXIV, S. 330.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Dom zu Schwerin
Tabelle 1

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Tabelle 2

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Tabelle 3

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