Stadtarchiv Teterow

Der Burgwall von Teterow und seine Eroberung durch die Dänen im Jahre 1171

Autor: Asmus, Rudolf Dr. med. (1875-1965) praktischer Arzt in Teterow, Heimatforscher und Publizist, Erscheinungsjahr: 1928
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg, Ostmecklenburg, Teterow, Burgwallinsel, Geschichte, Eroberung durch die Dänen, Saxo, Lisch, Waldemar, Otimar, Teterower See
Aus: Ostmecklenburgische Heimat. Halbmonatszeitschrift der „Teterower Nachrichten“ für ostmecklenburgische Heimatwerte und Landeskunde. Verantwortlich für den gesamten Inhalt: Studienrat Dr. Gerhard Böhmer. — Druck und Verlag von Hermann Decker, Teterow, Malchiner Straße 15. — Erscheinungsort Teterow. (Mecklenburgische Schweiz) 1. Jahrgang. 1928. [im Bestand des Stadtarchivs der Stadt Teterow]

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Eine Heimatzeitschrift „Ostmecklenburgische Heimat“ gab der Verlag Hermann Decker, Inhaber Ernst Vick, in den Jahren 1928 bis 1945 regelmäßig heraus. Die Auflage betrug 3000, später 4000 Exemplare.(Aus: Kurt Bernhard, Die Zeitungs- und Zeitschriften –Verlage in Mecklenburg, 1982/83) F. Herholz

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Die wunderschöne Burgwallinsel im herrlichen Teterower See bildete bis vor kurzem einen von denjenigen Glanzpunkten unserer ostmecklenburgischen Seenlandschaften, besten Besuch wegen der erschwerten Zugangsverhältnisse nur wenigen bevorzugten Menschen möglich war. Prachtvoller frei gewachsener, Baumbestand von teils parkartiger, auf dem Burgwall selbst urwaldartig anmutender Wirkung, reizende Ausblicke auf die weite Seefläche wie auf stille waldumsäumte Buchten, im Hintergrunde als Kulissen die waldbestandenen Höhen der Heidberge bis zu den „Thürkower Buchen“, des Teschower Silberberges und des Pohnstorfer Waldes, — alles in allem ein Idyll, das manchen, an Böcklins „heiligen Hain“ erinnert hat und jedem, der dort war, unvergesslich geblieben ist.

Nachdem nun schon des längeren die Insel durch Motorbootverkehr auch Fernstehenden erreichbar geworden war, wird sie demnächst — leider muss man sagen: leider — durch Einrichtung einer Wagen- resp. Autofähre, Familienbadestrandes und eines richtiggehenden Restaurationsbetriebes dem großen Verkehr erschlossen werden. Wenn auch damit der Reiz der ungestörten, stillen Einsamkeit dauernd dahin sein wird, so wird doch andererseits der wachsende Verkehr dazu beitragen, manche noch offene Wunde im Teterower Wirtschaftsleben zur Heilung zu bringen.

Als um 1860 der Teterower See um etwa 2 Meter gesenkt wurde, traten die Reste der südlich zum Festland verlaufenden großen wendischen Brücke wieder zutage. Man holte den Geheimen Archivrat Lisch herbei. Dieser erkannte als erster die große Bedeutung der ungewöhnlich umfangreichen wendischen Befestigungsanlage auf der Insel. Er stellte fest, dass sie die urkundlich bekannte wendische Burg "Bridder" war und war imstande, uns den durch einen wunderbaren Zufall erhaltenen eingehenden Bericht des am dänischen Hofe lebenden Mönches Saxo Grammaticus [1140-1220] über die Einnahme der Burg zugänglich zu machen. Da sich seit der damaligen Veröffentlichung Lischs in Bb. 26 der Jahrbücher für meckl. Gesch. und Altertumskunde manche neuen Gesichtspunkte ergeben haben und unsere Einblicke in die Verhältnisse der damaligen Zeit ganz andere geworden sind, erscheint es lohnend, in Anlehnung an Saxos Bericht und Lischs Ausführungen nochmals die Einnahme der Burg und die dazu führenden Vorgänge vor unseren Augen vorüberziehen zu lassen.

Wie Saxo Grammaticus eingehend berichtet und die Knytlinga Saga bestätigt, landete im Sommer 1171 König Waldemar von Dänemark mit demjenigen Teil seiner Flotte, der von den Jüten gestellt und bemannt worden war, in Sträla am Sträla-Sund, welches damals wohl schon seine noch jetzt sprachlich nachweisbare dänische Bevölkerungsunterschichtung gehabt haben wird. Er brachte eine größere Heeresabteilung an Land, die, wie die folgenden Ereignisse zeigen, wohl ausschließlich aus Reiterei bestanden haben wird, und stieß dann unvermittelt in Begleitung des alten Wendenhassers und Wendenbekämpfers Absalon (Axel) von Roskilde südwärts in der Richtung auf die Trebel und die südlich davon gelegenen circipanischen Wendenländer vor. Die Beweggründe für diesen Zug ergeben sich aus den durch denselben erzielten Ergebnissen. Einmal wollte sich Waldemar gegenüber der sich mehr und mehr geltend machenden Machtstellung Heinrichs des Löwen in Mecklenburg, die bereits nach Pommern überzugreifen drohte, eine ähnliche Position von dem soeben unterworfenen Rügen aus in Vorpommern und den östlichen Mecklenburgischen Landstrichen verschaffen; Absalon von Roskilde seinerseits erstrebte etwas Ähnliches auf kirchlichem Gebiet gegenüber dem wachsenden Einfluss der naturgemäß sächsisch eingestellten kirchlichen Zentren Schwerin, Havelberg und Kammin. Dazu kam nach Helmolt noch, dass Waldemar offenbar seinen Jüten eine ausgiebige Gelegenheit zum Beutemachen geben wollte. Die Jütische Flotte war wenige Wochen vorher mit demjenigen dänischen Flottenteil, der von Seeland gestellt worden war, bei Gjedserodde auf Falster zusammengetroffen. Hier hatten die Jüten mit Neid und Missgunst die kolossale Beute zu sehen bekommen, welche die Seeländer nach der Plünderung Wagriens nach Hause zu schaffen im Begriff waren. Waldemar fürchtete offenbar Unruhen unter den Jütischen Schiffsbesatzungen, wenn er ihnen nicht eine ähnliche Gelegenheit verschaffte, zumal da er ja 14 Jahre vorher durch Besiegung und Beseitigung des Kronprätendenten Swen auf den Thron gekommen war und er daher unter den Jüten noch manchen heimlichen Feind haben mochte; so sollten nun auch die Jüten einmal hinsichtlich des Beutemachens auf ihre Kosten kommen. Diese, offenbar von Waldemar geforderte Einstellung der Jüten auf Beutegewinnung sollte später bei dem Falle der Burg Teterow eine verhängnisvolle, entscheidende Rolle spielen.

Ostmecklenburgische Heimat, Titelblatt

Ostmecklenburgische Heimat, Titelblatt

Lisch, Georg Christian Friedrich (1801-1883) mecklenburgischer, Archivar, Altertumsforscher, Bibliothekar, Redakteur, Publizist

Lisch, Georg Christian Friedrich (1801-1883) mecklenburgischer, Archivar, Altertumsforscher, Bibliothekar, Redakteur, Publizist

Saxo Grammaticus (1140-1220) dänischer Mönch und Geschichtsschreiber

Saxo Grammaticus (1140-1220) dänischer Mönch und Geschichtsschreiber

Teterow, Burgwallinsel

Teterow, Burgwallinsel

Auf dem Teterower See

Auf dem Teterower See

Bild eines nordischen Kriegers (Rekonstruktion)

Bild eines nordischen Kriegers (Rekonstruktion)

Teterow, Rathaus (www.bergringfoto.de)

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Teterow, Stadtzentrum (www.bergringfoto.de)

Teterow, Stadtzentrum (www.bergringfoto.de)

Teterow, Marktplatz (www.bergringfoto.de)

Teterow, Marktplatz (www.bergringfoto.de)

Teterow, Malchiner Tor (www.bergringfoto.de)

Teterow, Malchiner Tor (www.bergringfoto.de)