Zur Geschichte des Sklavenhandels

Wir wissen, dass während der Jahrhundertelang dauernden Wendenkriege das maurisch-sarazenische Spanien von maurisch-jüdischen Sklavenhändlern (Sklave ursprünglich — gefangener Slave) mit wendischen Sklaven über West- und Mitteldeutschland, Rhein und Rhone dauernd versorgt wurde, welche sie auf den großen Sklavenmärkten diesseits und jenseits der Reichsgrenze längs Elbe und Saale auskauften. Das Auftauchen des spanisch-jüdischen Arztes Ibrahim ibn Jacub als Gesandter am Hofe Ottos I. zu Merseburg im Jahre 973 und die vorzüglichen Kenntnisse über Orts- und Handelsverhältnisse im westlichen Mecklenburg, aber auch anderen Wendenländern, in Polen und Böhmen, die wir seinem Bericht verdanken, hängen offenbar mit der Organisation dieses Sklavenhandels zusammen, fränkische Händler folgten den sorbischen Heeren in dem Kampfe gegen die Avaren, christliche friesische Händler den in den östlichen Ostseeländern heerenden heidnischen Wikingern, um unmittelbar nach Schlacht und Plünderung die gesamte Beute, also auch die Gefangenen, anzukaufen. Auch die Slaven selbst verhandelten außer dänischen und sächsischen Gefangenen beiderlei Geschlechts ihre eigenen Volksgenossen, welche in den ewigen Stammesfehden in ihre Gewalt gerieten, weithin nach Böhmen, Polen und Russland. So verkauften nach der Schlacht bei Verchen im Jahre 1164 die Pommern [und die Dänen] ganze Scharen von mecklenburgischen Wenden, die infolge von Hunger und Not zu ihnen geflohen waren, ohne weiteres an die Sorben, Polen und Böhmen. Die Bevölkerung unserer Gegend, soweit sie den Dänen in die Hände fiel, wird einen ähnlichen Weg gegangen sein.