Der Burgwall von Teterow und die Stiftung des Klosters Dargun

Autor: Lisch, G. C. F., Erscheinungsjahr: 1861

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Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Teterow
Für die Geschichte der Kreuzzüge der Sachsen und Dänen in die Wendenländer und für die Erkenntnis der in den ältesten Zeiten wurzelnden Einteilung der mecklenburgischen Länder ist die Entdeckung der alten wendischen Hauptburgen oder Gauburgen von der größten Wichtigkeit. Besonders aber erwecken die Burgen im östlichen Teile des Landes eine lebhafte Teilnahme, um so mehr, da bisher nur wenige bekannt geworden sind. Unter diesen machen vorzüglich die Burgen des Landes Circipanien (also ungefähr in der Längenausdehnung von Demmin bis Güstrow) Anspruch auf Berücksichtigung. Nachdem die alten Burgen Dargun bei Dargun und Bisbede bei Güstrow im Gutower See am Dorfe Bölkow (Jahrb. XII, S. 24) entdeckt waren, fehlte, nach der bisher erkannten ungefähren Größe der alten wendischen „Länder“, offenbar noch ein Burgwall ungefähr in der Mitte zwischen diesen beiden Burgen, im Lande Tribeden (Fahrb. XII, S. 25 flgo.). Dieser Burgwall ist der Burgwall von Teterow.
Der Burgwall von Teterow war bisher wohl dem Namen und der Sage nach bekannt, aber nicht in seinem Wesen erkannt, weil es an wissenschaftlichen Untersuchungen fehlte. Ich unternahm 1) daher am 9. Juni 1860 eine gründliche Untersuchung an Ort und Stelle und kam zu der Überzeugung, dass der Burgwall im Teterower See eine alte, sehr große, mächtige wendische Hauptburg ist.
In dem See bei Teterow, welcher jetzt der Teterower See heißt, in früherer christlicher Zeit auch wohl der See Teschow 2) genannt ward, liegen drei Inseln: eine große Insel, welche ,,Borgwallinsel", und zwei kleinere und niedrigere Inseln, welche der kleine Bröken" und der „Sauerwerder“ heißen. Durch die in den letzten Jahren vorgenommene Senkung des Sees ist der „kleine Bröken“, die kleinste der Inseln, mit der „Burgwallinsel" in Verbindung gelegt und der Sauerwerder. Halbinsel geworden.
An dem südlichen Ufer des Sees liegt das Lehngut Teschow, an dem östlichen Ufer das Lehngut Bukow, welches in der christlichen Zeit bis ins 17. Jahrh. (1633–1644) ein Lehn der Familie von Hagen (mit drei schwarzen Querbalken im silbernen Schilde) war. Am westlichen Ende des Sees liegt die Stadt Teterow und am nördlichen Ufer erstreckt sich ein Teil der Stadtfeldmark von Teterow. Hier liegt vor dem Rostocker Tore der Stadt, rechts von der Chaussee nach Rostock, am See die sogenannte ,,Dorfstelle“, wo vor der Gründung der Stadt im 13. Jahrhundert ein Dorf gelegen haben wird. Dies ist ohne Zweifel das alte Dorf , Budorp“= Baudorf), mit 43 Hufen Acker, welches neben der Stadt Teterow lag („villa ipsis civibus in Thiterow adiacens“) und welches der Fürst Nicolaus von Werle am 17. Dez. 1272 den Bürgern der Stadt Teterow schenkte (vgl. Rudloff Urk. lief. Nr. XXV); dies wird das Baudorf oder das Ackerwerk sein, welches zu dem Burgwalle gehörte und daher noch im J. 1272 im fürstlichen Besitz war.

Die große „Borgwallinsel“, welche der Stadt Teterow gehört, ist lang und schmal und liegt in ihrer Längenausdehnung von Osten gegen Westen *) ungefähr in grader Linie zwischen dem Gute Bukow und der Stadt Leterow. Die Insel ist ungefähr 5000 Ruthen groß und wird seit etwa 40 Jahren als Weide benutzt; in alten Zeiten bis vor 70 Jahren war die ganze Insel bewaldet, darauf eine Zeit lang an den Stadtfischer verpachtet, der sie als Ackerland benutzte.
Die Insel ist gegen Westen nach Teterow hin niedrig und breit und wird gegen Osten hin höher und schmaler. Auf der östlichsten, höchsten Spitze, dem Gute Bukow gegenüber, steht ein hoher, viereckiger Burgwall, jetzt „Schlossberg" genannt, welcher an drei Seiten schroff in den See hinabfällt, an der vierten Seite aber mit dem festen Lande zusammenhängt.

Der Burgwall (Wohnsitz und Festung des Burgherrn) bildet ein regelmäßiges längliches Viereck, dessen innerer, ebener Burgraum von W. gegen O. 100 Schritte lang und von N. gegen S. 40 Schritte breit ist. Die Ebene des inneren Burgraumes ist 19 Fuß hamburg. Maß **) über dem jetzigen Spiegel des Sees erhaben. Auf dem Rande umher steht ein mächtiger, breiter Ringwall oder Schutzwall, welcher sich 8 Fuß hoch über den inneren Burgraum erhebt. Die Burg erhebt sich also, auch nach Nachmessungen, 27 Fuß über den Spiegel des Sees und fällt ziemlich schroff nach dem schmalen Seeufer ab. Gegen Westen ist in dem Schutzwalle in der Mitte ein Einschnitt für den Eingang; auch neben der Südostecke ist ein Einschnitt bemerkbar, welcher vielleicht als Wasserpforte nach dem See hinunter diente, umso mehr, da sich an dieser Stelle am Seeufer auch heidnische Gefäßscherben fanden. Der ganze Burgwall mit dem Ringwall ist seit der Zerstörung der Burg vollkommen und ungewöhnlich gut erhalten.

*) Ich fühle mich verpflichtet, der Stadt Teterow, besonders dem Herrn Bürgermeister Wilbrandt und dem Herrn Senator Danneel den aufrichtigsten Dank für die tätige und lebhafte Beförderung der Untersuchung abzustatten.

**) „Stagnum Tessekow“, 1297, bgl. lisch Mellenb. Urt. 1, S. 86.