Der Bade- und Brunnenarzt

Eine Anleitung, durch Waschen und Baden des Körpers, und durch den zweckmäßigen Gebrauch der Kuren die Gesundheit zu erhalten und zu stärken.
Autor: Reiner, F. X. Dr. (?) prakt. Arzt und königl. Physikus in München., Erscheinungsjahr: 1836
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Badearzt, Brunnenarzt, Kuren, Baderegeln, Gesundheit, Seebadekuren, Fluss-Badekuren, Hufeland
Der Bade- und Brunnen-Arzt als Hausfreund, eine Anleitung, durch Waschen und Baden des Körpers, und durch den zweckmäßigen Gebrauch der Mineral- Bäder, der Brunnen- und Molken-Kuren etc. die Gesundheit zu erhalten und zu stärken, gegründet auf medizinische Erfahrung und eigene 25jährige Beobachtung.
Non est vivere, sed valere, vita.
Leben ohne Gesundheit ist kein Leben.


Martial



Vorerinnerung

Das Waschen und Baden des Körpers ist seit Anfang dieses Jahrhunderts auch in Deutschland mehr im Gebrauche, und wird wohl zum Besten der Menschheit mit jedem Jahrzehend mehr in Aufnahme kommen.

Eine leicht verständliche, auf medizinische Erfahrung gegründete Anleitung, durch bequemes Waschen und Baden des Körvers und durch den zweckmäßigen Gebrauch der Mineralbäder, der Brunnen- und Molken - Kuren, die Gesundheit zu erhalten und zu stärken, möchte daher an der Zeit und von Nutzen sein.

Vorliebe für diesen Gegenstand veranlasste mich, als angehenden praktischen Arzt im Jahre 1812 mehrere der Schweizer Bade- und Molken-Anstalten zu bereisen. In spätern Jahren besah ich die Badeanstalten von Wien, jene von Baden, mehrere in Ungarn und in Deutschland, die von Paris, London, Cheltham, Bath; die Seebäder von Diéppe, von Brigthon, Margate, Edinburgh-Leith. etc.

Seit 20 Jahren unternahm ich beinahe jährlich von München aus eine kleine Ferienreise zu Fuß in das bayerische Hochgebirge; da besah ich die alten und merkwürdigen Gesundheitsbäder und Mineralbrunnen und notierte mir während dieser Wanderungen meine Beobachtungen über zweckmäßigen Badegebrauch.

Eigenes Leiden veranlasste mich, im Jahre 1827 die Mineralbäder von Baden an der Limat, 1832 und 1823 jene von Pfäffers und Neuthe, und 1834 und 1835 jene von Peissenbergs-Sulz selbst kurmäßig zu gebrauchen, und da fand ich beim Selbstgebrauche der Bäder etc. Gelegenheit und Muße, meine früheren Bade-Beobachtungen zu berichtigen und zu vervollständigen.

Von den Resultaten derselben lege ich dem Publikum in dieser Anleitung nur dasjenige vor, was anwendbar, nützlich und dem Laien verständlich ist, das Ärztliche und Wissenschaftliche mag im Manuskripte verbleiben.

Ein vollständiges, die bisherigen Bad- und Brunnen-Beobachtungen umfassendes Werk zu verfassen, lag nicht in meiner Absicht; nur das, was ich selbst als Arzt gesehen, beobachtet, selbst geübt und durchdacht hatte, und das, was ich davon für den Laien verständlich und anwendbar nützlich fand, wollte ich als die Beobachtung des Einzelnen zwar beschränkt, jedoch unvermischt — demselben hier mitteilen.

Mit Hinsicht auf den gegenwärtigen Zeitgeist hätte ich diese Schrift durch das Anführen der Arzneimittel und Rezepte, welche diese oder jene Krankheit sicher heilen, und durch die Bestimmung der Bäder und Brunnen, welche man in diesem oder jenem Krankheitszustande als die heilsamsten zu wählen hat, interessanter und anziehender machen können; allein aus guten Gründen wollte ich dieses nicht; da nach meiner vollen Überzeugung Werke mit solchen Anweisungen dem Laien ungleich mehr schaden als nützen und das unheilbringende Selbstkurieren an sich und an Andern befördern.

Ausführlicher als dem Unterrichteten nötig erscheint, war ich an manchen Stellen, weil ich dabei meine Landsleute im Auge hatte, von denen viele die heilsamen Mineralbäder des bayerischen Hochlandes besuchen, ohne über den Gebrauch der Bäder erfahren zu sein, oder darüber, bei dem Mangel eines Badearztes, gehörig belehrt zu werden, wodurch der Zweck einer Badreise nicht selten gänzlich verfehlt wird.

Den hohen Wert einiger vortrefflichen gelehrten Werke über Bad- und Brunnen-Kuren anerkennend, bin ich der unmaßgeblichen Meinung, diese für alle Klassen der Waschenden und Badenden leicht verständliche ausführliche Anleitung könnte, insbesondere dem bayerischen Publikum von einigem Nutzen sein.

Gewahrt sie in der Tat diesen Nutzen, so ist mein Zweck erreicht, ich bin belohnt für meine Bemühung und entschädigt für das Unangenehme, öffentlich aufzutreten.

Gerne bescheide ich mich, das Unvollständige, das Mangelhafte dieser Schrift anzuerkennen und das verehrliche Publikum desfalls um Nachsicht zu bitten, in gefälliger Berücksichtigung der wohlmeinenden Absicht des Unternehmens und der Umstände, dass diese Bade - Beobachtungen in verschiedenen Jahren gemacht und geschrieben, Sprache und Styl somit nicht gleich gehalten sind, und dass mir als praktischem Arzte und königlichem Gerichtsphysikus die Zeit und Muße mangelten, welche zur Umarbeitung und Anfertigung einer Volksschrift, die durch Gediegenheit, Kürze und Annehmlichkeit der Rede sich auszeichnen soll, so notwendig sind.

Nisi utile quod facimus, stulta est gloria!
Denn wenn es keinen Nutzen bringt, was wir verrichten, so ist es nichts als eitler Ruhm.
Phaedrus (um 20 v. Chr.- um 51 n. Chr.) römischer Fabeldichter

München im März 1836.
Der Verfasser

Körperpflege nach dem Bade

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Badende Frau mit ihren Kindern

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Badende Schönheiten

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Eine nackte Schönheit

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Die ersten Schwimmversuche

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Die Meerjungfrau

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Toilette nach dem Bade

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Erholung in der Badewanne

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