Virginien.

Die wundervolle natürliche Brücke wird, nächst dem Catarakt von Niagara, als die größte Naturmerkwürdigkeit der V. St. V. A. betrachtet. Nachfolgende Beschreibung derselben ist von Jefferson.

Die natürliche Brücke, eins der erhabensten Werke der Natur, ist auf dem Gipfel eines Hügels, welcher der Länge nach, durch irgend eine große Natur-Revolution gespalten ist. Der Spalt gerade bei der Brücke ist nach einigen Ausmessungen 270 Fuß, nach andern nur 205 Fuß tief. Sie ist gegen 45 Fuß weit auf dem Boden und 90 auf dem Gipfel, und hiernach bestimmt sich die Länge der Brücke und ihre Höhe über dem Wasser. (It is about 45 feet wide at the bottom, an 90 feet at the top, this of course determinee the length of the bridge and its height from the water.) Sie ist in der Mitte gegen 60 Fuß, aber an dem Ende noch breiter, und die höchste Stärke ihres Bogens ist gegen 40 Fuß. Ein Theil ihrer Masse besteht aus Erdschichten, worauf viele große Bäume wachsen. Das übrige, so wie der Hügel auf beiden Seiten, besteht aus einer festen Kalksteinmasse. Der Bogen nähert sich der halb eliptischen Form, aber die große Are der Elipsis, welche die Sehne des Bogens seyn würde, ist manchmal größer als die Schräge. Obgleich die Seiten der Brücke an einigen Stellen mit einer Barriere von feststehenden Steinen versehen sind, so haben doch noch wenig Menschen gewagt, über diese zu gehen, und darüber hinaus in die Abgründe zu schauen. Man legt sich unwillkührlich nieder, kriecht auf Händen und Füßen nach der Barriere und lauscht darüber hinaus. Als ich eine Minute von dieser Höhe hinabgeblickt hatte, bekam ich heftigen Kopfschmerz.


Diese Brücke ist in der County Rockbridge (Bezirk Felsen Brücke) der sie den Namen gab und gewährt einen allgemeinen und bequemen Uebergang über ein Thal, durch welches man ohne sie nur auf großen Umwegen gelangen könnte. Der unter ihr hinlaufende Fluß heißt Cedar Creek.

Er ist tributair dem James River, und obgleich er nur 2 Meilen oberhalb entspringt, hinreichend eine Getreidemühle selbst in der trockendsten Jahreszeit zu treiben.

Die Stelle, wo sich der Potamac mit der Shenandoah in den blauen Bergen bei Harpersferry vereinigt, bietet einen. ungemein interessanten Anblick dar. Der Fluß fällt hier 15 Fuß, und rollt zwischen Felsenwänden mit der Schnelligkeit und Wilde eines Catarakts. Die Berge auf beiden Seiten sind perpendiculär und scheinen durch eine große Erdrevolution auseinander gerissen zu seyn.

In den Kalkstein Felsen Virginiens giebt es verschiedene Höhlen von ansehnlicher Größe. Eine der merkwürdigsten ist Wiers Cave, welche an der Nordseite der blauen Berge und an der Südseite des Shenandoah sich befindet. Sie ist in einem Berge, welcher 200 Fuß perpendiculäre Höhe hat und ganz steil ist. Gif wurde 1814 entdeckt. Ihr Eingang ist nur etwa 100 Yards von Madisons Höhle entfernt, die auch sehr berühmt und früher entdeckt, aber weit weniger interessant als Wiers ist. Ein Besucher dieses außerordentlichen Platzes beschreibt ihn also.

Wir waren unserer drei nebst unserm Führer mit brennenden Fackeln und gegürteten Lenden, die wir in die Höhle hinabstiegen. Als wir hineintraten, nahmen wir unsere Fackeln in unsere linken Hände. Der Eingang war so eng, daß wir nur hindurch gelangen konnten, indem wir einer nach dem andern auf Händen und Füßen krochen. Nachdem wir etwa 20 Yards herabgestiegen waren, gelangten wir in das erste Zimmer. Die Höhle war kalt, dunkel und alles in tiefem Schweigen. Wir gingen nun vorwärts, bald herabsteigend 30 bis 40 Fuß, bald aufwärts kletternd, bald kriechend auf Händen und Füßen, und durch große Räume, die Wohnung der Einsamkeit, gehend. Der Felsen scheint fast ganz aus Kalkstein zu bestehen, vermittelst dessen He Höhle überaß mit den schönsten Ueberzügen, Stalactiten von zerschmolzenem Kalke, durch das fortwährend tropfende Wasser verursacht, belegt ist. Diese Stalactiten sind von den verschiedensten und elegantesten Formen und Farben, welche oft eins genaue Aehnlichkeit mit andern Gegenständen der Natur und Kunst an sich tragen. Einmal sahen wir über unsern Häuptern etwas, einem gegen 10 – 15 Fuß hohen Wasserfall Aehnliches von der schönsten Art. Kaum konnten wir uns überzeugen, daß es in der Wirklichkeit kein Wasserfall war, so groß war die Täuschung. Man sah das Wasser herabspritzen und schäumen mit seinem weißen Gischt und Flugwasser, aber alles war festes, zersplittertes Kalkgestein. So durchstreiften wir diese Welt der Einsamkeit, bald anhaltend, um die Schönheit eines einfachen Stalactiten zu bewundern, bald die Pracht eines großen Zimmers anzustaunen, bald durch enge Durchgänge kriechend, die kaum weit genug waren, den Körper eines Mannes zu fassen, bald durch herrliche Gallerien gehend, bis wir in den größten, den Washingtons-Saal genannten, Raum kämen. Dieß ist gewiß der schönste Saal, den ich je sah. Er ist 210 Fuß lang, 35 weit und zwischen 30 und 40 hoch. Die Decke und die Seiten sind herrlich verziert mit dem Geflitter, welches die Natur hier im größten Ueberfiuß verbreitete und welches, wenn es von dem Fackelschein beleuchtet wird, wie die schönsten Diamanten funkelt. Der Fußboden ist glatt, flach und fest. Ich war der erste von unserm kleinen Haufen, der in diesen Raum trat und war nicht wenig erschreckt, als ich mich dem Mittelpunkte näherte, bei meinem schwachen Lichte eine Figur zu erblicken, die wie aus dem Felsen heraus mir entgegenschritt. Sie war gegen 7 Fuß hoch und entsprach auf alle Weise der gewöhnlichen Idee von einem Gespenste. Sie war ganz weiß und glich einem großen in ein Grabtuch gehüllten Manne. Ich wollte ihr ausweichen, obgleich ich nicht erwarten konnte, an einem Orte wie hier auf einen Geist zu treffen. Bei genauer Untersuchung ergab es sich, daß es ein sehr schönes Stück gesplitterten Kalksteins, sehr durchsichtig und der menschlichen Gestalt ähnlich war. Man nennt dieß Washingtons Statue. In einem Zimmer fanden wir eine herrliche Wasserquelle, die aber kein Trugbild war, wirklich sprudelte, unsern Durst löschte und wieder in den Berg sich verlor. In einem andern Zimmer war ein edler Pfeiler, der Thurm von Babel genannt. Er besteht ganz aus Kalkstalactiten, oder, nach dem Anschein zu urtheilen, aus versteinertem Wasser. Er ist gegen 30 Fuß im Durchmesser, hat etwas über 96 Fuß im Umfange und gegen 30 Fuß Höhe. Nur dieser einzige Pfeiler mußte mehrere Millionen Stalactiten enthalten.

Falling Spring, gegen 56 Meilen nordwestlich Lexington, hat einen perpendiculären Cataract von 200 Fuß. Nahe an der großen Kenhawa ist eine Oeffnung in der Erde, aus welcher ein Luftstrom herausdringt, welcher, wenn man ihn mit einer Fackel berührt, Feuer fängt, das manchmal mehrere Tage brennt.

Unweit Panther Gap ist Blowing Cave (blasende Höhle), aus welcher ein Luftstrom unaufhörlich hervorgeht.

Nahe am Ohio, 12 Meilen unter Wheeling, ist ein großer Damm. 300 Fuß im Diameter auf dem Grunde und 90 Fuß hoch, in welchem sich tausende von Menschenknochen befinden.
Nord-Carolina.

Der Arerat oder das Pilot-Gebirge wird für eine Seltenheit angesehen; es erhebt sich in Pyramidenform beinahe eine Meile hoch. Von der Fläche des Gipfels, welche etwa einen Acker enthält, erhebt sich ein bewunderungswürdiger Felsen zu der Höhe, von 300 Fuß, der eine flache Oberfläche hat, von welcher aus man einer ausgebreiteten und herrlichen Aussicht genießt.

In der Nähe von Salisbury ist eine merkwürdige Steinmauer, deren Ende sich bis auf einen Fuß dem Boden nähert. Sie ist in Cement gelegt, auf beiden Seiten 22 Zoll dick gepflastert und 12 bis 13 Fuß hoch. Ihre Länge beträgt 300 Fuß.

In Süd-Carolina findet sich, schon der Magnolia, diese Zierde der südlichen Wälder, der die größte Blüthe hat, die irgend ein Baum in der Welt tragt. Sie wird auch in Florida und mehrern andern südlichen Staaten gefunden. Es ist ein edler, immergrüner Baum, dessen gerader Stamm die Höhe von 100 Fuß erreicht, dessen Gipfel eine kegelförmige Form annimmt und dessen dunkelgrünes Laubwerk mit milchweißen Blumen bedeckt ist, welche 9 bis 10 Zoll im Durchmesser haben. Die Blätter sind theilweise länglich, tiefgrün schimmernd und wunderschön. Er blüht im Juli. Die Blüthen befinden sich an den Enden der Zweige, sind vollkommen weiß und entfaltet, wie aufgeblühte Rosen.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Auswanderer nach Amerika, Teil 2