Schwarze.

In New England und in den mittlern Staaten von Amerika sind sämmtliche Schwarze keine Sclaven mehr, nur in den südlichen und westlichen Staaten der Union ist dies noch der Fall. Aber auch hier ist es schon einer großen Anzahl Farbiger gelungen, sich frei zu machen. Demohngeachtet stehen diese Freien, und zwar lediglich ihrer Farbe wegen, immer tiefer als die Weißen und werden in keinem Staate zum vollkommenen Genuß der Bürgerrechte zugelassen. Ein Weißer würde sich noch heutigen Tages für sehr geschändet halten, mit einem Schwarzen an einem Tische zu speißen; und keiner der Letztern, auch der Reichste, wagt es, sich an irgend eine Wirthstafel zu setzen, wo bereits schon Weiße speißen, und würde er es wagen, so würde ihm doch bald befohlen werden, aufzustehen. Ein sehr reicher Farbiger zu Philadelphia, einer der größten Kaufleute daselbst, giebt mehreremale im Jahre seinen weißen Handlungsfreunden ein Banquet; vor Tische unterhält er sich mit ihnen in dem Sprachzimmer, aber sobald zur Tafel gerufen wird, geht er und speißt mit seiner Familie besonders.

Heirathen zwischen Schwarzen und Weißen unterbleiben zwar nicht ganz; wenigstens nimmt hie und da ein weißes Mädchen einen schwarzen Mann; aber es liegt eine große Beschimpfung darauf, und die sich so weit vergißt, darf nicht mehr darauf rechnen, den Umgang mit weißen Frauen fortzusetzen, wäre sie durch diese Verbindung auch noch so reich geworden. Weiße Männer gehen aber noch weit schwerer daran, schwarze Frauen zu heirathen. So besitzt ein sehr reicher Farbiger in Philadelphia 3 sehr schöne, fast schon ganz weiße Töchter, die von einer weißen Mutter abstammen. Er wünscht ihnen, es versteht sich, mit einiger Auswahl, weiße Männer, nur um auf seinen Stamm veredelte Reiser zu pfropfen. Es schien ihm jedoch nicht gelingen zu wollen, solche Männer für seine Töchter zu finden, wie er suchte, denn ehe ich noch Philadelphia verließ, hörte ich, daß die Netteste, mit reicher Mitgift, bereits ein hübscher Mulatte heimgeführt habe.


Von Schwarzen wird kein Zeugniß angenommen gegen Weiße; selbst keine Schuldforderung dürfen erstere den letztern zu- oder abschwören.

Diese armen Menschen, denen man dieses Land zum Vaterlande aufgedrungen hat, sind aber auch nicht weniger ein Gegenstand der Furcht; wahrend sie auf einer Seite durch die Sklaverei zum Vieh herabgewürdigt werden, zittert man auf der andern den Tagen der Vergeltung entgegen, die früher oder später gewiß kommen werden.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Auswanderer nach Amerika, Teil 2