Kentucky.

Es giebt in dem südwestlichen Theile dieses Staates Höhlen, die große Seltenheiten sind. Eine, Namens Mammouth-Höhle, oder die große Kentucky-Höhle, ist in Warren-County, einer unebenen, aber nicht gebirgigen Gegend, 130 Meilen südwestlich Lexington. Sie ist bis auf die ansehnliche Strecke von 16 Meilen untersucht worden, zahlreiche Abtheilungen und Pässe, wovon der eine ein Areal von 8 Ackern enthält und keine Stütze hat, worauf die 60 bis 100 Fuß hohe Decke ruht. In einigen Theilen der Höhle sind die schönsten und prachtvollsten Säulen von glänzendem Kalkspor, 60 bis 70 Fuß hoch. Die Höhle hat Überfluß an Salpeter und eine reine und gesunde Luft.

Man findet daselbst auch Überreste von Befestigungen, die noch gut erhalten sind, obgleich sie seit ihrer Errichtung von einem dreifach wiederholten Waldwuchs überzogen seyn mögen. Sie stellen in ihrem Bau eine Kunst und Geschicklichkeit dar, die weit über irgend ein Werk der gegenwärtigen Generation wilder Indier geht und muß das Werk eines Menschengeschlechts seyn, welches das Land besaß, ehe die sehr verschiedenen Menschenarten, die es jetzt im Besitz haben, eingewandert waren. Es ist ein eigener Gegenstand fürs Nachdenken, aus den durch dieses fruchtbare Land zerstreuten Überresten von Kunstwerken auf den Charakter derjenigen zu schließen, die es früher bewohnten. Die Wahrheit jedoch wird unergründet bleiben, es wäre denn, daß sich einst lichtere Ausweise fänden, als die wir aus den dunkeln Sagen der Indier, oder den noch dunklern Spuren dieser Ruinen entnehmen können.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Auswanderer nach Amerika, Teil 2