Der ausgestopfte Bär.

Ein wohlhabender deutscher Farmer, in der Nähe des Aleghani Gebirges, hatte einen schwarzen Bär geschossen, ihm sofort das Fell abgezogen und sein Fleisch in das Pöckelfaß geworfen.*) Er machte jedoch unter seinen Nachbarn sein Jagdglück nicht bekannt, sondern beschloß sich einen eigenthümlichen Spaß zu machen. Er stopfte für diesen Zweck das Bärenfell mit alten Lumpen und Lappen aus, trug ihn heimlich in seine Waldung, befestigte ihn stehend auf eine hohe Eiche und lud Tags darauf mehrere seiner Nachbarn ein, ihm bei der Aufsuchung eines Bären behülflich zu seyn, der sich auf seiner Farm sehen lasse; sie fanden sich denn auch am andern Tage zahlreich ein. Er lenkte sie nach dem Baume zu, auf dem der Bär befestigt war, den Hunden entging nicht lange der Ort seines Aufenthaltes und sie sprangen bellend an ihm hinauf. Die ganze Gesellschaft eilte nun nach dem von den Hunden angedeuteten Platz und sahen bald wie das Ungethüm drohend und aufrecht darauf stand. Jetzt fiel Schuß auf Schuß auf ihn, aber er behielt ruhig seine Stellung und wankte und rückte nicht. Mehr als fünfzig Schüsse fielen auf ihn, ohne ihn zur Bewegung oder zum Fall zu bringen. Da kam einer auf den klugen Einfall, daß dieß wohl ein schußfester Teufel seyn könne. Allen überlief die Gänsehaut und schlichen sich schaudernd davon. Der Spaßvogel machte sich kurz darauf nach dem Teufelsbaume und holte das Schreckbild herunter; hatte aber Ursache zu bedauern, daß so viele Kugeln es durchlöchert und das Fell so verdorben hatten, daß es nicht mehr brauchbar war zu dem warmen Winterpelz, den er daraus sich wachen zu lassen, beabsichtigt hatte. Das Abentheuer blieb nicht unbekannt, und sämmtliche tapfere Helden mußten viel von dem Gespött und Gelächter der ganzen Umgegend leiden.



*) Es ist zu bemerken, daß für einen geschossenen Bär, Wolf Panther eine Prämie von 5 Dollars bezahlt wird.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Auswanderer nach Amerika, Teil 2