Der Bauer.
Trotz allem eisernen Fleiße, trotz der Einführung einer guten deutschen Bewirtschaftung, bleibt der in Deutschland geborne Bauer doch immer und ewig hinter dem Yankee-Bauer ( Yankee heißt der eingeborne Amerikaner) zurück, wenn es darauf ankommt, auf einer noch wenig bewohnten Stelle, fern von Straßen und Canälen, ein Stück Urwald wirthbar zu machen. Es ist wahr, der deutsche Bauer arbeitet mit mehr Fleiß und Ausdauer; er richtet seine Wirtschaft weit besser ein und schafft sich bessere Gebäude darauf. In diesem allen steht er weit vor dem Yanky und doch befindet sich dieser weit besser und lebt viel sorgloser als er; denn der Deutsche braucht immer Geld und muß Geld haben, was der Yanky weit leichter entbehren kann. Dieser fertigt sich seine Schuhe, Strümpfe, Kleider und Hüte und Mützen selbst, er trinkt statt Kaffee geröstet Korn, statt Rohrzucker gebraucht er den vom Ahorn, und der Apfelbaum liefert ihm den erquickenden und auch wohl berauschenden Cyder, der Acker Hanf, Flachs und Baumwolle, die Heerde Wolle und Häute. Alles wird im Hause selbst gesponnen, gewebt, gegerbt, gefärbt und gefertigt. Es ist wahr, sein Acker trägt nicht so viel, als der seines deutschen Nachbars, jedoch genug für ihn und die Seinen, und seine Heerde, die frei und ohne Aufsicht umherläuft, liefert ihm dabei Milch, Butter, Käse und Fleisch; seine Büchse Wildpret und von den Produkten seiner Landwirthschaft bleibt ihm immer noch so viel, um sich von dem herumziehenden Handelsmanne Kochgeschirr, Pulver und Blei, Werkzeuge und – Whisky! – einzutauschen, und dabei ein frohes, sorgloses und angenehmes Leben zu führen. Indeß häuft der Deutsche bei seinem Fleiße große Vorräthe von Bodenprodukten auf, leidet aber dabei an vielen andern Dingen Mangel, weil er seine Erzeugnisse nie hoch an den Mann bringen kann, nicht so viel Geschicklichkeit besitzt, sich alles selbst anzufertigen; weniger geübt in der Jagd und im Fischfang ist, weniger entbehren kann, und weit mehr die Geselligkeit liebt, als der ernste verschlossene Amerikaner. Er wird so lange ein elendes erbärmliches Leben führen, bis sich die Gegend belebt; Dörfer, Flecken, Städte, Kanäle und Eisenbahnen in seiner Nahe entstehen. Dann, nur aber auch erst dann erndet der Deutsche die Früchte seiner Mühe und Beschwerden. Dann erst ragt er über den Amerikaner empor, dessen Geschicklichkeit er sich unterdeß zu eigen gemacht hat. Gar zu gern bleibt er dann auch an Ort und Stelle, wenn die Civilisation vorwärts schreitet. Der Amerikaner aber verkauft dann sein Landstück mit gutem Profit, geht wieder tiefer hinein in die westlichen Einöden, wo er entweder stirbt oder bereichert zurückkehrt, um seine alten Tage in irgend einer Stadt zu beschließen.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Auswanderer nach Amerika, Teil 2