Das Wasserwerk von Philadelphia.

Dieses prachtvolle Wasserwerk, ein Maschinenwerk, das Philadelphia so reichlich mit Wasser versieht, vergleichbar den Aquaducten des alten Rom, gehört unbedingt zu den Sehenswürdigkeiten dieser großen schönen Stadt. An einer der schönsten Stellen des romantischen Shuylkill liegt ein langes großes, im edelsten Style erbautes Haus, inmitten mehrerer kleinerer Häuser, in welchen letztern die zum Wasserwerk gehörenden Beamten, Ingenieure und Arbeiter wohnen. Hinter diesen Häusern ist ein freier, mit den schönsten Anlagen und herrlichen Statuen von weißem Marmor gezierter Platz, von einem steilen, schwindelnd hohen Felsen begrenzt, auf welchen mehrere Hundert in Stein gehauene Stufen hinauf führen. Auf dem breiten ebenen Rücken dieses Felsens nun, wird durch eine Anzahl gewaltiger, in dem schönen Hauptgebäude befindlicher Wasserräder, die Wassermasse in 4 bis 5 große Teiche gehoben; diese Teiche, neben welchen man die herrlichste Aussicht von der einen Seite auf das prachtvoll ausgebreitete Philadelphia, von der andern auf den durch Felsen, Gebirge und liebliche Auen sich gleich einem Silberfaden dahin schlängelnden Shuylkill hat, ergießen nun ihre immer durch neue ersetzten Gewässer in Röhren, die sie mit starker Gewalt bergab nach der Stadt führen. Hier vertheilen sie sich in Tausende von kleinern Röhren, um jedem Hause, ja jedem Zimmer frisches Wasser zu bringen. Selbst das höchste Stock wird auf Verlangen damit versehen. Auch auf den Straßen sind überall erhöhte Säulen aufgestellt, aus denen, wenn ein Pflock herausgezogen wird, ein Wasserstrahl mit solcher Heftigkeit dringt, daß der stärkste Mann, der sich in dessen nähern Bereich stellte, niedergeworfen werden müßte. Letztere werden vorzüglich bei Feuer und zur Straßenreinigung benutzt.

Leider ist das Shuylkillwasser, wenn auch weich, doch nicht wohlschmeckend; kömmt im Sommer sehr warm und bei Regenwetter sehr trüb aus den Hähnen. Einen wirklich frischen Trunk kann man sich nur durch Eis bereiten.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Auswanderer nach Amerika, Teil 2