Der Ausbruch des Ätna auf Sizilien 1879

Aus: Das Buch für Alle. Illustrierte Familienschrift. Zeitbilder. Heft 14. 1879
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Vulkan Ätna, Sizilien, Eruption, Zeffarana, Bongiardo, Monicholo, Santa Venerina, La Guardia, Francavilla, Mojo-Alcantara, Krater, Lavastrom, Ascheregen, Kapuzinerkloster,
Soweit geschichtlich beglaubigte Nachrichten vorliegen, zählen wir 78 Ausbrüche des Ätna auf Sizilien, unter denen der jüngste, auf den sich unsere Illustrationen S. 592 und 593 beziehen, wohl einer der heftigsten, aber glücklicherweise auch kürzesten war. So dauerte z. B. die Eruption von 1852 vier und die von 1865 sogar volle sieben Monate an, während der am 26. Mai 1879 begonnene Ausbruch nur 12 Tage währte; er kam ziemlich überraschend, da auf dem Ätna sich nicht, wie auf dem Vesuv, ein Observatorium befindet.

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Der eigentlichen Eruption gingen Erderschütterungen und unterirdisches Getöse vorher, dann begann der Berg aus seinem alten Krater Rauch- und Feuermassen, untermischt mit Steinen, auszuwerfen und brach nun plötzlich am Abend des 26. Mai am nordwestlichen Abhang in der Höhe zwischen Bronte und Randazzo aus, wo sich sofort die glühenden Lavamassen in die Tiefe ergossen. Dichte Rauchwolken, aus denen in gewissen Zeiträumen hohe Flammensäulen emporschlugen, umhüllten den ganzen Berg; bis Taormina und Catania erdröhnte der Boden und fortwährendes unterirdisches Getöse bewog die Bewohner der meisten umliegenden Ortschaften zur Flucht, zumal als sich am folgenden Tage auch ein furchtbarer Aschenregen einstellte.

Am 27. öffneten sich nämlich ganz in der Nähe des Gipfels etwa 9.100 Fuß (ca. 3.000 Meter) hoch abermals eine Reihe von neuen Kratern, welche teils Lavaströme ergossen, teils gewaltige Aschenmassen ausstießen, so dass die ganze nördliche und westliche Region der Bergabhänge dem Verderben preisgegeben schien. Die letzteren Krater verlangsamten jedoch bald ihre Tätigkeit oder stellten dieselbe ganz ein, während der Hauptherd der Eruption die am 26. aufgebrochene Stelle auf der Nordseite des Ätna in einer Höhe von etwa 7.100 Fuß (ca. 2.300 Meter) oberhalb Randazzo blieb, wo sich drei Krater gebildet hatten, von denen namentlich der mittlere fortwährend in schreckenerregender Tätigkeit blieb, und den bedeutendsten Lavastrom über den Abhang ergoss.

Unser Bild auf S. 593 veranschaulicht dies grausig-schöne Schauspiel und lässt uns den vorhin erwähnten Lavastrom beinahe in seiner ganzen Ausdehnung gewahren. Die Skizze ist von dem Dorfe Mojo-Alcantara aus ausgenommen, im Vordergrunde zeigt sich das kleine Alcantara-Flüsschen, von dem die Lava etwa 500 Meter weit entfernt blieb. Von unseren Illustrationen auf S. 592 stellt die oberste den alten Hauptkrater des Ätna nebst den neu aufgebrochenen Eruptionsstellen auf der Nordseite dar; die mittlere gibt eine Ansicht der Eruption von dem Kapuzinerkloster in dem nördlich vom Ätna jenseits des Alcantara-Flusses liegenden Städtchen Francavilla aus aufgenommen, und die unterste bietet eine General-Ansicht des Berges während des Ausbruches vom Meere her.

Ihren Höhepunkt erreichte die Eruption in der Nacht vom 1. Zum 2. Juni, seit dem 4. und 5. stockte der Lavastrom gänzlich und am 7. durfte man jede Gefahr als beseitigt ansehen. Am 17. Juni ist aber leider auch diesmal, wie auch nach den meisten früheren Ausbrüchen, ein Erdbeben gefolgt, welches namentlich auf dem südöstlichen Abhange des Berges verderblich wirkte und eine ganze Reihe von Ortschaften (Zeffarana, Bongiardo, Monicholo, Santa Venerina und La Guardia) teilweise zerstörte, wobei mehrere der Bewohner getötet und viele verwundet wurden.

Der Ausbruch des Ätnas

Der Ausbruch des Ätnas

Der Ausbruch des Ätna - 1. Ansicht des alten Hauptkraters und der neugebildeten Krater auf der Nordseite..

Der Ausbruch des Ätna - 1. Ansicht des alten Hauptkraters und der neugebildeten Krater auf der Nordseite..

Der Ausbruch des Ätna - 2. Ansicht des Aetna während des Ausbruchs von dem Kapuzinerkloster zu Francavilla aus gesehen.

Der Ausbruch des Ätna - 2. Ansicht des Aetna während des Ausbruchs von dem Kapuzinerkloster zu Francavilla aus gesehen.

Der Ausbruch des Ätna - 3. Ansicht des Ätna vom Meere aus

Der Ausbruch des Ätna - 3. Ansicht des Ätna vom Meere aus

Der letzte Ausbruch des Ätna - Ansicht des Lawastromes

Der letzte Ausbruch des Ätna - Ansicht des Lawastromes