Vorwort.

Der Medizinische Historiker hat eine doppelte Aufgabe; einmal aus Quellenstudien neues Thatsachenmaterial herbeizuschaffen, zum andern aus dem bereits gefundenen Material die Gesetze abzuleiten, nach denen die Entwickelung der Medizin erfolgt ist. Gerade diese letztere Aufgabe halten wir für eine ganz besonders wichtige. Denn sie allein vermag aus der Geschichte eine lebendige Wissenschaft zu machen, eine Wissenschaft, welche für die moderne Welt ein ganz anderes Interesse hat, als es Namen, Zahlen und geschichtliche Thatsachen allein haben können. Ihr will auch die vorliegende Arbeit ausschliesslich dienen. Allerdings will sie nicht die normalen Entwickelungswege der Medizin, sondern gewisse Abwege betrachten, auf welche die Heilkunst unter dem Druck der Verhältnisse gerathen ist. Doch ist nicht etwa eine vollständige und erschöpfende Geschichte des Medizinischen Aberglaubens beabsichtigt, sondern nur eine Darstellung desselben in seinen Hauptzügen.

Da eine derartige Arbeit nun naturgemäss sich auf einen möglichst umfassenden Stoff stützen muss, so konnten die Literatur-Angaben nur mit einer gewissen Auswahl geschehen.


Breslau, Mai 1903.

Magnus.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Aberglauben in der Medizin.