Viertes Capitel: Vinneberg. — Kronen - Batterie. — Insel Saltholm. — Malmö. — Dalberg. — Hursoe. — Horby. — Wastrawram. — Nöbelöff.

Christianstadt. — Fielkinge. — Bakaskog. — Militairdienstgüter. — Broby. — Martlunda. — Löhrhult (Provinz Smaland). — Elmshult. — Dithult. — Gulasa. — Malkul. — Bo. — Harhult. — Wristadt. — Gebirge. — Komstadt. — Ekesjö. — Bona. — Säthälla. — Härter (Provinz Ostgothland). — Dala. — Mölby. — Bankeberg. — Linköping (See Noxen). — Kumla. — Brink. — Norrköping (Motalastrom). — Krokek (Provinz Südermannland). — Westa— Jäder. — Nyköping. — Swärdsbro. — Aby. — Pilkrog. — Söder Telge.— Kumla.— Gripsholm.— Vom 5. bis 17. Jan. 1808.

Bei Vinneberg auf dem langen Felde, an der Schwedischen Grenze wurden wir zuerst visitirt. Bei der Kronen-Batterie mußten wir zu diesem Zwecke anlegen.


Die Batterie enthält einige achtzig große eiserne Kanonen, welche die Rhede bestreichen. Die ganze Bastion ist auf versenktem Mauerwerk erbauet, doch scheint es mir bedenklich, daß sie nach der Landseite zu offen ist. Wird im Fall eines Angriffs nur ein Schiff hinter dieselbe geführt, so ist sie den wirksamsten Kernschüssen ausgesetzt, und würde leicht zum Schweigen gebracht werden können.

Auf der Ueberfahrt erblickten wir einige größere und kleinere Dänische Kaper, welche mehrere Englische Kauffahrer als gute Prisen aufgebracht hatten. Bei der Dänischen Insel Saltholm, auf dem halben Wege nach Malmö, lag ein abgetakeltes Dänisches Kriegsschiff, welches die Engländer als unbrauchbar auf den Strand hatten laufen lassen. Der stark wehende Wind drehte sich und kam uns entgegen, so daß wir abermals zum Laviren genöthigt wurden. Oft schlugen Wellen über Bord und Alles, was Hände hatte, mußte eilig das Wasser wieder ausschöpfen helfen. So landeten wir erst Abends um 8 Uhr vor Malmö. Es war schon zu spät, um uns noch der Ladung der Visitation auf dem Grenzzollamte unterwerfen zu können. Erst am folgenden Morgen fand Diese statt, mein Gepäck wurde ausgeschifft und der Wagen wieder zusammengesetzt.

Jetzt aber galt es, sich zu einer Landreise mitten im Winter durch Schweden zu rüsten. Schlittenkufen wurden gekauft, um den Wagen darauf zu befestigen, wo die Schlittenbahn stand, dann wurden Zugbänder mit Stacheln angeschafft, um das Ausgleiten des Wagens zur Seite auf den schmalen, oft eisglatten Wegen zu verhindern. Die äußerst tiefen Graben machen das geringste Seitenschleudern lebensgefährlich. Auf solche Weise hatte der Erbprinz von Baden, Vater der Frau Herzogin von Braunschweig-Oels, auf einer Reise durch Schweden sein Leben verloren.

Auf den Poststationen bekommt man nichts, als die leeren Pferde, deshalb mußte ich Geschirre anschaffen und einen tüchtigen Kutscher miethen. Die Posthäuser sind meistens auch die Wirthshäuser und man bekommt dort weiter nichts als Kaffee, diesen aber so delicat bereitet, wie ich mich nicht erinnere, ihn in irgend einem andern Lande getrunken zu haben. Wahrscheinlich trägt dazu die Bereitungsart bei, welche ich trotz aller künstlichen Kaffeemaschinen meinen schönen Landsmänninnen empfehlen möchte. Man nimmt dazu eine Bouteille mit flachem Boden. In diese wird der Kaffee mit kaltem Wasser eingefüllt und die leicht mit einem Papierstöpsel verschlossene Flasche wird in glühender Asche zum Sieden gebracht. Am 8ten Januar des Nachmittags fuhr ich von Malmö ab. Ein sogenannter Vorbote war mit einem zweispännigen Wagen vorausgesendet, um die Posten zu bestellen. Ohne diese Vorsicht muß man auf den Stationen oft lange warten, weil die Postmeister und Wirthe die Pferde nicht selbst halten, sondern durch den sogenannten Hallkarl von den Bauern requiriren lassen. Mit dem Wagen des Vorboten gingen zugleich die Schlitten und Koffer voraus. Auffallend wohlfeil ist diese Art in Schweden zu reisen. Das Postgeld für eine Schwedische Meile (1½ Deutsche Meilen) beträgt 8 Schilling Banko, oder 2 gGr. 8 Pf. Wer nicht auf besondere Bequemlichkeit sieht, kann mit einer Karre und einem Pferde, mit seinem Gepäcke durch ganz Schweden reisen. Ich hatte 4 Pferde vor meinem Wagen, und diese, mit den zweien des Vorboten und dem Lohn des gemietheten Kutschers machten zusammen nicht mehr Kosten, als wenn man in Deutschland mit 2 Pferden Extrapost reiset. Weggeld wird in Schweden nirgend bezahlt — etwa hier und dort ein geringes Brückengeld. Der Bauer oder Junge, welcher die Pferde wieder zurückbringen muß, läuft nebenher, oder hängt sich auch wohl, wenn es zu schnell geht, an den Wagen oder Schlitten, und für diese ganz ansehnliche Leibesübung erhält er nur zwei Schilling (1 gGl.) für jede Station. Mehr bekommt auch der Hallkarl nicht.

Will man keinen besondern Vorboten schicken, so genügt auch schon ein Laufzettel (Forbud-Zeddel), welcher dann durch Postbauern von einer Station zur andern gebracht wird. Auch mit dieser Gelegenheit darf man ganz dreist, selbst unverschlossene Koffer und Mantelsäcke mit schicken. Es geht so leicht nichts verloren und Diebstähle sind, außer den Hauptstädten, in Schweden so unerhört, daß man alle Häuser bei Tage und bei Nacht unverschlossen findet, selbst wenn auch Niemand zu Hause ist. Von Räubern weiß man gar nichts in Schweden.

Die Nacht hindurch fuhr ich über Dalberg, Hursoe und Horby, wo ich am 9ten des Morgens 3 Uhr ankam. Dann, nach einigen Stunden Ruhe, ging es weiter über Wastrawram, Nöbelöf und Christianstadt. Das Letztere ist ein hübsches Städtchen mit Festung und liegt romantisch schön an einer Bucht der Ostsee. Von der einen Seite wird Christianstadt von einem Landsee umgeben, über welchen eine lange Brücke zur Stadt führt.'

Von hier ging ohne Aufenthalt die Reise weiter über Fielkinge nach Bakaskog. Dieses angenehme am Ufer eines Sees belegene Landgut ist die sogenannte Bauerstelle des Feldmarschalls, Baron von Toll.

In Schweden nämlich werden die Nationaltruppen nicht vom Staate gekleidet und besoldet, sondern von den Gemeinden. Und Dieses geschieht dadurch, daß einem jeden Soldaten von der Bauerschaft, welche für seine Unterhaltung zu sorgen hat, ein gutes bequemes Wohnhaus, mit Scheune und Stall, etwas Acker und Wiesenwachs, dazu ein Paar Kühe und ein Pferd gehalten wird. Dazu bekommt der Mann vollständige Armatur, Kleidung und Löhnung. Wenn er zu Felde zieht, bestellt die Gemeinde seine Aecker, bleibt er, so behält die Witwe den Hof in Nutzung oder wird sonst von der Gemeinde erhalten. So hat jeder Soldat ein kleines Eigenthum und streitet für den eignen Heerd und Weib und Kind, und daraus erklärt sich die ungemeine Anhänglichkeit der Schwedischen Nationalmiliz an ihr Vaterland. Auch die Officiere bis zum höchsten Range hinaus besitzen solche Dienstgüter von bedeutender Größe, und ein solches Gut ist Bakaskog. Das geräumige Schloß dieser Besitzung hat eine so reizende Lage, daß vor anderthalb Jahren sich der König mit der ganzen Königlichen Familie eine Zeit lang dort aufhielt, ehe sie nach Malmö, dem Sommersitze des Königs, abging.

Die geworbenen Regimenter genießen alle diese Vorzüge nicht. Sie bestehen zum Theil aus Ausländern und sind in jeder Hinsicht leicht von der schönen Nationalmiliz zu unterscheiden.

Am 10ten Januar fuhr ich von hier wieder ab über Fielkinge zurück, sodann über Broby nach Marklunda. Hier erst trafen wir Schnee an. Zwischen Elmshult und Löhrhult hätte die Schwedische Art zu reisen mir leicht das Leben kosten können. Wir waren eben im vollen Galopp — wie das dort, wo die Pferde nicht an das Haken gewöhnt sind und man weder Hemmschuh noch Hakezeug an den Geschirren kennt, Sitte ist, einen steilen Berg herunter gefahren, als unten auf der Ebne die Hinterachse meines Wagens brach. Geschah dieses nur eine Minute früher, so wurden wir unausbleiblich zerschmettert.

Dieser noch glücklich abgelaufene Unfall verzögerte indeß meine Reise um einige Tage.

Am 12ten erst um Mittag konnte ich von Löhrhult abfahren und bald kamen wir in die romantisch kühnen Gebirge der Provinz Smaland. Es ging über Elmshult, Dithult, Goltasa und dann in der Nacht über Malkul, Bo, Harhult, Wristadt. Hier lag der Schnee schon so tief, daß ich von meinem Wagen die Räder abnehmen lassen und von den Schlittenkufen Gebrauch machen mußte. Die Räder nahm von hier der Vorbote mit und auf Schlitten ging es tiefer hinein in die Gebirgswelt dieser Provinz.

Es bleibt doch immer ein erhabner Anblick, diese nordischen Gebirgswildnisse. Alles ist hier großartig kühn aufgethürmt. Felsen und Abgründe, ungeheuere Fichtenwaldungen mit den weißen Bärten der Moosgeflechte, das tiefe Dunkel des Waldes, der Gründe und Felsenwände, noch einmal so schwarz erscheinend auf der Folie der gewaltigen Schneelage, die sich oft weit übergebaut hatte über die schaurigen Hohlwege oder hier und dort eine kolossale Tanne zerbrochen oder umgestürzt hatte. Das Alles gewahrt den Eindruck des wahrhaft Erhabenen. Doch schauderhaft war es oft, mit welcher Kühnheit und Sicherheit der bespannte Schlitten nicht selten hart an tiefen Abgründen hindurch auf den schmalen Bahnen die Berge hinabschoß, während die Pferde im gestreckten Galopp die oft steilen Höhen hinunter laufen mußten, um nicht durch den Schlitten übergefahren zu werden. Jetzt bemerkte ich auch, daß diese halsbrechende Sitte in der Natur der dortigen Pferde ihren Grund hatte. Vorn stark gebaut von Knochen, sind sie doch zu klein, um einen Wagen am Berge durch Hemmen aufhalten zu können. So auch sind sie nicht gewohnt, im Hinauffahren an steilen Stellen zu ruhen. Man muß daher auch den höchsten Berg, bis eine horizontale Ruhestelle kommt, in einem Zuge hinauffahren, sonst gehen die Postpferde wieder rückwärts, welches bei den schmalen Wegen und tiefen Abgründen immer lebensgefährlich ist.

Nach einigen kleinen Verlegenheiten, die dadurch entstanden waren, daß die mitgeführten Lebensmittel hart gefroren waren und im Posthause nichts zu haben war, fuhr ich weiter über Komstadt, Moclamo, Boarp bis Ekesjö, wo ich um Mitternacht ankam.

Seit Moclamo hatten unsre kleinen Pferde Noth, sich durch den frisch gefallenen tiefen Schnee hindurch zu arbeiten.

Ekesjö war die erste kleine Stadt, die ich auf der ganzen Reise seit Christianstadt angetroffen hatte. Sie enthält 908 Einwohner und ist durch ganz Schweden statistisch bekannt wegen ihres ausgebreiteten Ochsenhandels. Auch geschichtlich merkwürdig ist das Städtchen, denn in der Nähe desselben fiel unter König Erik XIV. im Jahre 1568 eine Schlacht vor, in welcher die Dänen von dem tapfern Bergvolke von Smaland fast aufgerieben wurden.

Ueber Bona und Säthälla kam ich am folgenden Tage, dem 14ten, nach Härter. Hier verließen wir die Gebirge Smalands und uns verließ der Schnee. Die Räder wurden wieder an den Wagen gesteckt, die Schlittenkufen dem Vorboten mitgegeben und heiter fuhren wir hinab in die fruchtbaren Ebnen von Ostgothland. Obwohl es Winter war, so erfreute doch der lieblichste Wechsel von Weiden, Wiesen und Aeckern mit Laubholzwaldungen, Seen und Flüssen, das Auge. Die großen Bauerhöfe, die aus auf einander gezimmerten Balken bestehen und mit ihrem rothen Anstrich weithin scheinen, bezeugen die Wohlhabenheit der Bewohner dieser Provinz.

Rascher ging es nun vorwärts in den schönen Ebnen, am 15ten erreichte ich über Data, Mölby, Bankeberg das regelmäßig und überall zierlich gebaute Landstädtchen Linköping. Hier ist der Sitz eines Bischofs. Die Stadt mit ihren 2461 Einwohnern liegt in einer paradiesisch fruchtbaren Ebene, äußerst malerisch am See Roxen. Die Domkirche ist ein ehrwürdiges Denkmal der Gothischen Baukunst aus dem 12ten Jahrhunderte.

In dem neuen Thurme der Kirche, über der Sakristei befindet sich die Stiftsbibliothek, welche freilich nur 8000 Bände enthält, aber durch schätzbare Manuscripte, Münzen und andre Seltenheiten einen großen Werth hat.

Noch an demselben Tage erreichte ich über Kumla und Brink die bedeutende Stapelstadt Norrköping. Sie ist mit 8396 Einwohnern die größeste in Ostgothland und dem Range nach die dritte auf dem Reichstage, liegt überaus reizend am großen Motalastrome, welcher den einzigen Ausfluß des bedeutenden Wettersees bildet, bis Norrköping noch 17 kleinere Flüsse aufnimmt, dann die Stadt in zwei Hälften theilend, sich in einen Busen der Ostsee (Brawiken) ergießt. Dieser schöne Strom ist reich an Aalen und Lachsen. Auf einer langen Brücke fährt man über seine Fluthen hinweg zum Haupttheile der Stadt. Links hinauf entzücken das Auge über Felsen rollende Wogen und Wasserfälle und rechts die unermeßliche Fernsicht der Ostsee, mit dem Mastenwalde des Hafens und den weißen Segeln der abfahrenden und ankommenden Schiffe. In der Nähe geben viele Fabriken, besonders eine große Messingfabrik der herrlichen Landschaft eine lebensvolle Staffage.

Die größesten Schiffe können in dem guten Hafen bis dicht an die Stadt kommen, und ungemein wird dadurch die Wohlhabenheit dieses Handelsplatzes befördert. Die Ausfuhr besteht vorzüglich in Eisen, Messingdrath und Brettern; die Einfuhr in Salz, Wein, Specereien, Kramwaare, Tabaksblättern und dgl. Die Stadt ist sehr gut gebaut, aber die Hauser aus quer auf einander liegenden Balken, alle gleichfarbig roth angestrichen, geben dieser, wie allen Schwedischen Provinzialstädten, eine ganz eigene Physiognomie.

Von hier ging es weiter über Aby und Krokek in die Provinz Südermannland. Hier mußten wir die Schlittenkufen wieder unterlegen, denn mit den waldigen Höhen dieser Provinz hatte sich auch der Schnee wieder eingefunden. Westa war die erste Station in Südermannland, und in Jäder mußte ich in einem äußerst schlechten Wirthshause übernachten, wo nicht einmal die Erwärmung des ganz durchfrornen Leibes möglich war.

Am 16ten Januar erreichte ich Nyköping, die bedeutendste Stadt in Südermannland, von welcher auch die Landeshauptmannschaft ihren Namen hat. Sie ist gut gebaut und bildet einen nicht unbedeutenden Stapelort für den Ostseehandel; auch ist sie mit dem Meere mittelst eines durch die Stadt ziehenden Flusses verbunden. Sie wurde 1719 von den Russen in Asche gelegt. Auf dem dortigen uralten Schlosse, welches aber jetzt in Ruinen liegt, wurde Carl X. geboren. Die Seelenzahl von Nyköping beläuft sich auf drittehalbtausend. Ein guter Hafen und daneben befindlicher Schiffswerft erleichtert den nicht unbedeutenden Handel, welcher vorzüglich durch Ausführung von Eisenstangen viel gewinnt. Die Industrie der Stadt wird durch eine Messingfabrik, eine Zuckersiederei, eine Tuchfabrik und eine Tabaksspinnerei belebt. Die Gegend um die Stadt ist fruchtbar und angenehm, wenn auch die vielen nackten Hügel oft störend in's Auge fallen und der durch reizende Landschaftsgemälde verwöhnte Blick vergebens nach Wald und Wiesengründen umherschauen wird.

Die ganze Provinz, welche ich jetzt durchreisete, gewinnt ihre Hauptnahrung durch Ackerbau, Bergbau und Fischerei. Selbst der gemeine Mann spricht hier das Schwedische in vorzüglicher Reinheit. Der Menschenschlag ist hier ungemein schön; besonders zeichnet sich das weibliche Geschlecht hier aus durch einen hohen und schlanken Wuchs und feine sanfte Züge. Gebrechliche Menschen sind hier — wie überhaupt in ganz Schweden — äußerst selten. Nach kurzem Aufenthalt fuhr ich weiter über Svärdsbro, Aby, Pilkrog, nach Söder Telge, von hier schrieb ich nach Gripsholm, wo sich die Königliche Familie aufhielt, um meine Ankunft zu melden.

Söder Telge ist ein uraltes Städtchen, nur zwei Stationen von Stockholm entfernt. Es liegt in einer sandigen Gegend zwischen zwei Hügeln, am Mälarsee. Auf der andern Seite, etwa ¾ Stunden von der Stadt entfernt, findet sich eine tiefe Bai in der Ostsee, welche ganz, vorzüglich zu einem Hafen geeignet ist. Wäre Gustavs III. Plan, diese Bai mit dem Mälarsee zu vereinigen, durchgegangen, so würde die Stadt ein bedeutender Handelsplatz geworden seyn*).

Am 17ten endlich erreichte ich ?ber Löcksta den Flecken Kumla. Hier erwartete mich ein Königlicher Cabinets-Courier mit dem Befehle, noch vor 12 Uhr in Gripsholm zu seyn, wo mich der König, wo möglich vor Anfang des sonntäglichen Gottesdienstes, zu sprechen wünsche.

Es war also keine Zeit zu verlieren. Der Königliche Befehl und tüchtige Trinkgelder beflügelten die kleinen dauerhaften Postpferde zum gestreckten Galopp. Die köstliche Schlittenbahn durch ungeheuere Fichtenwälder erleichterte die schnelle Reise, dunkle Tannen dämmerten schaurig unter den stark aufgetragenen Lichtmassen der blendendsten Schneelasten auf den weit vorgestreckten, fast brechenden Aesten. Trotz der zwanzig Grad Kälte des nordischen Winters wurde diese Schlittenfahrt fast zu der angenehmsten meines Lebens. Die ¾ Schwedischen Meilen waren in ½ Stunde zurückgelegt, und ich befand mich in Gripsholm.

Mich erwartete der Befehl vor dem Königlichen Schlosse abzusteigen und dort, während meines Aufenthalts am Hofe zu wohnen.

Eilig warf ich die vielfach über einander gelegte Pelzkleidung ab und begab mich noch vor 12 Uhr zum Könige.




*) Das ist seitdem geschehen. 1806 wurde der Kanalbau einer Actiengesellschaft übertragen, 1807 angefangen, und 1819 vollendet. Dieser Kanal ist zwar nicht lang, denn er läuft durch den kleinen Landsee Marne und die durchgegrabene Stelle betragt nur 3050 Ellen; allein er war äußerst mühsam und kostspielig anzulegen, weil der vierte Theil der eigentlichen Kanalstrecke über 100 Fuß tief durchgestochen werden mußte und weil der Bau einer Schleuse wegen des Andrangs des Wassers nicht anders, als in einem wasserdichten Prahm von 200 Fuß Länge und 70 Fuß Breite vollendet werden konnte. Der Kanal von Söder Telge gewährt nicht die einzige, aber die kürzeste Verbindung des Mälarsee’s mit der Ostsee, doch ist er wegen zu bedeutender Abgaben, die aber später herabgesetzt sind, im ersten Jahre von großen Schiffen wenig benutzt. Da mit dem Mälarsee, durch den Göthakanal auch natürliche Binnenseen mit der Ostsee verbunden sind, so ist schon diese Abkürzung des Handelsweges zur Ostsee, welcher bei Stockholm wegen der vielen Klippen ohnehin schwierig ist, sehr viel werth. Vergl. Schuberts Reise durch Schweden etc. Leipzig 1823. Bd. l. S. 236. D. B.