Sechstes Capitel: Stockholm. — Altstadt. — Södermalm. — Norrmalm— Königliches Residenzschloß.

Schiffsbrücke. — Strotogert (Markt). — Nikolaikirche. — Neue Börse. — Reichsbank. — Gustav Adolphs-Platz und Statue. — Palast der Prinzeß Albertine, Aebtissin von Quedlinburg, — Opernhaus. — Gustav III. ermordet von Ankarström. — Regerungs- Geta und Trottnings-Geta. — Riddagsholm. — Statue von Gustav Wasa. — Neues Rathhaus. — Neues Schloß. — Storkyrka. — Freimaurerloge. — Helgeandsholm. — Königliche Marställe. — Einbauten in den Mälarsee. — Schleusen. — Adolph Friedrichs-Markt. — Maria Magdalenen-Kirche. — Katharinen-Kirche. — Christierns Mord, — Königliches Residenzschloß. — Obelisk. — Standbild Gustavs III. — Enthüllung desselben. — Beschreibung der Statue. — Sergel. — Abreise- — Vom 23sten Januar bis 1sten Februar 1800.

Stockholm, welches, wie Stralsund, das Gewicht der Betonung auf der ersten Sylbe tragt, ist von bezauberten Englischen Reisenden bald den tree great staspeets of the World an die Seite gesetzt, bald das nordische Venedig genannt.


Beide Vergleiche passen nicht. Stockholm steigt nicht amphitheatralisch, einen einzigen Golf mit malerischer Wirkung umgebend, aus dem Meere herauf, wie Constantinopel, Neapel und Genua, sondern gewahrt eine unendliche Mannigfaltigkeit von reizenden Seeprospecten, auch von der Felsenhöhe des Mosbake, aus dem Blumenkranze eines reizenden Gartens herab, den hinreißend schönen Anblick eines großartigen Panorama, in welchem das Auge umherschweifend, nie ermüdet, sondern immer den reichsten Wechsel von tausend anziehenden Landschaftsscenen findet. Da wechseln große Wasserparthien mit Palästen und Hütten und reizenden Gärten. Ueber Hügel und Thal gleitet sie hinauf und hinab die Häusermasse mit ihrer wogenden Menschenmenge, und dazwischen ragen Felsen empor, im kühnen Bau der Natur ewig fest gegründet, alle die Paläste, das vergängliche Machwerk der Menschen, überragend. Und näher noch als Venedigs Lagunen, in schnurgraden Kanälen hat hier sich das Meer mit dem Wohnsitz der Menschen befreundet. Wenn in jener südlichen Najadenstadt nur schwarze Gondeln zwischen den verödeten Palästen mühsam durch ihre Barcariols — knechtisch gleichsam — dahin gerudert werden, so sieht man hier bewimpelte Masten der größeren Seeschiffe die Häuser überragen, zwischen deren dichtesten Massen sie im tiefen Fahrwasser hereingleiten, um, mit noch schwellendem Segel, dem sichern Speicher des Kaufmanns die Frucht der langen Seefahrt zu überbringen.

Stockholm, die Altstadt, liegt auf einer durchstochenen Landzunge, umgeben von großen und kleinern Inseln, welche eine neuere Zeit ungleich schöner und prachtvoller bebaut hat, als die alte Mutterstadt. Zwischen diesen Inseln ergießt sich in breiten und tiefen Strömen der Mälarsee in die Ostsee und umspült eine zahllose Menge bebauter und unbebauter Inseln und Klippen, ehe sechzehn Meilen von Stockholm entfernt die offne See, als freie Himmelsbraut, ihre Arme öffnet.

Wie in Venedig, so hat auch hier der Mensch, dem Biber gleich, seine Wohnung künstlich auf Meeresgrund gebaut, doch hier nicht so häufig, als dort. Nur einige Damme und Anbauten der Inseln ruhen auf Pfählen. Der größere Raum dieser Inselstädte giebt aber auch breite Straßen und Gärten, wovon sich in der südlichen Inselstadt kaum eine Spur findet.

Nicht leicht auf irgend einem andern Plätzchen der Erde treten Kunst und Natur in ihrer vollen reinen Größe so scharf gesondert und unvermischt neben einander. Denn wo die Paläste Stockholms aufhören, da beginnen sogleich die wildromantischen Felsenhöhen mit ihren uralten schaurigen Fichtenwaldungen bedeckt.

Die Altstadt auf ihrer Landzunge des Mälar, von der Mühle auf der Felsenhöhe des Kungsholm herab betrachtet, erscheint mit ihren engen krummen Straßen, die über Thal und Hügel laufen, wie eine vom Erdbeben durch einander geworfene Häusermasse, aus welcher einzelne Paläste sich wie Titanen über eine umgeworfene Welt hervorheben.

Man überblickt hier im klaren Panorama der reinen nordischen Luft auch noch andre Stadttheile, die eigentlichen Vorstädte von Stockholm, auf den Inseln Kungsholm, Norrmalm mit Ladugardsland und Blasiholm, Södermalm mit der majestätischen Katharinenkirche und Riddarholm.

Diese letztere Insel und Helgeandsholm hängen mit der eigentlichen Stadt durch Brücken zusammen. Auch die Södervorstadt (Södermalm) und die Nordervorstadt (Norrmalm) sind durch lange Brücken unter einander und mit den übrigen Stadttheilen und umliegenden Inseln verbunden.

Die vorzüglichste Zierde der Altstadt ist das Königliche Residenzschloß. Es ist auf einem mit Terrassen aufsteigenden Hügel (Schloßbake) erbauet. Den Fuß des Hügels umspielen die Wellen des Hafens und frei erhebt sich das stolze Königshaus mit großartiger Architektur, ein geräumiges Viereck bildend, über das bunte Treiben der Handelswelt im Hafen und überragt schützend die Wimpeln der flaggenden Handelsschiffe. Den schönsten Prospect auf das Schloß und die reizende Umgegend gewahrt die Mitte der 7000 Fuß langen Schiffbrücke, welche dem Norrmalm gegenüber vom Schlosse ab bis zu der Schleuse läuft, hinter welcher der Södermalm liegt.

Die Umgebungen des Schlosses bilden ebenfalls große Gebäude von reiner Architektur. So liegt in der Nähe desselben auf dem Strotogert (dem großen Markte) der ein herrliches Viereck, 100 Ellen lang und 60 Ellen breit, bildet, die große oder Nikolaikirche und die neue Börse, auch die große stattliche Reichsbank liegt in der Nahe des Schlosses auf dem Eisenmarkte (Jerntorget). Wenn man vor der Hauptfaçade des Schlosses steht, so führt links eine breite steinerne Brücke nach dem Gustav Adolphs- Platz auf Norrmalm. In der Mitte dieses schönen Platzes steht die bronzene Reiterstatue dieses Helden der Reformation, auf einem Sockel von vaterländischem Marmor, welchen Sergels Meisterhand mit den halb erhabenen Brustbildern der damals berühmten Schweden, eines Torstenson, eines Wrangel, Banner, Königsmark und Axel Oxenstierna, geschmückt hat.

Gleich links an diesem Markte erhebt sich der Palast der Prinzeß Albertine, Aebtissin von Quedlinburg, welcher einst dem berühmten Torstenson gehörte, und rechts erblickten wir das große Opernhaus nicht ohne einen tragischen Rückblick in die Zeitgeschichte des vergangenen Jahrhunderts. Denn hier war es, wo der edle König Gustav III. von Ankarström ermordet wurde.

Jedes dieser Gebäude nimmt eine Seite dieses regelmäßigen Platzes ein. Die dritte bilden schöne Privathäuser. Zwei lange schnurgrade Straßen, die Regerings-Geta und Drottnings-Geta (Königin-Straße), herrlich bebauet, treffen hier zusammen und vollenden durch ihre Regelmäßigkeit die Schönheit des Prospekts.

Wer von dem Schlosse, anstatt links über die Brücke, grade aus geht, erreicht Riddagsholm, oder die Rittervorstadt. Auf dein, Ritterplatze, grade vor dem schönen Ritterhause, steht die Bildsäule des berühmten Gustav Wasa auf einem Sockel von grünem Schwedischen Marmor. Das herrliche 11 Fuß hohe Standbild des Königs, mit dem Königlichen Mantel bekleidet, wurde im Jahre 1773 von der Ritterschaft aus eroberten Kanonen errichtet.

Ueberhaupt enthält der Riddagsholm viele Merkwürdigkeiten — so das neue Rathhaus, in welchem die Schlüssel der Stadt bewahrt werden, das neu erbaute prächtige Schloß, welches sich im Jahr 1805 aus den Ruinen des alten abgebrannten Schlosses erhob, die alte Kirche (Storkyrka), welche die Grüfte der alten Könige, der berühmtesten Feldherrn und Staatsmänner und der Seraphinenritter enthält. Ueber den Grabmälern dieser Helden sind an 5000 eroberte Standarten und Fahnen als Siegestrophäen einer alten Zeit aufgepflanzt. Nur bei außerordentlichen Gelegenheiten wird in dieser dem Alterthum geweihten Kirche Gottesdienst gehalten.

Weiterhin gegen Nordwesten erhebt sich die große Freimaurerloge — vielleicht eines der herrlichsten Gebäude für diese Bestimmung in der Welt.

Nicht leicht ist eine Loge reicher und wohlthätiger wirkend, als Diese, und nicht leicht selbst von Königlicher Huld mehr geehrt.

Für das Erstere zeugt das von den Freimaurern gestiftete und erhaltene große Waisenhaus auf Norrmalm; für das Zweite die höchst merkwürdige Stiftungsurkunde des Ordens Karls III., welchen dieser König für die höchsten Grade der Maurerei errichtete.

Links vom Schlosse ab erblickt man die kleine Heiligengeistinsel (Helgeandsholm), über welche zum Theil die große Norderbrücke führt. Die Königlichen Marställe befinden sich hier.

Entfernter vom Schlosse erhebt sich der Södermalm (Südervorstadt) aus den Wellen des Mälarsees. Sie ist auf der größesten der Inseln erbaut, welche Stockholm und ihre Vorstädte tragen. Hier sind außer wenigen breiten und graden Straßen mit einigen großen Prachtgebäuden, die meisten Gäßchen mit hölzernen roth angestrichnen Blockhäusern zu finden. Hütten mit Stroh oder Rasen gedeckt, sind hier nichts Seltenes; aber auch freundliche Gärten liegen dazwischen. Eine Brücke verbindet diese Vorstadt mit der Altstadt. Hier hat die zunehmende Bevölkerung den Mälarstrom durch Einbauten so eingeengt, daß eine Schleuse schon seit Jahrhunderten hier angelegt werden mußte, um den zu reißenden Fall des Stroms der Schifffahrt unschädlich zu machen. Sehenswerth ist in dieser Vorstadt der Adolph Friedrichsmarkt — ein großer regelmäßiger Platz, wohl unstreitig der schönste in Stockholm, dann die Maria-Magdalenenkirche, ein schönes Gebäude mit einem werthvollen Altarblatte, umgeben von einem schattigen Kirchhofe, der zur Promenade dient; dann die Katharinen-Kirche, ebenfalls von Alleen umgeben. Auch an diese Stelle knüpfen sich blutige Erinnerungen aus der Vorzeit. Hier war es, wo der grausame Christiern im Jahre 1520 die Leichen der auf dem Stortorg gemordeten Schweden verbrennen ließ. Unter Diesen waren große Namen; so der Vater, Gustavs I., Erik Johansson, dann Sten-Sture und Andre. Zum Ehrengedächtniß des Letztern ließ Johann III, im Jahre 1576 auf dieser schaudervollen Brandstätte eine Kapelle gründen, welche später zur Kirche erweitert wurde.

Doch zurück zum Königlichen Residenzschlosse, dessen Aussichten von der Höhe herab alle die hier beschriebenen Stadttheile beherrschen, dessen Umgebungen aber auch allein in der wirklichen Altstadt sehenswerth sind.

Die, schöne Façade des Königlichen Schlosses nach der großen Brücke, zu hat in der Mitte zwei sehr schöne Rampen, an deren Einfassung unten bei der Auffahrt zwei kolossale Löwen von Metall liegen. Die zweite Façade des Schlosses auf der rechten Seite, von der Brücke aus gesehen, ist eine der schönsten, die sich nur denken läßt. Hier steht der hohe Obelisk von polirtem Granit, welchen der König Gustav III. zur Ehre der Bürgerschaft von Stockholm hatte errichten lassen, als Anerkennung ihres patriotischen Eifers, der ihm in dem Finnischen Kriege gegen Rußland so nützlich gewesen war.

Hier, grade gegenüber an derselben Stelle, wo Gustav III., aus diesem Kriege als Sieger und Retter des Vaterlands zurückkehrend, das Land betrat, hatte die Bürgerschaft seinem Andenken dankbar ein Standbild errichtet.

Vollendet stand es jetzt da, aber noch war es verhüllt. Die Feierlichkeit der Enthüllung war am 24sten ein Volksfest. Des Morgens schon lange vor 10 Uhr strömte das Volk aus allen Theilen der Stadt herbei Im Augenblick waren die amphitheatralischen Gerüste für die Zuschauer und alle Fenster, Dächer der umliegenden Häuser, die Höhen der Schloßterrasse mit Menschen gefüllt. Das diplomatische Corps und die höheren Autoritäten des Staats füllten die Tribunen, welche mit den Schwedischen Nationalfarben in Blau und Gelb bekleidet waren. Die Garden stellten sich auf der Plattform vor dem Schlosse auf. Man kann nichts Schöneres sehen, in Haltung, Schönheit der Pferde und Armatur, als die Garde zu Pferde. Diese bildete ein großes Carré um die Statue. Hinter derselben waren die Wappen und Paniere aller Provinzen und Städte Schwedens in einem großen Halbkreise aufgepflanzt. Beide Schenkel des Halbkreises schlossen mit reichbehangenen Tribunen für die Trompeter und Paukenschläger. Einen engen Kreis um die Statue bildeten die Flotten-Officiere, welchen, als Theilnehmer an Gustavs Siegen, die Ehre der Enthüllung vorbehalten war. Einen zweiten Kreis um diesen engern der Marineofficiere schlossen die Großen des Reichs und die vielen Ordensritter, Alle in der malerisch antiken Tracht, der Orden, welchen sie angehörten. Alsdann waren die Trabanten oder Garde du Corps des Königs aufgestellt. In Helm und Cüraß glichen sie geharnischten Rittern aus der Vorzeit,

Auf der andern Seite des Wassers, auf dem Holme, waren 24 Stück Kanonen aufgepflanzt. Um 11½ Uhr wurde durch aufsteigende Raketen das Zeichen zur Enthüllung des Standbildes gegeben, und im Augenblick, wie durch einen Zauberschlag hervorgerufen, erschien die Bildsäule des unvergeßlichen Königs, auf dem hohen Granitsockel, den Blicken des Volkes enthüllt. Viel tausendstimmig hallte ihr, als Gruß der Herzen, der Volksjubel entgegen. Vom Holm herauf donnerten Kanonen; die Garde gab eine dreimalige Salve; die Schiffe im Hafen ließen die Flaggen wehen. In diesem Augenblick kam der König angeritten auf einem prächtigen weißgebornen Rosse, begleitet von einem glänzenden Gefolge. Mit gezogenem Degen hatte er sich an die Spitze seiner Garden gestellt und zog mit ihnen die Rampe herunter, um sie vor dem Standbilde seines Vaters vorüber zu führen. Als er sich demselben näherte, salutirte er mit dem Degen und eine tiefe Bewegung der kindlichen Ehrerbietung sprach sich in seinen Blicken aus. — Die sämmtlichen Truppen mit wehenden Fahnen und klingendem Spiel defilirten vorüber; ununterbrochen dauerte die Kanonade, bis der letzte Zug vorüber und die Feierlichkeit damit beschlossen war. Jetzt aber durchbrach der Volksjubel alle Schranken und Alles drängte sich heran, um das Abbild des unglücklichen Königs in der Nähe zu sehen.

Das Standbild erhebt sich auf einem Piedestal, welches aus einem einzigen Stück Elfdaler Porphyr von seltner Größe besteht. Dieser Block wog 360 Schiffpfund und wurde in der Nähe von Stockholm gebrochen und bearbeitet, sodann zu Wasser hierher geführt. Die Politur desselben ist vollendet zu nennen. Die kolossale Statue von Bronze bezeichnet den Augenblick, wo der König im Jahre 1790, mit der Scheerenflotte aus dem Russischen Kriege zurückkehrend, hier anlandete. Mit der erhobenen rechten Hand bietet das Königsbild dem Volke den Oelzweig des Friedens dar. Die Linke, in welcher er zugleich bescheiden den Siegerkranz hält, ist auf das Steuerruder gestützt, der Fuß zum Hinaufschreiten aufs Ufer gehoben.

Die Stellung ist edel und erinnert an den Apoll von Belvedere, die Arbeit vollendet und die Aehnlichkeit sprechend. Das ließ sich auch von Sergels Meisterhand, welche die Statte modellirte, nicht anders erwarten.

Sergel ist bekanntlich der nordische Canova und nebst Thorwaldsen die bedeutendste Erscheinung in der Reihe der plastischen Künstler aller Zeiten, auf welche Beide Schweden stolz seyn kann. Ist Thorwaldsen seinem Vaterlande durch sein Wirken im Süden entfremdet, so blich Sergel im heimathlichen Wirken als Künstler und Director der Akademie der bildenden Künste demselben treu. Man will Sergels Statuen in Hinsicht der Reinheit der Zeichnung und Bestimmtheit der Umrisse, bei gleicher Innigkeit und Vollendung der Arbeit, denen von Canova vorziehen. Dieses Meisterbild von Sergel ist 6 Schwedische Ellen hoch und wiegt 140 — 150 Schiffspfund. Gegossen wurde sie äußerst vollendet in 4 Minuten vom Obristlieutenant Carl Apelquist. Das Costüm der Bildsäule ist malerisch. Ein Königlicher Mantel wallt über den Rücken herab. Auf demselben erblickt man den Seraphinenorden und auf der Brust den Schwertorden, welchen selbst der König nur auf dem Schlachtfelde erwerben kann, indem ihm die Armee diese Auszeichnung zuerkennt.

Die Inschrift auf dem Fußgestelle, welche die Akademie der Wissenschaften gegeben hat, lautet:

At
Konung Gustav III.
Lastifare
Fredens Alerstellare
Segervinnare
Af
Stockholms Borgerskop
MDCCXC.

(Dem Könige Gustav III., dem Gesetzgeber, Friedensstifter und Sieger, von Stockholms Bürgerschaft 1790.)

Zur Feier des Tages gab die Bürgerschaft dem Könige und Hofstaate einen glänzenden Ball auf der Börse. Die Erleuchtung des herrlichen Saals bildete durch Benutzung der architektonischen Linien für die Anordnung der Lichterreihen eine magische Perspective. Für die Königliche Familie war eine erhöhte Estrade von blauem Tuche, mit gelben Kronen belegt, vorgerichtet. Der König und die Königin gingen im Saale umher und gewannen durch Leutseligkeit mehr wie jemals die Liebe ihrer Unterthanen. Die Tafel des Königs war durch künstliche Aufsätze reich an Beziehungen auf die Großthaten Gustavs III. Vor dem Könige stand eine kleine sehr getreue Nachbildung in Bronze der an diesem Tage enthüllten großen Statue — welche Nachbildung die Bürgerschaft dem Könige verehrt hatte. Die Nachfeier dieses Festes geschah am 25sten durch eine glänzende Erleuchtung und ein prachtvolles Feuerwerk, welches, dem Schlosse gegenüber, auf der andern Seite des Wassers abgebrannt wurde und in den Wellen des Mälarsees sein Spiegelbild warf. Zwar störte Beides die Lebhaftigkeit des Windes etwas, doch war die Wirkung des Ganzen bei den herrlichen Perspectiven, welche die Stadt von hundert Stellen aus dem Auge darbietet, und bei den wundervollen Lichtreflexen auf dem überall schimmernden Wasserspiegel ohne Uebertreibung feenhaft zu nennen.

Die mancherlei Reize Stockholms, welche noch der leichte feine Ton der gebildeten Gesellschaften um vieles erhöhte, fesselten so unwiderstehlich, daß mich nur die Pflicht losreißen konnte.

Am ersten Februar wurde die Reise fortgesetzt.