Achtes Capitel: Pocketboot Lady Francis. — Verhältnisse des Packetboots. — Gewässer von Vinga. — Sturm. — Nordspitze von Jütland. — Skag.

Festung Marstrand. — Seagerak. — Nordsee. — Küste von England. — Hafen von Harwich. — Martetto-Tower. — Strandwache. — Aussicht auf das Meer.— Colchester. — Stage-Coaches. — Mail-Coaches. — Royal-Mail. — Nähe von London. — Heu-Würfel. — Rumford. — White Chappel Road. — Eingang von London. — Vom 10ten bis 20sten Februar.

Der Capitain war noch nicht am Bord. Der Fisst Mate (Steuermann), Mstr. Batten führte das Schiff. Außer mir und meinem Bedienten waren nur noch drei Passagiere am Bord, nämlich zwei Engländer und ein Königsberger Kaufmann. Wir hatten also hinlänglich Raum in der gut eingerichteten und überaus reinlichen Kajüte, Hier befanden sich 16 Betten, allemal zwei über einander, welche bei Tage in die Wände hinein geschoben werden.


Dieses Paketboot war nur ein kleiner einmastiger Cutter, der nicht mehr als 6 Stück sechspfündige Kanonaden führte — so heißen bekanntlich die kurzen eisernen Schiffskanonen, welche auf Laffetten ohne Räder ruhen. Die Lady Francis hatte 16 Mann Besatzung, welche sich, wenn sie angegriffen werden, vertheidigen müssen. Kommt es zum Gefecht, so wird eine sinnreiche Vorrichtung aufgestellt, um das Entern zu verhindern. Diese besteht in einem dichten Netz, 6 Fuß hoch, von fingerdicken Tauen geflochten, welches an eisernen Stangen dergestalt auf die Brustwehr des Verdecks in die Höhe gespannt wird, daß von Außen es fast unmöglich wird, das Verdeck zu besteigen, während Passagiere und Matrosen, aus den in Kisten auf dem Verdeck verwahrten Vorräthen sich mit Piken, Säbeln und Schießgewehren bewaffnen, um den Angriff zurückzuweisen.

Die Paketboote stehen unter den Befehlen des General Poste-Ossiee in London und empfangen von der Admiralität keine Befehle. Meistens sind sie Privatschiffe, doch wird ihnen der Rang von Königlichen Schiffen zugestanden. Die Capitaine und Steuermänner tragen eine Uniform, blau mit gelben Knöpfen, beinahe so wie die der Königlichen Marine. Die Capitaine bekommen Patente als Master und Commander, haben jedoch keinen Rang als Seeofficiere. Es giebt auch Capitaine, die zugleich Unternehmer oder Eigenthümer der Paketboote sind. Unsre Lady Francis war das kleinste von alten Paketbooten dieser Station. Für die Ueberfahrt von Gothenburg nach Harwich zahlt ein Kajüten-Passagier 10 Guineen, für den Bedienten die Hälfte. Dafür wird dem Passagier Frühstück, Mittagsessen und Thee des Abends gehalten. Für Wein und Rum muß Jeder selbst sorgen.

Ein böser Dämon schien auf dieser Fahrt zu ruhen. Kaum waren wir im Begriff, die Anker zu lichten, so traf die Nachricht ein, daß eine der beiden Dänischen Fregatten, welche sich eben an den Küsten von Norwegen befanden, als die Dänische Marine von den Engländern im Hafen von Copenhagen zerstört wurde, und daher gerettet waren, bei Vinga kreuze. Es waren fünf Englische Cutter zusammen, die als Paketboote auslaufen wollten, als diese Nachricht einlief. Die Capitaine derselben wurden unruhig und baten den Commodore des vor Vingo stationirten Englischen Linienschiffs, daß er sie eine Strecke weit escortiren möge. Die Antwort über lautete: sie möchten nur abfahren. Jetzt wurden von allen Paketbooten die Anker gelichtet. Doch nur eine kurze Strecke waren wir weiter gesegelt, als der ohnehin schon schwache Wind gänzlich aufhörte und die Paketboote sich von ihren Booten am Schlepptau auf ihre vorigen Ankerplätze zurückziehen lassen mußten.

Am 11ten blies der Wind gerade unserem Curse entgegen. Die Mannschaft belustigte sich indeß mit Fischen. Der Fang war glücklich und ich kaufte zwei große Kabeljaues für einen halben Schwedischen Thaler (10 gGr. Conv. Münze), welche bald unsre Schiffstafel schmückten. Am 12ten endlich setzte sich der Wind um und blies sehr stark aus Ost. Erst jetzt war daran zu denken, den Cattegat zu verlassen und die Nordspitze von Dänemark zu umschiffen.

Vier Paketboote lichteten mit uns die Anker. Kaum waren wir aus den Gewässern von Vingo heraus und die Nordsee öffnete sich, so thürmten sich Wellen auf Wellen. Die See ging hoch; die Wogen spielten mit dem kleinen Fahrzeuge und Alles wurde in den heftigsten Bewegungen des Schiffs durch einander geworfen. Ich hielt mich auf dem Verdeck auf, um die Seekrankheit möglichst zu vermeiden; allein eine Woge nach der andern rollte über das Verdeck hin, eine Sturzwoge faßte mich und hätte mich in die See hinabgerissen, wenn ich zum Glück nicht noch mich am Tauwerk fest geklammert hätte. So kam ich mit durchweichten Kleidern davon und eilte hinab in die Kajüte, um mich umzukleiden. Hier war schon Alles seekrank und legte sich in die Wandbetten. Da die Bewegungen eines Schiffes auf unruhigen Wellen desto heftiger sind, je weniger es selbst durch sein Gewicht Widerstand leisten kann, so sieht man oft lange gediente Seeofficiere, die kein Sturm mehr beunruhigt, auf Paketbooten seekrank werden. Selbst dem Admiral Nelson ging es einst nicht besser, als derselbe von Cuxhaven nach England auf einem Paketboote segelte.

Einer dieser Kutter bekam bei der heftigen Bewegung der See, von einer der verborgenen Klippen, welche die Fahrt durch den Cattegat so gefährlich machen, gefaßt, einen Leck und mußte zurücksegeln. Noch viele Kaufmannsschiffe hatten sich zu uns gesellt, aber Prinz Christian — das war der Name des Dänischen Kriegsschiffs, welches man bei Vingo kreuzen gesehen haben wollte — ließ sich nicht blicken und unangefochten erreichten wir die Nordspitze der Dänischen Provinz Jütland, Skag genannt, welche grade der Schwedischen Festung Marstrand auf einer nackten Felseninsel, gegenüber liegt. Wir konnten beide Punkte überblicken.

Die Linie von Skag nach Marstrand bildet die Grenze zwischen dem Cattegat und Skaggerak. Dieses letztere Gewässer nennen die Engländer von der gekrönten Form seiner Grenzen auch den Neve oder Ermel. Wir dankten Gott, daß wir ohne Unfall die durch Klippen und Untiefen Gefahr bringenden Gewässer des Cattegats verlassen hatten. Der Skaggerak, in weiterer Entfernung, von der Norwegischen, Inländischen und Schwedischen Küste umgeben, gewährt schon ein freieres und mehr sicheres Fahrwasser. In grauer Ferne erblickten wir die hoch ansteigenden Felsenküsten von Norwegen und Schweden und wie schwarze Punkte tauchten die Klippeninseln der Scheeren aus dem Meere herauf. Dagegen erschien die Inländische flache Küste kaum sich aus den Wögen zu erheben. —

Ein Glück war es, daß der Wind unverändert aus derselben Himmelsgegend blies, so daß keine Veränderung der Segel nothwendig wurde, denn der ungeheure Frost bei sprühenden Wogen hatte das ganze Segelwerk in eine unbeweglich starre Masse verwandelt. Die Taue waren zu Stangen geworden, welche selbst das Begießen mit kochendem Wasser nicht beweglich machen konnte, die Segel waren wie Bretter und die Kanonen, mit Eis überzogen, glichen Eiszapfen.

Während der Nacht kamen wir aus diesem kalten Ermel der nordischen Meere in das weite Gewand der Nordsee. Hier minderte sich die Kälte so bedeutend, daß die Taue brauchbar wurden und die Segel sich regieren ließen.

Am 15ten Febr. hatten wir nur noch 2 Paketboote bei uns, die andern waren zurückgeblieben. Der Wind setzte sich um und blies uns den ganzen Hag entgegen. Erst um Mitternacht wurde er wieder günstig und blieb so am 16ten. Gegen Mittag endlich erblickten wir Land. Der weiß aufdämmernde Streifen im Westen war die Englische Küste. Immer deutlicher tauchte sie herauf aus den Wellen, denn mit großer Schnelligkeit näherten wir uns den schon seit Cäsar berühmten Kreidefelsen von Albion.

Eine Menge Segel von allen Größen und Formen schwärmten leicht wie Möven hin und her und verkündeten die Nähe des betriebsamsten und reichsten Inselvolks auf Erden. Es war die Küste von Yarmouth, welche wir zuerst begrüßt hatten. Jetzt segelten wir an der Küste links hinunter in südlicher Richtung. Wunderbarer Anblick! Schneegefilde blitzten im Sonnenlichte herauf und das geblendete Auge hatte Mühe, in den dunklen Gestalten, die aus den Schneefeldern hervorragten, die Häuser und Kirchen der dem Strande nahe liegenden Städte, Dörfer und Landsitze zu erkennen.

Um Mitternacht ließen wir die Anker fallen. Mit Ungeduld erwartete ich die Morgendämmerung. Endlich wurde es Licht. Matt brachen sich die kaum gefärbten Sonnenstrahlen in der von Dünsten bedeckten Atmosphäre. „Das ist der Schleier der Nebelinsel!“ rief ich aus. Bald ließ Britannia ihren Morgenschleier fallen und das reiche bewegte Leben lächelte mir freundlich grüßend aus jedem Zuge entgegen. Welche Masse voll Wimpeln und Masten; welche Thätigkeit der früh schon Handel treibenden Nachen, die sich von einem Schiffe zum andern bewegten, welche einfache Nettigkeit des herrlichen Halbkreises von Wohn- und Waarenhäusern, — welche ameisenartige Bewegung auf dem reinlichen Kies am Strande! Wir lagen im Hafen von Harwich. — Dort jenen wenig hoch gebauten Leuchthäusern sah man es nicht an, daß ihre durch Hohlspiegel und Argandsche Lampen erleuchteten Glaswände wie Meteore am Nachthimmel viele Meilen weit in die See hinein leuchten und einen Lichtstrahl werfen, welcher selbst im stärksten Sturme gesehen wird. An beiden Seiten des Hafeneingangs erheben sich die beiden starken Forts, die Longuart-Forts genannt und mehrere mit Kanonen besetzte Bastionen. Dieser herrlichen Bucht sieht man es wohl an, daß 100 Kriegsschiffe in ihrem Busen Raum haben und Sicherheit finden. Jetzt aber, in Friedenszeiten — denn wenn auch Großbritannien seine Blitze nach Außen versendet, im Innern hat es immer Frieden, welchen weder die Unruhen der Reformers, noch die Spanische Armada, noch Napoleons Drohung von Toulon her stören konnten — ist Harwich der Stationshafen für alle aus dem Norden einlaufenden und dorthin gehenden Paketboote, deshalb war denn auch hier eine bedeutende Menge solcher kleiner Schiffe versammelt und in keinem andern Hafen, den von Dover ausgenommen, dürfte das tägliche Zuströmen der Fremden so bedeutend seyn, als hier.

Unser Capitain ging an’s Land und kam bald mit der Erlaubniß zur Ausschiffung für alle Passagiere zurück. In seiner Begleitung befand sich ein Acciseofficiant, welcher darüber wachte, daß die Bagage in dem dazu bestimmten Acciseboote auf das Acciseamt geliefert werde. Die Accisebeamten sind hier streng, aber rechtlich und höflich.

Mit Freuden schifften wir uns aus und gingen sämmtlich nach dem bedeutenden Gasthofe The three Caps des Mr. William Bull, wo auch von den übrigen Paketbooten die Passagiere zusammen trafen. Nach einem belebenden Frühstück auf Altenglische Weise, von Thee-Toasts (d. h. geröstetes Brod), Rolls (Semmelwecken), Sandwichs (Butterschnitte) mit geräuchertem Fleisch, und gekochte Eier ging ich auf die Accise und erhielt, mit guten Empfehlungen versehen, meine Bagage sogleich zurück, während die Uebrigen Alles dort lassen mußten, bis die Erlaubniß von London zum Weiterreisen ankommen würde. Es muß sich nämlich ein jeder Fremder einen solchen Erlaubnißschein bei dem Alien-Office auswirken, welcher nur auf Pässe, die von einem Englischen Consul ausgestellt sind, oder gegen Verbürgung eines Bekannten in London ausgefertigt wird. Ich schrieb gleich mit der eben abgehenden Post an den Schwedischen Gesandten, Baron Adlerberg, und erhielt umgehend den Erlaubnißschein zurück.

Die Zwischenzeit benutzte ich, um mich in Harwich umzusehen.

Die Stadt ist alt, mit alten und krummen Straßen versehen, und kaum sollte man es glauben, daß hier an 14,000 Menschen zusammen gedrängt leben, wenn nicht die lebhafte Regsamkeit in der Stadt und besonders am Hafen auf eine nach Verhältniß der Größe zahlreiche Bevölkerung schließen ließe. Der Hafen ist dafür desto schöner und dennoch hatten hier und an der Küste während des Sturms, welcher am 12ten d. Monats hier gewüthet hatte, viele Schiffe Schaden genommen. Zwei starke Forts und mehrere Batterien decken den Eingang des Hafens. Jedes Fort ist mit einem Regiment Miliz besetzt. Auf den hiesigen sehenswerthen Schiffswerften wurden grade zwei Linienschiffe von 74 Kanonen gebaut.

Gleich hinter Harwich auf der Höhe wurde ein sogenannter Martetto-Tower gebaut. So nennt man die großen festen Thürme, welche, mit Kanonen besetzt, auf der ganzen Küste errichtet werden. Die Küstenbesatzung liegt in guten Baracken auf einer bedeutenden Höhe der Küste. So hat die gedrohte Invasion der Franzosen die Engländer für die Sicherheit ihrer Küste vorsichtig gemacht. — Einen herrlichen Anblick gewährt von der Höhe der Millitairstationen die Aussicht auf den Hafen und auf die Höhe des Meeres darüber hinaus. Man sieht auf dem Horizont zahlreiche Segel herauftauchen und wie weiße Schwäne auf der grauen Wolkenwand des Hintergrundes heranschweben; dann erblickt man sie wieder, genau jede Gattung von Schiffen unterscheidend, wie sie sich um die Landspitze herum immer näher heranziehen. Jetzt sind sie an der Hafen-Einfahrt, jetzt — das muß ein Königliches Schiff seyn — blitzt ein Kanonenschuß auf, vom Fort aus wird er erwiedert, die feine weiße Dampfwolke verzieht sich und dann erst hört man den fernen Knall dumpf herüber hallen.

Am 19ten, sogleich nach Ankunft der Erlaubnißscheine vom Alien-Office fuhren wir Abends 6 Uhr von Harwich ab über Colchester nach London.

Die große reinliche und wohlgebaute Stadt passirt gewiß so leicht kein Reisender, ohne sich an den berühmten Austern von Colchester delectirt zu haben. Auch wir folgten dieser einladenden Sitte und fuhren dann die Nacht durch weiter. Wie der Tag dämmerte, war es ein überraschender Anblick für mich, der ich kaum erst die hochromantische Wildheit der Schwedischen Felsen und Ströme in ihrem weiß beeiseten Winterkleide verlassen hatte und hier aus den Höhen von Harwich von Schneefeldern empfangen war, jetzt, wie durch einen Zauberschlag, das sanfteste Maigrün über Wiesen und Felder verbreitet zu sehen, und statt der grotesken Felsengestalten und dunklen Tannenwälder auf beiden Seiten der Straße von freundlichen Landhäusern angelächelt zu werden.

Wir fuhren zwar mit Extrapost, aber in England fährt man ungleich besser mit den Stage-Coaches und Mail-Coaches, deren uns Mehrere begegneten. Die Postkutschen gewahren an Eleganz, Leichtigkeit, Schnelligkeit und überhaupt Zweckmäßigkeit jeder Art das Höchste, was nur jemals erreicht worden ist.

Die Stage-Coaches von Harwich sind elegant gebaut, schön polirt, plattirt und vergoldet. In und auf denselben haben 18 Personen Platz zum bequemen Sitzen, und für das Gepäck sind auf die sinnreichste Art verschließbare Behältnisse angebracht und zwar so, daß durchaus kein schwerfälliges Mißverhältniß entsteht. Diese ganze Maschine ruhet auf liegenden oder sogenannten Druckfedern. Um den Aufenthalt durch Schmieren der Achsen zu ersparen, sind eiserne Patentachsen angebracht, welche durch Reservoirs für Oel oder Fett in den metallnen Büchsen der Räder die Spindeln der Achsen während des Umdrehens der Räder mit Wagenschmiere versehen. Achsen und Räder sind zierlich gemacht. Das Ganze hat eine ungeheure Last zu tragen und sieht doch leicht aus. Das beweiset für die Güte der Englischen Arbeit. Die Bespannung entspricht der Eleganz des Wagens. Vier schöne Pferde von der Halbblut-Race, welche das Stück oft mit 100 Guineen bezahlt werden, mit eleganten plattirten Geschirren bedeckt, werden kurz gespannt vom Bocke gefahren. Der Postillon und der Schirrmeister tragen die Königl. Livree, Scharlach mit Blau und Gold, auch wenn die Stage-Coaches Privatunternehmungen sind. Die Mail-Coaches sind kleinere Wagen für 4 Personen im Innern, und in der Regel Königlich (Royal-Mail). An Eleganz stehen sie den Erstern nicht nach, übertreffen sie jedoch durch ihre unglaubliche Schnelligkeit.

Die zunehmende Lebhaftigkeit des Fuhrwerks verkündigte die Nähe der Weltstadt London. Unter den vielen Landfuhren, an welchen wir vorüber eilten, waren mir besonders die Heuwagen aufgefallen. Das Heu wird im Freien in Schober gelegt und fest zusammen gepreßt. Solche Schober sehen aus wie Hütten, werden auch in der Regel mit Stroh bedeckt. Soll nun das Heu verfahren werden, so schneidet man mit großen Messern den ganzen Schober in Würfel, wovon jeder etwa 4 Kubikfuß enthält, und kann diese dann mit großer Raumersparniß weit verfahren*). Wir erreichten bald die letzte Station vor London, das Städtchen Rumfort**).

Von hier an drängten sich schon Land-, Wohn-, Wirthschafts- und Fabrikhäuser aller Art, so daß man nicht erkennen konnte, wo eigentlich die Vorstädte dieser ungeheuern Stadt ihren Anfang nahmen. So ging es fort durch die White Chappel Road, wo sich schon ein glänzendes Handelsgewölbe an das andre reihet. Das Gewühl der Menschen wurde immer größer, je mehr man sich der City oder der Altstadt von London näherte. Noch immer war es die herrliche Chaussee von klar gesiebtem Kiesgrand, auf welcher wir von Harwich hierher gleichsam geflogen waren, auf der wir durch die Reihen der Kaufläden fuhren. Jetzt aber verkündigte der Anfang des Steinpflasters den Eingang von London.

Hier aber war das Gewühl der hier und dorthin strömenden Menschenmenge unbeschreiblich. Wer diese bewegten, geschäftigen Menschenmassen nach der Lebhaftigkeit unserer Deutschen Messen beurtheilen wollte, würde sich immer noch eine viel zu geringe Vorstellung von einem solchen übersprudelnden Volksleben machen. Der Glanz der Kaufläden hinter den großen Spiegelscheiben, wovon Eine die Größe eines ganzen Fensters einnimmt, grenzt an den Luxus eines Ostindischen Nabobs mit dem Geschmack eines Europäers gepaart und das Alles verkündigte: ich sei in London.




*) Sollte der Herr Verfasser über die Art, diese Heuwürfel zu bilden, nicht unrecht berichtet sein? Es ist wenigstens bekannt, daß auf eigenen Maschinen, wozu sich besonders die hydraulische Presse empfiehlt, das Heu, welches mit zur See genommen wird, in einen unglaublich kleinen Raum zusammengepreßt wird. Sollten es nicht solche zum Seetransport vorgerichtete Heuwürfel gewesen sein, die dem Hrn. Verf. aufgefallen sind? D. B.
**) Nicht hier, sondern in Rumford in Amerika wurde der berühmte Erfinder der nach ihm benannten Armen-Kraftsuppe geboren. D. B.