Denkmale und Erinnerungen des Hauses Wittelsbach im Bayerischen Nationalmuseum

Kataloge des Bayerischen Nationalmuseums XI. Band Wittelsbacensia
Autor: Herausgegeben von der Kgl. Direktion des Bayerischen Nationalmuseums, Erscheinungsjahr: 1909
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Bayern, Bayerisches Nationalmuseum, München, Kunstdenkmale, Altertümer, Kulturhistoriker, Geschichts- und Kunstfreunde, Wittelsbach
Vorwort

Als weiland Seine Majestät König Maximilian II. 1853 ein Museum vaterländischer Altertümer gründete, wurde für die neue Schöpfung zuerst der Name „Wittelsbachisches Museum“ gewählt. Aber schon im Laufe des Jahres 1855 entschied sich der königliche Stifter für die Bezeichnung „Bayerisches Nationalmuseum“. Denn es lag nicht in der Absicht des Königs, die Sammlung auf Altertümer des Königlichen Hauses zu beschränken; es war vielmehr schon von allem Anfang an sein Wille, dass auch das Volksleben und dessen Geschichte besonders berücksichtigt werde. So wuchs das Museum zu einem Nationalinstitut heran; es gibt ein Bild der Kultur- und Kunstentwicklung Bayerns von den ältesten Zeiten bis in die Gegenwart.

In der Geschichte des Museums ist es begründet, dass die Denkmale und Erinnerungen des wittelsbachischen Herrscherhauses in den reichen Sammlungen einen hervorragenden Platz einnehmen; sie bilden, für sich genommen, gewissermaßen ein wittelsbachisches Hausmuseum innerhalb des großen Volksmuseums. Es war ein glücklicher Gedanke, die wittelsbachischen Altertümer vereint mit den übrigen Gegenständen und zwischen diesen ohne Sonderung aufzustellen. Wie Volk und Fürstenhaus seit Jahrhunderten eins sind, wie die Geschichte beider seit Jahrhunderten aufs innigste verflochten ist, so soll auch in dem vaterländischen Museum, das dem Volk "zu Ehr und Vorbild“ errichtet ist, dieser Zusammenhang klar und deutlich hervortreten, in der Vereinigung der wittelsbachischen Hausaltertümer mit den übrigen Denkmalen der Kultur des Landes beruht der eigenartige Charakter und der besondere Reiz unseres Museums.

Was aber in den Sammlungen des Museums seihst mit gutem Grunde verschmolzen ist, das kann die Forschung auch einmal getrennt und gesondert betrachten. So empfand es die Direktion als ein dringendes Bedürfnis, eine einheitliche und zusammenfassende Übersicht über die Denkmale und Erinnerungen des Königshauses herzustellen und zu veröffentlichen. Es sollte ein Werk geschaffen werden, das einen raschen Überblick darüber ermöglicht, was im Museum an einzelne Angehörige des wittelsbachischen Fürstenhauses erinnert.

Die Anordnung des Stoffes ist eine genealogische. Es erschien als zweckmäßig, die Haupt- und Nebenlinien zu scheiden und dabei in der Hauptsache dem Werke von Christian Haeutle, Genealogie des erlauchten Stammhauses Witteisbach, München 1870, zu folgen. Diese Anordnung bietet den weiteren Vorteil, dass das vom Kgl. Münzkabinett herausgegebene Werk „Die Medaillen und Münzen des Gesamthauses Wittelsbach“ (erschienen ist bis jetzt davon nur der I. Band, Bayerische Linie, München 1897) leicht mit dem vorliegenden Katalog verglichen werden kann.*) Die Aufzählung der Gegenstande geschieht bei den einzelnen Persönlichkeiten in einer bestimmten Reihenfolge, und zwar nach diesem Einteilungsschema: 1. Bildnisse: a) plastische, b) gemalte, c) Stiche u. a.; 2. Porträtmedaillen; 3. Siegel; 4. Wappen; 5. Urkunden; 6. Ereignisse: a) aus der politischen Geschichte, b) aus dem Privatleben der Fürsten; 7. Autographe; 8. eigenhändige kunstgewerbliche Arbeiten; 9. Gegenstände für den persönlichen Gebrauch (Trachtenstücke, Waffen u. a.); 10. Kunstwerke, die für einen Wittelsbacher verfertigt oder von ihm erworben wurden; 11. Gegenstände und Kunstwerke, die von Wittelsbachern gestiftet wurden.

*) Vor allem im Hinblick auf dieses Werk sind die Münzen in unserm Katalog nicht berücksichtigt worden.

Die Fassung der Beschreibung ist dem Zwecke des Werkes entsprechend sehr knapp. Wir wollen weniger einen Katalog als vielmehr ein Repertorium geben. Die ausführlichere Beschreibung der einzelnen Gegenstände bleibt den Fachkatalogen vorbehalten. Dagegen sind Merkmale, welche für die Persönlichkeit von Interesse erscheinen, besonders berücksichtigt, so z. B. Wahlsprüche. Literaturhinweise halten sich in beschränkten Grenzen.

Ist die Beschreibung auch grundsätzlich kurz, ja skizzenhaft, so ergaben sich während der Arbeit doch auch viele neue Aufschlüsse. Die Beiziehung der alten handschriftlichen Inventare beim Kgl. Obersthofmeisterstabe, im Kgl. Geheimen Hausarchiv, im Kreisarchiv München und in der Kgl. Alten Pinakothek brachte eine willkommene Vervollständigung der Provenienznachweise einer großen Anzahl von Gegenständen. Von besonderem Belang war, dass das im Auftrage des Kurfürsten Max I. um 1628 verfasste Inventar der "Galeria“ bei der Leibkammer, das eigenhändige Notizen des Kurfürsten enthält und im Kgl. Geheimen Hausarchiv aufbewahrt wird, benützt werden konnte. Als wichtig erwies sich auch das von Galeriedirektor von Dillis 1833 hergestellte Inventar des Schlosses Schleissheim (im Kgl. Kreisarchiv München), insoferne als sich mit seiner Hilfe eine Reihe reicher Boulearbeiten des Museums als aus dem Besitze des Kurfürsten Max Emanuel in Schleissheim stammend bestimmen ließen. So war es möglich, von einer Anzahl Objekte hier zum erstenmal den Nachweis der Herkunft mitzuteilen. Neu sind auch die Bestimmungen vieler Porträts. Der Identifizierung der Miniaturporträts kam besonders die von Dr. Buchheit im Herbst 1908 begonnene Vorbereitung des Kataloges der Miniaturen vom 16. - 18. Jahrhundert zugut.

Vollständigkeit des Verzeichnisses wurde angestrebt. Es ist indessen nicht ausgeschlossen, dass bei weiteren Forschungen in den verschiedenen Beständen unseres Museums noch manches Stück als in den Kreis der Wittelsbacensia gehörig sich herausstellen wird.

Die genealogische Gruppierung des Stoffes lässt einen bedeutenden Teil des Bayerischen Nationalmuseums in neuer Beleuchtung erscheinen. Namentlich der Historiker und der Kulturhistoriker werden der hier geschaffenen Kristallisation Interesse entgegenbringen. Aber auch die Geschichts- und Kunstfreunde werden in dem Nachschlagewerke mit Nutzen blättern. Möge die Arbeit dazu beitragen, dass die Schätze des Museums immer besser und vielseitiger betrachtet und studiert werden!

Der vorliegende Band ist die gemeinsame Arbeit aller Beamten des Museums. Der Plan, das Programm und die Disposition des Ganzen stammen von dem Unterzeichneten, der auch die Leitung übernahm. Die Ausarbeitung war verteilt unter den Herren Dr. H. Buchheit, Dr. Ph. M. Halm, Dr. Fr. H. Hofmann, Dr. R. Hoffmann, Dr. J. Schinnerer, Dr. W. M. Schmid.

Die photographischen Aufnahmen sind, soweit sie neu hergestellt werden mussten. von der photographischen Kunstanstalt Rehse & Co. in München, die Klischees von Brend'amour, Simhart & Co. in München verfertigt. Die Zeichnung zur Einbanddecke ist von Kunstmaler Professor Otto Hupp.

München, im Dezember 1908.

Dr. Gg. Hager,

Kgl. Generalkonservator der Kunstdenkmale
und Altertümer Bayerns,
z. Z. steilvertretender Direktor des Bayerischen
Nationalmuseums.

1219. Bildnis des Kurfürsten Otto Heinrich, Werkstattbalid von Barthel Beham

1219. Bildnis des Kurfürsten Otto Heinrich, Werkstattbalid von Barthel Beham

1247. Bildnis der Herzogin Susanna

1247. Bildnis der Herzogin Susanna

1420 . und 1462. Miniaturbildnisse des Kurfürsten Johann Wilhelm und seiner Gemalin Anna Maria Luise

1420 . und 1462. Miniaturbildnisse des Kurfürsten Johann Wilhelm und seiner Gemalin Anna Maria Luise

1949. Bildnis der Königin Karoline. Gefertigt 1802 in der Münchner Gobelinfabrik von Chedeville

1949. Bildnis der Königin Karoline. Gefertigt 1802 in der Münchner Gobelinfabrik von Chedeville

219. Bildnis Herzog Ernsts, Administartor von Passau, gemalt von Bartel Beham

219. Bildnis Herzog Ernsts, Administartor von Passau, gemalt von Bartel Beham

658. Bronzemonument mit der Reiterstatuette Max Emanuels

658. Bronzemonument mit der Reiterstatuette Max Emanuels

756. Schreibkasten mit Boulearbeit, gefertigt für Kurfürst Max Emanuel

756. Schreibkasten mit Boulearbeit, gefertigt für Kurfürst Max Emanuel