Das trunkene Lied
Die schönsten Sauf- und Trinklieder der Weltliteratur
Autor: Klabund (1890-1928 eigentlich Alfred Henschke) deutscher Schriftsteller, Erscheinungsjahr: 1920
Themenbereiche
O Mensch! Gib acht!
Was spricht die tiefe Mitternacht?
Ich schlief, ich schlief, -
aus tiefem Traum bin ich erwacht:
Die Welt ist tief.
Und tiefer als der Tag gedacht.
Tief ist ihr Weh —,
Lust — tiefer noch als Herzeleid:
Weh spricht: Vergeh!
Doch alle Lust will Ewigkeit!
— will tiefe, tiefe Ewigkeit!
Nietzsche
Was spricht die tiefe Mitternacht?
Ich schlief, ich schlief, -
aus tiefem Traum bin ich erwacht:
Die Welt ist tief.
Und tiefer als der Tag gedacht.
Tief ist ihr Weh —,
Lust — tiefer noch als Herzeleid:
Weh spricht: Vergeh!
Doch alle Lust will Ewigkeit!
— will tiefe, tiefe Ewigkeit!
Nietzsche
Inhaltsverzeichnis
Seliger Rausch
Wann Bakchos erst mich heimsucht,
Dann schlummern meine Sorgen,
Reich bin ich dann, wie Krösos,
Und singe süße Weisen.
Bekränzt mit Efeu lieg ich,
Im Übermute tret ich
Verachtend alles nieder.
— Schenk ein! Es gilt zu trinken!
Reich mir den Becher, Knabe!
Viel besser ist es, trunken
Als tot am Boden liegen.
Den Pokal, mein Sohn! Ein Trunk soll
Mir gedeihn, ein voller! doch nimm
Nur den Becher Wassers zehnfach.
Und vom Lautern schöpfe fünfmal.
Denn nicht überkühn und maßlos
Mit dem Gott zu schwärmen denk ich.
Nicht den wilden Lärm fortan! Nicht
Wie der Skythe sich des Weins freut —
Unter süßen Liedern, sinnvoll.
Nur so sachte schlürfen wir ihn.
Anakreon
Zwiefache Glut
Reichet, reicht mir Wein, o Mädchen,
Vollauf, atemlos zu trinken!
Ein verratner Mann! Wie kocht es
Mir im Busen — ich ersticke!
Kränze von Lyäos' Blumen
Gebt mir, um die Stirn zu winden!
Meine Schläfen glühn und toben.
— Aber Eros` wilde Gluten,
Herz, wie mag ich diese dämpfend?
Anakreon
Das Gelage
Kränze laßt uns, Rosenkränze,
Jetzt um unsre Schläfe winden.
Trinken unter milden Scherzen!
Einen Thyrsos in den Händen,
Welchen Efeulaub umrauschet,
Soll die Tänzerin den feinen
Fuß im Takt der Laute heben;
Und ein weichgelockter Knabe
Lasse seine würz`gen Lippen
Zu dem Saitenklang der Pektis
Herrlich von Gesänge schwellen.
Eros selbst im goldnen Haarschmuck,
Mit dem schönen Gott Lyäos,
Mit der holden Kythereia,
Kommt, des Schmauses Lust zu teilen,
Dessen sich die Greise freuen.
Anakreon
Verschiedene Raserei
Laßt, bei den Göttern, lasset
Mich trinken! Trinken will ich
Unabgesetzt und rasen.
Einst rasete Alkmäon,
Orest mit nackten Füßen,
Die Mörder ihrer Mütter.
Ich, keines Menschen Mörder,
Bezecht von rotem Weine,
Will ich, ja will ich rasen!
Einst rasete Herakles,
Den fürchterlichen Köcher
Und Iphitos' Bogen schüttelnd.
Auch ras'te jener Ajas,
Als er samt seinem Schilde
Das Schwert des Hektar schwenkte.
Ich aber — mit dem Becher
Und mit bekränztem Haupthaar
Will ich, so will ich rasen!
Anakreon
Der alte Trinker
Alt bin ich zwar, doch trink ich
Trotz einem Jüngling wacker;
Und wenn es gilt zu tanzen,
Mach ich in meinem Chore
Den tanzenden Seilenos,
Nehme den Schlauch zum Stabe.
Geht mir mit euren Stecken!
Hat einer Lust zu kämpfen,
Der kämpfe meinetwegen.
Auf! Bringe mir, o Knabe,
Gemischt mit honigsüßem
Weine den vollen Becher!
Alt bin ich zwar, doch trinke ich
Trotz einem Jüngling wacker.
Anakreon
Beim Weine
Gebt mir des Homeros Leier,
Aber ohne blutge Saiten!
Gebt den Becher, um gehörig
Nach dem Trinkgesetz zu mischen;
Daß ich trunken möge tanzen
Und, noch klug genug im Taumel,
Zu dem Barbiton ein Trinklied
Mit gewaltger Stimme singen.
Gebt mir des Homeros Leier,
Aber ohne blutge Saiten!
Basilios
Wann Bakchos erst mich heimsucht,
Dann schlummern meine Sorgen,
Reich bin ich dann, wie Krösos,
Und singe süße Weisen.
Bekränzt mit Efeu lieg ich,
Im Übermute tret ich
Verachtend alles nieder.
— Schenk ein! Es gilt zu trinken!
Reich mir den Becher, Knabe!
Viel besser ist es, trunken
Als tot am Boden liegen.
Den Pokal, mein Sohn! Ein Trunk soll
Mir gedeihn, ein voller! doch nimm
Nur den Becher Wassers zehnfach.
Und vom Lautern schöpfe fünfmal.
Denn nicht überkühn und maßlos
Mit dem Gott zu schwärmen denk ich.
Nicht den wilden Lärm fortan! Nicht
Wie der Skythe sich des Weins freut —
Unter süßen Liedern, sinnvoll.
Nur so sachte schlürfen wir ihn.
Anakreon
Zwiefache Glut
Reichet, reicht mir Wein, o Mädchen,
Vollauf, atemlos zu trinken!
Ein verratner Mann! Wie kocht es
Mir im Busen — ich ersticke!
Kränze von Lyäos' Blumen
Gebt mir, um die Stirn zu winden!
Meine Schläfen glühn und toben.
— Aber Eros` wilde Gluten,
Herz, wie mag ich diese dämpfend?
Anakreon
Das Gelage
Kränze laßt uns, Rosenkränze,
Jetzt um unsre Schläfe winden.
Trinken unter milden Scherzen!
Einen Thyrsos in den Händen,
Welchen Efeulaub umrauschet,
Soll die Tänzerin den feinen
Fuß im Takt der Laute heben;
Und ein weichgelockter Knabe
Lasse seine würz`gen Lippen
Zu dem Saitenklang der Pektis
Herrlich von Gesänge schwellen.
Eros selbst im goldnen Haarschmuck,
Mit dem schönen Gott Lyäos,
Mit der holden Kythereia,
Kommt, des Schmauses Lust zu teilen,
Dessen sich die Greise freuen.
Anakreon
Verschiedene Raserei
Laßt, bei den Göttern, lasset
Mich trinken! Trinken will ich
Unabgesetzt und rasen.
Einst rasete Alkmäon,
Orest mit nackten Füßen,
Die Mörder ihrer Mütter.
Ich, keines Menschen Mörder,
Bezecht von rotem Weine,
Will ich, ja will ich rasen!
Einst rasete Herakles,
Den fürchterlichen Köcher
Und Iphitos' Bogen schüttelnd.
Auch ras'te jener Ajas,
Als er samt seinem Schilde
Das Schwert des Hektar schwenkte.
Ich aber — mit dem Becher
Und mit bekränztem Haupthaar
Will ich, so will ich rasen!
Anakreon
Der alte Trinker
Alt bin ich zwar, doch trink ich
Trotz einem Jüngling wacker;
Und wenn es gilt zu tanzen,
Mach ich in meinem Chore
Den tanzenden Seilenos,
Nehme den Schlauch zum Stabe.
Geht mir mit euren Stecken!
Hat einer Lust zu kämpfen,
Der kämpfe meinetwegen.
Auf! Bringe mir, o Knabe,
Gemischt mit honigsüßem
Weine den vollen Becher!
Alt bin ich zwar, doch trinke ich
Trotz einem Jüngling wacker.
Anakreon
Beim Weine
Gebt mir des Homeros Leier,
Aber ohne blutge Saiten!
Gebt den Becher, um gehörig
Nach dem Trinkgesetz zu mischen;
Daß ich trunken möge tanzen
Und, noch klug genug im Taumel,
Zu dem Barbiton ein Trinklied
Mit gewaltger Stimme singen.
Gebt mir des Homeros Leier,
Aber ohne blutge Saiten!
Basilios