1852

Die Einwohnerzahl hat sich in diesem Jahre zum ersten male vermindert, hauptsächlich durch die Auswanderung, und zwar um 574, so dass die Gesamtzahl 542.763 beträgt, wonach auf jede Quadratmeile (in Summa 228) 2.308 ½ Einwohner kommen. An jedem Tage wurden 51 2/3 Kinder geboren, dagegen gab es nur 33 Leichen. — Unter den 39 geistl. Inspektionen lieferten 25 gegen 13 mehr Söhne als Töchter, in 1 war das Verhältnis gleich; und 22 gegen 15 mehr männliche als weibliche Leichen, während in 2 das Verhältnis gleich war. —

Was die epidemischen Krankheiten betrifft, so war die Zahl der an solchen Krankheiten Gestorbenen schon beträchtlich. Die Blattern, die besonders in der Umgegend von Rostock herrschten, lieferten 78 Leichen; am verderblichsten aber trat die Ruhr auf, an der 874 Personen gestorben. — Nächst der Ruhr forderten die akuten Exantheme, namentlich Scharlach, die mehrsten Opfer, nämlich 367. — Allgemein verbreitet war das Nervenfieber, an dem 215 Personen starben. — Der Halsbräune erlagen 167, und dem Keuchhusten 75 Individuen. —


Unter den 18.892 Gebornen kamen zweimal Drillingsgeburten vor; 14.924 waren eheliche und 3.968 uneheliche Kinder, so dass das Verhältnis der ersteren zu letzteren 3 3/4:1 ist — Das Verhältnis hat sich etwas gebessert, da das vorjährige 1: 3 ½ war. Von 18.651 Müttern überstanden 18.502 das Wochenbett. Die gesamte Sterblichkeit betrug 13.103; dagegen behielt die Fruchtbarkeit einen Überschuss von 5.729. Trotzdem bat sich die Gesamtbevölkerung vermindert, da allein über Hamburg 5.424 Mecklenburger ausgewandert sind.

In hohem Alter starben 936 zw. 70 und 80; 387 zw. 80 und 90; 43 zw. 90 und 100; 2 über 100 Jahren. —

Am 31. Dez. starb zu Grabow ein junger Mann an den furchtbaren Symptomen der Wasserscheu. Nachdem einige Tage vorher andre sehr belästigende Leiden voraufgegangen, traten am 29. Schlingbeschwerden ein mit Krämpfen im Halse, die stoßweise als schmerzhaftes Zusammenziehen auftraten, und im Gesichte. Der Kranke durfte nicht trinken, so wie nur Flüssigkeiten dem Munde genähert wurden, traten die heftigsten Krämpfe ein, welche sich allmählich über den ganzen Körper verbreiteten. Sie wurden zuletzt schon hervorgerufen durch das geringste Geräusch, durch die leiseste Luftbewegung, so wie durch den Hauch eines andern Menschen. Die Stimme ward heiser und rau; seine Worte waren abgerissen, erfolgten stoßweise. In der Zeit der Ruhe, die sehr kurz war, bat der Kranke, man möge ihn halten. — Nähere Erkundigungen haben ergeben, dass der Kranke im Frühjahr von seinem kleinen Hunde, welcher der Wutkrankheit verdächtig gewesen ist, leicht verletzt ward. Die Verletzung war nicht beachtet.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Das medizinische Mecklenburg