1851

Die Gesamteinwohnerzahl hat sich in diesem Jahre um 6.604 vermehrt; so dass auf jede Quadratmeile 2.384 Seelen kommen; also in Summa 543.328. Es wurden jeden Tag 50 2/3 Kinder geboren, während nur 28 2/3 Sterbefälle auf den Tag kommen. Unter den 39 geistl. Inspektionen wurden in 35 gegen 3 mehr Söhne als Töchter geboren; in der jüdischen Bevölkerung war das Verhältnis gleich; und 25 gegen 14 hatten mehr männliche als weibliche Leichen.

Der Gesundheitszustand war in diesem Jahre ein befriedigender, wenn gleich sich die Blattern in einigen Gegenden zeigten; es starben daran 114 Personen. Die Cholera, welche bekanntlich im Sommer und Herbst des Jahres 1850 so große Verwüstungen in Mecklenburg anrichtete, forderte im Dezember 1850 und Januar 1851 noch 56 Opfer. — An den gewöhnlichen akuten Exanthemen starben 109 Individuen. — Dem Nervenfieber erlagen 131. — Am Keuchhusten starben 69, und an der Bräune 62 Personen.


Unter den 18.920 Geborenen kamen 4 Drillingsgeburten vor; 14.783 waren eheliche, und 4.137 uneheliche Kinder, also 1 auf 3 ½. Es kann dies keine Verwunderung erregen, da die Niederlassungen so sehr erschwert werden. Von 18.642 Müllern überstanden 18506 das Kindbett. Die Sterblichkeit war gering, nur 11472, dagegen erhielt die Fruchtbarkeit ein Übergewicht von 7.448. Auch dieses Jahr waren die Auswanderungen beträchtlich. —

In hohem Alter starben 839 zwischen 70 — 80 J.; 402 zw. 80 — 90; 45 zw. 90 — 100; 2 über 100.

Am 9. Juni 1851 wurden bei Dorgan zwei Menschen und ein Hund, welche beim Hüten auf der Kuhweide während des Gewitters unter einem Strohschirm Schutz gesucht hatten, vom Blitz erschlagen. Der eine, ein 11jähriger Knabe, trug die Spuren der unmittelbaren Einwirkung des Blitzes in teilweiser Verbrennung der Haut und der Kleidungsstücke, welche von der Kopf- bis zur Fußbedeckung in viele Fetzen zerrissen waren; der andere aber, ein 74 jähr. Mann, sowie auch der Hund waren äußerlich unbeschädigt geblieben, jedoch sofort getötet worden. Der Blitzstrahl hatte auf dem Strohschirm eingeschlagen, mit Hinterlassung einer faustgroßen, versengten Öffnung in demselben und war vor dem auf einem Klotz sitzenden Knaben in die Erde hineingefahren. Eine tellerartige Vertiefung, deren aufgeworfener Rand mit Bruchstücken von geschmolzener Kieselerde bedeckt war, bezeichnete den Anfang eines senkrechten Laufes, welcher 2 Fuß durch die obere Erdschicht, darauf 2 Fuß tief durch Lehm auf ein Grandlager führte, aus welchem durch Nachgrabung bis 10 Fuß Tiefe Teile einer leicht zerbrechlichen Röhre zu Tage gefördert wurden, welche in ihrem Innern unregelmäßig rund oder eckig, von ¼ - ¾ Zoll Weite, uneben, von einer grau-weißen, glasartigen Glasur überzogen ist, und deren Wandungen, oft nur einige Linien dick, mit Grandteilen umgeben ist. Wie weit sich diese Röhre noch in die Tiefe erstrecken mag, ist nicht ermittelt worden. Amtsarzt Dr. Linsen in Durgan, der die Erschlagenen eine halbe Stunde nach dem Unglücksfall gesehen und amtlich obduziert hat, so wie bei der späteren Ausgrabung zugegen gewesen ist, bewahrt noch die Bruchstücke der ausgegrabenen Blitzröhre, die 1 — 2 Zoll lang sind und zusammengelegt mehre Fuß betragen.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Das medizinische Mecklenburg