Die Stadt Plau

Sie hatte, wie alle übrigen Städte von einiger Bedeutung die gewöhnlich vorkommenden Stiftungen der Armut und in der Not. Die meisten bedeutenderen Städte hatten gewöhnlich 2 Stiftungen zur Unterstützung der Notleidenden: ein St. Georgenhospital oder Sichenhaus, stets vor den Toren, zur Aufnahme der im Mittelalter so häufig an Aussatz (Miselsucht) Leidenden, und ein Heilig-Geist-Hospital, stets innerhalb der Stadt, zur Verpflegung alter, schwacher, und gebrechlicher Armen, meist Frauen. Die Stadt Plau hatte diese beiden Stiftungen schon im frühen Mittelalter, obschon sie nur ein einziges mal, 1536, genannt werden. Zur Abnahme der aussatzartigen Krankheiten dienten im Mittelalter auch die öffentlichen Badestuben, welche namentlich von den Handwerkern wöchentlich benutzt zu werden pflegten. So hatte auch der Rat der Stadt Plau eine Badstube vor dem Tor, wo der Rat auch 5 Buden gegen und an 2 Badstuben hatte.

Die Pest, die im Mittelalter der schrecklichste der Schrecken, mit deren Namen man alle ruhrartigen, typhösen und epidemischen Krankheiten bezeichnete, brachte auch unsägliches Elend über die Bevölkerung von Plau.


Was die berüchtigsten Pesten von 1350 (schwarzer Tod), 1359, 1367, 1464 und die Schweißsucht von 1529 betrifft, so haben wir keine spezielle Nachricht über Plau.

Über die Pesten des 16. und 17. Jahrh. gibt es aber einige Nachrichten, aus denen hervorgeht, wie die Stadt Plau daran litt. Es herrschten in Mecklenburg Pesten 1565, 1581 bis 1585, 1603.

Von der Pest des Jahres 1624, welche sehr heftig und weit ausgebreitet war, namentlich in Rostock vom Juli bis November wütete, fehlt es bezüglich Plau ganz an Nachrichten.

Die tiefsten Wunden schlug aber die Pest von 1630 der Stadt Plau. Krieg und Armut hatte die Kräfte der Einwohner schon gelähmt, als die ruhrartige Krankheit hereinbrach. Es herrschte die „rote Ruhr“ in diesem Jahre zu Röbel, und der Chronist Schultz sagt, dass 1631 „die rote Ruhr in Mecklenburg grassieret und viele Leute weggerafft“ habe. Schon im August 1629 war diese Pest in Rostock und Teterow ausgebrochen und stark gehaust. Das kaiserliche savellische Regiment, in dem sich Pestkranke befanden, und das am 29. Nov. in Plau lag, brachte die Krankheit in die Stadt. Es verlief jedoch die Seuche gelinde, als der Winter eintrat. Aber nach Verlauf des Winters brach die Krankheit 1630 überall sehr heftig aus; in Güstrow herrschte sie schon im Mai, und in Plau trat sie bald sehr stark auf. Im Juni und Juli war sie am stärksten und dauerte bis November. In Plau starben über 600 Personen. Viele Leute flohen aus der Stadt.

In den nächsten Jahren wurde das Land mit Krieg überzogen, und namenloses Elend verbreitete sich über die Gegend; Feuersbrünste, Krieg, Teuerung, Schrecken und Elend aller Art brachte die Bewohner von Plau fast nur Verzweiflung. Zu dem Hunger und der Verwüstung kam dann im Sommer 1638 noch die Pest, die im Aug. und Sept. auf unerhörte Weise wütete. Ganze Städte und Dörfer starben beinahe aus; in den meisten Dörfern blieben nur 2 — 3 Menschen am Leben. Im Amte Gnoyen waren nur 3 Bauern und 3 Cossaten, und im Amte Neukaten nur 1 Bauer und 2 Cossaten am Leben geblieben. Im Amte Plau waren nur noch 6 — 8 Ochsen; die Dörfer standen meistenteils wüst, und es waren nur wenig Menschen um Leben, und dann starben die noch übrigen täglich hinweg. Auch Bürgermeister und Prediger erlagen dieser Krankheit. —

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Das medizinische Mecklenburg