Neckargemünd

Unsere Absicht, die wichtigsten Momente aus der altern Geschichte der Pfalz, an welche wir später anknüpfen müssen, hier einzuflechten, ist nun erreicht. Wir scheiden von Heidelberg, um noch einige Blicke in das höhere Neckartal zu werfen. Das benachbarte Neckargemünd ist von der Mündung der Elsenz genannt, die einst einem Gaue den Namen gab. Die Gaugrafen hatten auf dem Dilsberg, Neckarsteiuach gegenüber, ihren Sitz. Das Städtchen auf dem hohen Bergkegel, mit der weiten Aussicht in den Elsenzgau, verdient, gleich den Ruinen des sogenannten Schlosses, schon seiner Beschränktheit und rührenden Ärmlichkeit wegen, einen Besuch. Von Neckarsteinach dürfen wir nur das Wirtshaus zur Harfe erwähnen, dessen Name eine sehr alte Erinnerung bewahrt. Einer der Bligger von Steinach, die schon in Lorscher Urkunden des zwölften Jahrhunderts vorkommen, wird der Minnesänger gewesen sein, von welchem in der s. g. manessischen Sammlung Lieder erhalten sind. Auch als epischer Dichter wird er genannt, aber sein hochgerühmtes Gedicht der Umhang ist uns leider verloren. Von ihm könnte die Harfe im Wappen der Steinache herrühren, die man noch über dem Tore der Vorderburg findet. Nur das erregt Zweifel, dass Gottfried von Strassburg in der bekannten Stelle des Tristan, wo er diesen Dichter preist, auf die Harfe in seinem Schilde schon anzuspielen scheint:

Sin Zunge, diu die harpfe treit,
si hat zwo volle saelekeit:
daz sint diu wort, daz ist der sin;
diu zwei diu harpfent under in
ir maere in fremdem prise.


Der Ausdruck, seine Zunge trage die Harfe, hat etwas Gezwungenes. Man möchte den gekrönten Sarazenenkopf, der freilich nach der Sage erst später mit der Harfe verbunden ward, hinzunehmen, um ihn zu erklären. Ulrich, Landschad von Steinach, dessen Grabmal mit der Jahrzahl 1369 die Kirche bewahrt, soll nämlich, um die Schmach des Stegreiflebens von seinem mit dem Namen Landschaden gebrandmarkten Geschlechte hinwegzunehmen, das Kreuz wider die Ungläubigen ergriffen und Wunder der Tapferkeit verrichtet haben. Es glückte ihm, einen Anführer der Sarazenen zu erschlagen, worauf ihm der Kaiser mit seiner Gnade die Erlaubnis erteilte, den Heidenkopf in sein Wappen aufzunehmen. So meldet die Sage; obige Stelle Gottfrieds scheint aber für das landschadensche Wappen, ,,ein gekröntes Greisenhaupt auf der Harfe, über welche der reiche Haarwuchs des Kopfes und Bartes herabwallt,“ ein viel höheres Alter zu beweisen.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Das malerische und romantische Deutschland