Das literarische München
25 Porträtskizzen
Autor: Heyse, Paul Johann Ludwig von, geadelt 1910 (1830-1914), Erscheinungsjahr: 1899
Themenbereiche
Inhaltsverzeichnis
- Lingg Hermann geb. 1820 in Lindau, gest. 1905 in München
- May, Andreas geb. 1817 in Bamberg, gest. 1899 in München
- Braun, Otto Dr. geb. 1824 in Cassel, gest. 1900 in München
- Hertz, Wilhelm geb. 1835 in Stuttgart, gest. 1902 in München
- Jensen, Wilhelm geb. 1837 in Heiligenhafen, gest. 1911
- Haushofer, Max geb. 1840 in München, gest. 1907 in München
- Scherer, Georg geb. 1828 in Dennenlohe, gest. 1909
- Oelschläger, Hermann geb. 1839 in Schweinfurt, gest. 1908
- Muncker, Franz geb. 1855 in Bayreuth, gest. 1926 in München
- Weltrich, Richard geb. 1844 in Ansbach, gest. 1913 in München
- Voss, Richard geb. 1851 in Neugrape (Pommern), gest. 1918
- Perfall, Anton von geb. 1853 in Landsberg a. Lech, gest. 1912
- Ganghofer, Ludwig geb. 1855 in Kaufbeuern, 1920 in Tegernsee
- Klarbach, Alfred Frhr. Mensi v. geb. 1854 Innsbruck, gest. 1933
- Bulle, Oscar geb. 1857 in Lehesten, gest. 1917
- Böhm, Gottfried geb. 1845 in Nördlingen, gest. 1926
- Wolzogen, Ernst von geb. 1855 in Breslau, gest. 1934
- Halbe, Max geb. 1865 in Güttland, gest. 1944
- Ostini, Fritz von geb. 1861 in München, gest. 1927
- Matthäi, Albert geb. 1855 in Danzig, gest. 1924
- Siegfried, Walther geb. 1858 in Zofingen. gest. 1947
- Bernstein, Max geb. 1854 in Fürth, gest. 1925
- Bredenbrücker, Richard geb. 1848 in Deutz, gest. 1931
- Evans, Edward P. geb. 1831 in Remsen (Staat NY), gest. 1917
- Björnstjerne, Björnson geb. 1832 in Kvikne (Norwegen), gest. 1910
Als ich noch auf der Schulbank saß,
Macht’ ich mir heimlich oft den Spaß,
Meine Lehrer abzuconterfei’n,
Frisch ins Diarium hinein,
Auch aus der Kameraden Schar
Manch Einen, der behaftet war
Mit einer Nase von eignem Stil,
Für meinen Stift ein lockend Ziel
In Mathematik- und andern Stunden,
Daran ich wenig Geschmack gefunden.
Dann später im langen Leben auch
Blieb ich getreu dem alten Brauch,
Zu zeichnen werte Freund’ und Kollegen,
Fürwahr nicht eitlen Ruhmes wegen.
Da ich geziemend mir blieb bewusst,
Was ich so übte zu meiner Lust,
Verriet doch immer die Pfuscherhand,
Wie ich auch ehrlich eingestand:
„Dilettant heißt der kuriose Mann,
Der findet sein Vergnügen dran.
Etwas zu machen, was er nicht kann.“
Da aber in der Jahre Lauf
Zusammenkam ein großer Hauf
Von Zeitgenossen, jungen und alten.
Die mir freundwillig stillgehalten.
Dacht’ ich, der Mühe lohnt’ es sich,
Wenn ich nun wagte bescheidentlich,
Von Münchner „Dichtern und ihren Gesellen“
Hier ein paar Dutzend auszustellen.
Hat doch ein Jeder im Land ringsum
Sein wohlgeneigtes Publikum,
Das gerne schaute sein Angesicht,
Malt’ ihn auch eben ein Lenbach nicht.
Sieht aber dieser berühmte Mann
Die Blätter achselzuckend an
Und fragt mich über die Straß’ hinüber —
Wir sind ja Nachbarn -, ob nicht lieber
Der Schuster bliebe bei seinem Leisten,
Statt fremder Kunst sich zu erdreisten,
Sag’ ich mit meinem Wirt in Rom,
Der Capitol und Petersdom
Malt’ in Pastell: „Sind arme Sachen,
Und war doch lustig, sie zu machen.“
München, Juni 1899
Paul Heyse
Macht’ ich mir heimlich oft den Spaß,
Meine Lehrer abzuconterfei’n,
Frisch ins Diarium hinein,
Auch aus der Kameraden Schar
Manch Einen, der behaftet war
Mit einer Nase von eignem Stil,
Für meinen Stift ein lockend Ziel
In Mathematik- und andern Stunden,
Daran ich wenig Geschmack gefunden.
Dann später im langen Leben auch
Blieb ich getreu dem alten Brauch,
Zu zeichnen werte Freund’ und Kollegen,
Fürwahr nicht eitlen Ruhmes wegen.
Da ich geziemend mir blieb bewusst,
Was ich so übte zu meiner Lust,
Verriet doch immer die Pfuscherhand,
Wie ich auch ehrlich eingestand:
„Dilettant heißt der kuriose Mann,
Der findet sein Vergnügen dran.
Etwas zu machen, was er nicht kann.“
Da aber in der Jahre Lauf
Zusammenkam ein großer Hauf
Von Zeitgenossen, jungen und alten.
Die mir freundwillig stillgehalten.
Dacht’ ich, der Mühe lohnt’ es sich,
Wenn ich nun wagte bescheidentlich,
Von Münchner „Dichtern und ihren Gesellen“
Hier ein paar Dutzend auszustellen.
Hat doch ein Jeder im Land ringsum
Sein wohlgeneigtes Publikum,
Das gerne schaute sein Angesicht,
Malt’ ihn auch eben ein Lenbach nicht.
Sieht aber dieser berühmte Mann
Die Blätter achselzuckend an
Und fragt mich über die Straß’ hinüber —
Wir sind ja Nachbarn -, ob nicht lieber
Der Schuster bliebe bei seinem Leisten,
Statt fremder Kunst sich zu erdreisten,
Sag’ ich mit meinem Wirt in Rom,
Der Capitol und Petersdom
Malt’ in Pastell: „Sind arme Sachen,
Und war doch lustig, sie zu machen.“
München, Juni 1899
Paul Heyse

Lingg Hermann geb. 1820 in Lindau, gest. 1905 in München

May, Andreas geb. 1817 in Bamberg, gest. 1899 in München

Braun, Otto Dr. geb. 1824 in Cassel, gest. 1900 in München

Hertz, Wilhelm geb. 1835 in Stuttgart, gest. 1902 in München

Jensen, Wilhelm geb. 1837 in Heiligenhafen, gest. 1911 in München

Haushofer, Max geb. 1840 in München, gest. 1907 in München