Einleitung

Russland ist ein Stück Orient, wenigstens für den Westeuropäer, der Vieles von Dem, was ihm fremdartig dünkt in dem weiten Reiche, erst verstehen lernt, wenn er das geschichtliche Werden der heutigen Kultur in Russland sich vor Augen hält. Deshalb müssen wir unserer Wanderung durch das Russische Reich zunächst eine historische Überschau seiner Entstehung und wachsenden Entwicklung voraussenden. Da drängt sich uns denn in erster Linie die Frage auf: wer waren die ersten und ältesten Bewohner der ausgedehnten Himmelsstriche, welche gegenwärtig das Russische Reich bilden? Bei dem trüben Dämmerlichte, welches aus jenen fernen Zeiten zu uns herüberschimmert, ist die Beantwortung dieser Frage keineswegs so leicht. Skythen heißen bei Herodot die Völker, welche im Norden vom Pontos Euxinos die weiten, von der Rha, dem Tanais, Borysthenes und Tyras durchströmten Flächen inne hatten; es war ein wilder, nomadischer Stamm, meist beritten und im Gebrauch von Pfeil und Bogen wohlbewandert. Mehr nach Norden wohnten die Sarmaten, weniger kriegerischen Sinnes, das Feld bebauend und Herden ziehend; noch weiter im Norden, in dem geographisch nicht bestimmbaren Lande der Federn, die Thyssageten, Jagd treibend und vom Wilde lebend. Diese drei Stamme sind unstreitig die Urbewohner des heutigen Russland, und der Statistiker A. v. Buschen will in ihnen im Widerspruch mit Schafarik unschwer die Hauptvölker des heutigen Reiches, Türken, Slawen und Finnen, erkennen. Die beiden letzteren dieser Stämme finden wir freilich in ganz anderen Verhältnissen heute wieder; von den Skythen oder Skolothen steht es nach den gelehrten Untersuchungen C. Müllenhoffs fest, dass sie ein arisches Volk waren, und deshalb ist die Meinung Jener, welche in ihnen die Ahnen der heutigen Slawen erblicken wollen, vielleicht doch nicht so völlig von der Hand zu weisen, als dies in den jüngsten Jahren geschehen ist. Wird diese Deutung jedoch nicht beliebt, so erübrigt nur die Annahme, dass die Skythen im Gewühle der Völkerwanderung entweder untergegangen oder in andere Gegenden verdrängt worden sind.

Über diese ersten historisch auftauchenden Bewohner Russlands trug man sich im Altertume nur mit dunkeln Gerüchten. Herodot, der uns in seinem etwa 445 Jahre v. Chr. geschriebenen Buche die ersten geographischen Nachrichten vom südlichen Russland überliefert hat, erzählt von den Agrippäern am Ural, Leuten mit platten Nasen, also wahrscheinlich Kalmüken, und von Menschen, die sechs Monate im Jahre schliefen. Herodot selbst glaubte diese Sagen nicht, uns sind sie jedoch recht wohl verständlich; wahrscheinlich veranlassten die langen Nächte jener kalten Weltgegenden, die während einiger Monate nur spärlich vom Nordlichte erleuchtet werden, die Entstehung jener Gerüchte. Das weitere Schicksal dieser Stämme der vorchristlichen Zeit und während des Gedränges, welches die von Osten aus den kaspischen und aralischen Steppen und aus den noch ferneren Gegenden Hochsibiriens hervorbrechenden Nomaden türkischen und mongolischen Stammes verursachten, und welches die Geschichte mit dem Namen der großen Völkerwanderung bezeichnet, ist uns ziemlich unbekannt. Doch nachdem der Sturm sich verzogen, nachdem die meisten Völker auf Grund und Boden des Römischen Reiches bleibende Stätten gegründet haben, finden wir weitere Nachrichten über die Völker Russlands. Im Zentrum sind es die früheren Slawen, die, dem Andrange weichend, sich mehr nach Norden und Nordosten gezogen haben und im steten Kampfe mit den zurückweichenden Finnen begriffen sind. Von den letzteren, besonders von jener Abteilung der finnischen Gruppe, welche unter der Benennung Tschuden bekannt ist, wissen wir, dass sie in alten Zeiten tiefer als heutzutage nach Süden gereicht habe. Die Grenze dieser ehemaligen Ausdehnung der Finnen gegen Süden und Westen hin lässt sich dermalen leider nicht mehr bestimmen, so wichtig dies auch wäre, um die Frage nach dem Ursprunge der Preußen, welche vor einigen Jahren soviel Staub aufgewirbelt hat, in dem einen oder dem anderen Sinne entscheiden zu können. Der jetzige Umfang unseres Wissens gestattet uns nur, zu konstatieren, dass die Finnenstämme am Baltischen Meere ihre unwirtlichen Wohnplätze am Nordkranz Europas allein oder hauptsächlich dem Aufwärtsdrängen durch germanische und slawische Stämme verdanken, und dass sie vor dieser Umwälzungsperiode allerdings dereinst, schwerlich jedoch westwärts von der Weichsel, auch etwas südlichere Sitze einnahmen. Im sechsten Jahrhunderte nach Chr. saßen die Slawen schon in einem großen Teile Europas, vom Baltischen Meere bis zu dem Elbstrome, zur Theiß und zum Schwarzen Meere.


Das Zurückdämmen der Finnen hauptsächlich durch einen, den alten Slawen sehr nahe stehenden Volkszweig, nämlich durch die Letten — denn diese waren die eigentlichen Bedränger — ging natürlich nur sehr langsam und ganz allmählich vor sich; manche finnische Stämme blieben im Lande noch zurück und die neuen Ankömmlinge vermischten sich auch mit diesen. Ähnlich verhielt es sich weiter im Osten, wo die Slawen ebenfalls auf finnische Insassen stießen. Hier ging noch in späteren Jahrhunderten der nämliche Prozess vor sich, indem das russische Volk das zersplitterte schlaffe Element der finnischen Völker in sich absorbierte, sich völlig assimilierte. Das Russentum slawisierte nach und nach den größten Teil der Völker von den Wolga- und Donquellen bis zum Eismeere, und gestaltete aus ihnen eine uniforme Masse. So entstand durch Kolonisation, Verpflanzung und allmähliche Slawisierung das sogenannte großrussische Volk, in dem das finnische Blut einen wahrscheinlich nicht unbeträchtlichen Prozentanteil bildet. Über dieses Finnentum der Russen sind in neuerer Zeit unter dem Einfluss politischen Nationalhasses polnischer Schriftsteller Übertreibungen in Umlauf gesetzt worden, welche auch in deutschen wissenschaftlichen Werken Wiederhall gefunden haben. Gottfried Kinkel trifft namentlich der Vorwurf, in Deutschland zur Verbreitung jener sinnlosen Deklamationen gegen das „turanische" Russenvolk beigetragen zu haben, welches auf die Phantasmagorien des durchaus unwissenschaftlichen Duchinski und seiner kritiklosen, von Parteigeist erfüllten Schule zurückzuführen ist. Nach ihnen sind die wenigsten Großrussen echte Slawen, in den meisten fließe finnisches oder tatarisches Blut, weshalb sie auch auf die Benennung „Russen", welche nur einem slawischen, also arischen Volke zukomme, keinen Anspruch hätten, sondern als „Moskowiter" zu bezeichnen seien. Während solche erhitzte Gemüter sich an einer den Schein der Wissenschaftlichkeit tragenden Begründung des „Moskowitertums" erfolglos abquälen und damit die Zeit verschwenden, lässt sich nur, wenn man alle störende Politik und Leidenschaft aus den Augen setzt, sagen, dass der Slawismus des russischen Volkes von Norden nach Süden zunimmt, in umgekehrter Richtung dagegen sowie in der nach Osten zu liegenden abnimmt und in dem Grade die Mischung mit fremden Bestandteilen intensiver wird. Trotz mancher angestrengter Versuche Derer, welche in die Ethnologie ihren Hass einfließen lassen, die Unterschiede zwischen den Kleinrussen, den „echten Slawen" und den Großrussen, „den Turaniern und Asiaten" recht grell zu zeichnen, ist der Unterschied zwischen den beiden Stämmen heute nicht größer als etwa der zwischen Schwaben und Preußen. Im Volke von Ostdeutschland rollt manches Tröpfchen Slawenblut, doch hat das germanische Wesen obgesiegt; ebenso hat in Russland das Slawische alles Fremde des Finnentums völlig überwunden. Einen Beweis, wie sehr dies in Russland der Fall, liefern die jüngsten Forschungen auf dem Gebiete der Volksliteratur, wonach die Märchen der Großrussen völlig übereinstimmen mit jenen der westlichen Slawen, der Tschechen und Polen, ja sogar manche Züge aufweisen, welche den beiden genannten Zweigen gemeinschaftlich sind, während sie den Kleinrussen fehlen.

Schon einige Jahrhunderte nach Christo waren die slawischen Völker, historischen Berichten zufolge, in zwei große Abteilungen oder Stämme geschieden und sind es bekanntlich ihrer Sprache nach auch heute noch. Diese Stämme hießen in jener alten Zeit der Stamm der Slawen und jener der Anten; in dem letzteren sind die uns hier besonders beschäftigenden russischserbischen Völkerschaften begriffen. Was wir über die bei diesen alten Russen herrschenden Zustände wissen, wollen wir nun kurz zusammenfassen.

Einstimmig wird in allen Geschichtswerken die allgemeine Gastfreundschaft gerühmt, die bei allen slawischen Völkern auch jetzt noch sehr gewöhnlich ist. So erhalten sich die Spuren alter Gewohnheiten oft im Laufe vieler Jahrhunderte und ferne Nachkommen ererben die Sitten ihrer Vorfahren. Für den Slawen war jeder Reisende gleichsam heilig; freundlich ging man ihm entgegen, bewirtete ihn mit Freuden, geleitete ihn mit Segenswünschen und übergab ihn so zu sagen von Hand zu Hand. Für des Fremden Sicherheit war ein jeder Wirt dem ganzen Volke verantwortlich, und wer es nicht verstand, seinen Gast vor Unbilden und Unannehmlichkeiten zu schützen, an dem rächten die Nachbarn jede Kränkung wie eine selbst erlittene. Ging der Slawe aus dem Hause, ließ er Tür und Tore offen stehen, und zubereitete Speisen waren stets für den etwa ankommenden Fremden vorrätig. Gern begaben sich daher reisende Kaufleute und Handwerker zu den Slawen, bei welchen es weder Räuber noch Diebe zu fürchten gab. Den Armen aber, welchen es an Mitteln fehlte, den Fremden gehörig zu empfangen, war es erlaubt, alles dazu Notwendige von einem reichen Nachbar zu entnehmen.

Die Keuschheit der slawischen Frauen und Männer wird von den alten Schriftstellern gleichfalls hoch gerühmt. Nie wollte eine Slawin ihren Gatten überleben, daher sich jede ohne Sträuben auf dem Scheiterhaufen mit dem Leichname ihres Gemahles verbrennen ließ. Eine am Leben gebliebene Witwe entehrte ihre ganze Familie. Erst mit Einführung des Christentums ward in Russland diese Gewohnheit aufgehoben, welche, wie man weiß, bei den Hindus bis vor Kurzem sehr gewissenhaft beobachtet wurde. Im Übrigen wurden im alten Russland die Weiber völlig als Sklavinnen und als unverantwortlich betrachtet. Dabei lagen ihnen, wie bei vielen anderen Völkern, die Arbeiten und Sorgen des Hauses ob. Obwohl von allen öffentlichen Volksangelegenheiten ausgeschlossen, zogen die Slawinnen bisweilen mit ihren Vätern und Gatten auch in den Krieg, und fürchteten selbst den Tod nicht. Die Mütter waren die Erzieherinnen der Kinder, flößten ihnen Neigung für die Tapferkeit ein und unversöhnliche Feindschaft wider jeden Beleidiger; denn gleich allen anderen heidnischen Völkern hielten die Slawen es für schimpflich, Beleidigungen ungerächt zu ertragen. Nach den Schilderungen der alten Schriftsteller waren die Slawen im Übrigen ein friedliebendes, fleißiges, gutmütiges Volk, ohne Bosheit und Hinterlist, fest an allem Althergebrachten hängend und mit Leidenschaft dem Ackerbau ergeben, welche konstante Beschäftigung dem Konservatismus ihrer ursprünglichen Anschauungen ungemein förderlich war. Zum Ackerbau, zu welchem der Übergang vom Jagd- und Nomadenleben auch bei den Slawen die erste Stufe der Kultur für Künste und Wissenschaften bezeichnete, mussten sie schon durch die Natur ihrer hierzu wie eigens geschaffenen ursprünglichen Wohnsitze gelenkt werden, zumal diese Beschäftigung ihrem mild gestimmten Naturell am besten entsprach. Damit harmoniert der ausgesprochene Hang zur Freiheit, der gegenüber sie Alles gering achteten, sowie die Abscheidung des Volkes in kleine unabhängige Sippen mit ausschließlich volkstümlicher Verwaltung. Ja, auch für manche Äußerlichkeiten ist hier die Wurzel zu suchen, so wenn uns die Schriftsteller berichten, dass dieses Volk die Häuser in weiter Entfernung von einander baute (nebenbei bemerkt eine Eigenheit, die noch heute bei südslawischen Stämmen vorherrschend anzutreffen ist). Trügt nicht Alles, so lässt uns schon die Lage ihrer frühesten Wohnsitze weiter auch darauf schließen, dass sie neben allerlei Gewerben vorzugsweise den Handel betrieben, worauf auch sprachliche Gründe, und zwar einige entlehnte Wörter, hinzudeuten scheinen, die sich nur aus einem Verkehre der Slawen mit einigen asiatischen Völkerschaften nicht arischen Stammes erklären lassen. Sicher ist, dass schon im achten Jahrhunderte unserer Zeitrechnung die Slawen zum Kauf und Verkauf in fremde Länder reisten; doch bestand ihr Handel im eigenen Lande bis zur Einführung des Christentums bloß in Tausch; Geld brauchten sie noch nicht und das Gold nahmen sie von den Ausländern nur als Ware an.

Für die leichteren technischen Fertigkeiten zeigten alle slawischen Völker von jeher viele Gewandtheit, das Gediegene wurde aber zu jener Zeit noch vermisst. Das Vergnügen suchten sie am liebsten in der Harmonie der Töne, die den Geist erheitern durch das Gehör. Musik, Gesang, Tanz und Dichtkunst gehörten zu ihren Lieblingsbeschäftigungen; Geige und Schalmei waren die üblichsten Instrumente und werden bekanntlich noch jetzt von allen slawischen Stämmen vorzugsweise geliebt. Nicht nur daheim und in Friedenszeiten, sondern auch bei ihren Heereszügen und im Angesichte des Feindes pflegten die Slaven sich froh zu stimmen und zu singen, der Gefahr dabei vergessend. Noch immer sind die meisten jener altertümlichen Ergötzlichkeiten und Volksbelustigungen in den slawischen Ländern fast dieselben wie vormals. Ringen, Faustkämpfe und Wettrennen blieben unter ihnen als Denkmäler ehemaliger Spiele, als Bild ihrer Kriegslust und Stärke bis auf diesen Tag. Seltener dagegen zeigte sich der philosophische Geist.

Im Einklange mit allen Überlieferungen verehrten die Slawen einen deus deorum, einen höchsten Gott, den Urheber des Himmels und der Erde, des Lichtes und des Gewitters. Diesem waren die anderen Götter untertan. Der Name dieses Gottes ist Svarog, der sich bewegende Himmel, der Wolkenhimmel, in welchem der Donnerer Perun herrscht, für den Svarog gewissermaßen nur ein anderer Name, eine andere Äußerung ist. Diesem obersten Donnergotte Perun steht als chthonisches Wesen die Erde entgegen; als Söhne Svarogs werden die Sonne und das Feuer angeführt, wobei eine partiell slawische (südslawische) Auffassung an diese als dritten Bruder den Mond und als Schwester den Morgenstern anreiht. Als Theomorphose der reinen, heiteren Luft ist Svetovit anzusehen, als Gott der Herden Veles, ursprünglich ebenfalls ein Sonnengott. Außerdem sprechen die Quellen von einem Gotte der Winde, des Sturmes und der Ungewitter, Stribog geheißen, und von einigen anderen göttlichen Persönlichkeiten, darunter mehrere Göttinnen. Mit Sicherheit darf hierher gezählt werden Vesna oder Lada, die Repräsentantin der heiteren Jahreszeit, und Devana oder Deva, die Göttin des Frühlings und der Fruchtbarkeit. Unter den bösen Göttern steht, nebst Stribog, obenan Morana, die Repräsentantin des Winters und des Todes. Doch darf man aus dem Gegensatze von guten und bösen Gottheiten keineswegs auf einen konsequent durchgeführten, sozusagen philosophischen Götter-Dualismus bei den alten Slawen schließen. Als mythische Wesen niederen Grades wurden verehrt die Vilen und Russalken, die Herrscherinnen über Flüsse, Wälder und Berge, die Rojenive und Sojenice, die Schicksalsgöttinnen, und die finsteren Mächte: Jaga-baba, Bes und Ved. Ingleichen war auch der Glaube an Truden (Mora) und Vampyre )Vlukodlak) ein allgemein verbreiteter. Jede Sippe sowie der Stamm verehrte noch in den Seelen ihrer abgeschiedenen Häuptlinge besondere Gottheiten, ja jedes Haus besaß sogar seinen eigenen Schutzgeist (Domowoy). Gunst und Schutz der Gottheiten suchten die Slawen durch Gebet und Opfer zu erlangen, letztere in Verbrennung von Tieren oder Darbringung von Feldfrüchten bestehend. Eine eigene Priesterschaft gab es nur bei einzelnen slawischen Stämmen. Von den hervorragenden Festen im Jahre wurzelten die meisten im Wechsel regelmäßig eintretender Naturerscheinungen, im Kampfe des Dunkels mit dem Lichte, des Winters mit dem die Natur wieder belebenden Frühling und Sommer. Auch von dem Leben nach dem Tode hatten die alten Slawen sich eine ziemlich genaue Vorstellung gebildet. Die Seele (Duscha) selbst anlangend, glaubten sie, es könne dieselbe zur Zeit des Schlafes den menschlichen Körper verlassen und verschiedene Gestalten annehmen. Nachdem sie sich vom Körper bleibend getrennt, irrt sie lange umher und kehrt zeitweise wohl wieder heim, woher der Gebrauch, zu gewissen Zeiten im Jahre allerlei Speisen für Dahingeschiedene zwischen die Fenster zu stellen. Übrigens schrieb man auch den Leichnamen im Grabe, bis sie nicht völlig verwest waren, einen gewissen Grad von Leben zu, und gab man deshalb den Toten Speise und Trank mit ins Grab. Unter den verschiedenen Bestattungsweisen ist sowohl das Begraben wie das Verbrennen bei den Slawen in Übung gewesen.

Bei Besorgung von Gemeinde- und Staatsangelegenheiten hatten alle gleichmäßigen Anteil, die Zivil- und Staatsverfassung war also eine demokratische. Man kannte ursprünglich weder eine erbliche Fürstenwürde noch einen Unterschied der Stände. Das Band der Tippen eventuell der Stammeseinheit hielt Alle umschlungen und genoss der Einzelne nur insofern gewisse Rechte, als er sich als Glied dieser Einheit betrachten konnte. Deshalb war der Starosta (Starschina) nur der Verwalter des Gesamtvermögens der Sippe und jedes Glied nur insoweit Miteigentümer des Vermögens, als es Mitglied dieser Sippe war. Die Einheit der Sippe und des Stammes schließt die Erbfolge aus; diese Züge scheiden die Slawen von den Germanen wie den Romanen scharf ab und sind ein wichtiges Charakteristikon ihrer Volksindividualität. Obwohl aber Alle ursprünglich frei und gleichberechtigt waren, so ging doch auch bei den Slawen die Demokratie bald in Aristokratie über, denn das reale sowie das ideale Übergewicht gestatten nirgends völlige Gleichheit, außer vor dem Gesetze als solchem. So bildete sich denn infolge fremden Einflusses bei einzelnen Stämmen schon ziemlich frühzeitig nicht nur ein Ständeunterschied, sondern auch die Erblichkeit der Fürstenmacht, welche Änderungen auch die Leibeigenschaft und Sklaverei im Gefolge hatten, so sehr auch beide dem Grundwesen des slawischen Volkes zuwider gewesen waren. Ermöglicht wurde die Erblichkeit der Fürstenmacht teilweise durch den Umstand, dass der größere Besitz einzelnen Sippen zu größerem Ansehen verhalf und man aus ihrer Mitte den Stammältesten wählte, welcher Vorgang mehrmals nach einander wiederholt die Sitte aufkommen ließ, den Stammesältesten nur mehr einer bestimmten Familiengenossenschaft zu entnehmen. Dies erzeugte einen Unterschied der Stände, indem diese bevorzugten Familiengenossenschaften die erste Schicht zum nachmaligen slawischen Adel bildeten, neben dem übrigens anfänglich die ganze kompakte Masse des Nichtadels die Freiheit genoss.

Mehr denn tausend Jahre sind verflossen, seitdem diese Slawen das große Reich gründeten, welches fast den ganzen Osten unseres Weltteiles umfasst. Gleich so mancher anderen ist auch sein Ursprung in den Nebel der Sage verhüllt und nur schwer gelingt es, den Kern von den harten Hüllen zu befreien. Die Gründung des Russischen Reiches fällt in eine Epoche, in welcher alles Alte in Europa neu wurde. Die Trümmer des entgeisterten römischen Kolosses waren eine Beute der Barbaren geworden. Germanen herrschten in England, Gallien, Spanien und Italien. Die Slawen ließen sich in vielen von den Germanen verlassenen Ländern nieder. Karl der Große stiftete ein neues abendländisches Kaiserreich, und die Normannen beherrschten die europäischen Meere. Da stellt sich uns der Anfang der russischen Geschichte, wenn wir den alten Chroniken trauen dürfen, als ein höchst merkwürdiges und vielleicht einziges Ereignis dieser Art dar. Freiwillig vernichten nämlich die Slawen ihre alte Volksregierung und verlangen Gebieter von den Warägern, die früher ihre Feinde waren. Dies trug sich zu im Jahre 862. Also berichtet die Chronik des alten russischen Mönches Nestor, welcher den Waräger Rurik die russische Monarchie gründen und andere Waräger von dem reizenden Kiew Besitz nehmen lässt. Die dunkle Geschichte dieser Waräger ist lauge Gegenstand eines gelehrten Streites gewesen, bis man sich dahin einigte, in den Warägern normannische Einwanderer aus Schweden zu erkennen, die man für die Urheber der nunmehr in Russland anhebenden Kulturentwicklung hält. Erwägt man aber, dass die heutige Volksmenge Schwedens nur etwas über vier Millionen Köpfe beträgt, so kann dieselbe vor einem Jahrtausend keinesfalls groß genug gewesen sein, um die auswandernden Waräger als ein zahlreiches Volk erscheinen zu lassen. Die an Kopfzahl so große Masse der slawischen Russen dürfte demnach eine politische Verbindung zu einem großen Ganzen wohl nicht erst durch das Eindringen des derben, tatkräftigen Elements der Waräger, der sogenannten Ros, erlangt haben. Indes ist der Germanismus der Waräger keineswegs zweifellos; es ist nicht unmöglich, dass sie anstatt aus Skandinavien aus dem damals slawischen Preußen stammten, nicht von der Küste Roslagen, sondern von den Ufern der Weichsel und des Niemen.

In jüngster Zeit sind gegen die ganze, auf das einzige Zeugnis; des Nestor fußende Geschichte der Waräger Bedenken vorgebracht morden, wonach diese keine Nation, sondern eine Klasse gedungener Abenteurer gewesen, unterstützt von den einheimischen Fürsten. Doch sei dem wie ihm wolle, selbst Nestor gibt zu, dass, als die Waräger berufen wurden, sie schon gesittete Zustände vorfanden. Ostrogord, das spätere Nowgorod, war schon ein bedeutender Platz, und das ehrwürdige Kiew am Dnjepr, damals unter chasarischer Herrschaft, glänzte ebenfalls schon vor der Ankunft der angeblichen Normannen, die übrigens binnen Kurzem vollständig slawisiert waren. Hierauf ist ein besonderes Gewicht zu legen. Sind wirklich germanische Fremdlinge nach Russland gekommen, so waren sie entschieden nur in geringer Anzahl und trotz späterer Zuzüge bald von der den Slawen eigentümlichen Resorptions- und Assimilierungskraft ethnisch ausgeschlürft. Beweis hierfür, dass uns im Jahre 945 ein Fürst Swjatoslaw, also schon ein slawischer Name, begegnet. Nicht die Waräger haben das russische Volk, sondern das russische Volk hat die Waräger umgewandelt, gerade so, wie es dies noch in späteren Zeiten mit den finnischen Stämmen getan. Die Ruriks hat man demnach unter allen Umständen, mögen dieselben wirklich Normannen sein oder nicht, doch schon nach kurzer Zeit für völlig slawisierte Russen anzusehen. Ebenso dürfen wir die Kultur jener Epoche in Russland durchaus als eine einheimische betrachten; denn selbst wenn die Waräger Skandinavier waren, hätten sich die Russen doch von diesem berüchtigten Raubgesindel keines veredelnden Einflusses zu rühmen gehabt. Wie hoch oder wie tief man das damalige Kulturstadium der Russen veranschlagen möge, man hat keinen Grund, es für fremde Importation zu halten. Im Jahre 922 besuchte der Araber Ibn-Fozlan das Land der Wolga-Bulgaren und unter den Handelsleuten vieler Nationen, die er hier traf, fielen ihm die Russen besonders auf; er hat uns eine ausführliche Schilderung ihrer Sitten und Gebräuche hinterlassen, welche dieselben den ersten Kulturstadien schon entrückt zeigt.

Auch eine eigentümliche städte- und staatengründende Kraft, die sich bis auf die Gegenwart erhalten hat, wohnte dem russischen Volke inne. Gleichwie ein guter Teil der heutigen Städte Norddeutschlands von den Slawen gegründet wurde, so fällt auch in die Zeit, wo es in Mitteleuropa noch traurig aussah und wüst, die Glanzepoche der mächtigen Wolchow-Republik, des altslawischen Nowgorod. Nirgends haben die russischen Slawen in ihrer Bewegung nordwärts die Küste erreichen können; doch gelang es den Nowgorodern, an einem geographisch-historischen Knotenpunkte, an dem Ausflusse des Wolchow aus dem Ilmensee, festen Fuß zu fassen. Schon früh wandte sich der Sinn der slawischen Ilmen-Anwohner kaufmännischen Unternehmungen zu. Lange vor der Festsetzung der Waräger vermittelten sie den Verkehr des Südens mit den finnischen Völkerschaften, während ihnen die Karawanen der Bulgaren von der Wolga her die Schätze des Orients zum Umsatz gegen die nordischen Produkte brachten. Als die moskowitischen Fürsten am Ende des neunten Jahrhunderts hier ihre Herrschaft gründeten, brach aber die Handelsrepublik am Wolchow mit ihrer eigenartigen Lebensordnung zusammen. Langsam verdichtete und breitete sich die agrikole slawische Bevölkerung aus, mit Beil, Sense und Pflug in harter Arbeit sich den Boden anschaffend; „mein die Erde, soweit Beil, Sense und Pflug gegangen", d. h. mein Besitztum reicht so weit wie meine Siedlerarbeit, war die alte Rechtsformel für die Besitzergreifung des Bodens. Vom oberen Wolga-Becken (Rostow, Susdalj) breitete sich die russische Kolonisation nach Nordosten aus. Ging der Zug der angeblich normannischen Staatsgründung nach Süden den Dnjepr hinab, so sehen wir bald die Nowgoroder Slawen die Dwina hinab bis zum Weißen Meere vordringen, wo früh schon Cholmogory (Holmgard) den Mittel- und Schwerpunkt des slawisch-skandinavischen Seeverkehrs bildet. Wo heute Archangelsk steht, ward bereits im zwölften Jahrhundert das Kloster St. Michael gestiftet, welches jenem des heiligen Georg in Nowgorod zehntete. Sicherlich wäre die mächtige Slawenrepublik im Stande gewesen, eine den Deutschen gefährliche Tätigkeit zur See auf dem Baltischen Meere zu entwickeln, hätte sie nicht ihre ganze Kraft auf die Eroberung und Kolonisierung des finnischen Nordens und der Uralgegenden geworfen. Reißend schnell dehnten sich die Nowgoroder über die Stromlandschaften des nördlichen Eismeeres aus, und schon im elften Jahrhundert durchzogen ihre Handelskarawanen die Gegenden der Petschora, Permiens und Ugriens nach allen Richtungen, wobei die Befestigung dieser Herrschaft nicht immer ohne Blutvergießen abging. In dem Freibriefe Wsewolods (zwölftes Jahrhundert) geschieht bereits des Handelsstandes an der Onega, in Karelien, Wologda und Permien Erwähnung. Die eigenartige Entstehung der Nowgoroder Ansiedelungen lernen wir sehr anschaulich aus der Chlynow'schen Chronik kennen, begnügen uns aber hervorzuheben, dass diese Kolonisierung durch die Beweglichkeit und Unstetigkeit der zersplitterten und schlaffen finnischen Bevölkerung ungemein erleichtert und die sesshafte landbauende slawische und slawisierte Einwohnerschaft immer dichter wurde. Unterwerfung, Bekehrung, Slawisierung folgten rasch aufeinander. Nur der Nordwesten blieb von der Slawisierung frei. Ausschließlich im Osten beschäftigt, besiedelten die Nowgoroder das Küstenland des Baltischen Meeres nämlich nicht, daher sich Schweden, Deutsche und Dänen dort festsetzen und dasselbe dem westeuropäischen Kultursysteme unterwerfen konnten. Anders wäre das Baltische Land schon früher völlig slawisiert worden. Mit der Ausbreitung der russisch-slawischen Bevölkerung hielt die des orientalischen Christentums gleichen Schritt, welches bei den Russen unter Wladimir schon im Jahre 988 Eingang fand. In diesem Punkte hatten die russischen Slawen selbst ihre westlichen Nachbarn in Litauen und Preußen überflügelt.

Das Christentum fand jedoch erst nach reiflicher Überlegung Annahme. Die benachbarten mohammedanischen Wolga-Bulgaren waren bestrebt, den Großfürsten Wladimir für den Übertritt zum Islam zu überreden, als dieser noch schwankte, ob er diesen oder das Evangelium annehmen solle. Doch der Bericht der Gesandten, die er zur Gewinnung näherer Kunde über die verschiedenen Arten von Religion hatte ausgehen lassen, lautete für den Islam nicht günstig. „Wir sind", sagten sie, „zu den Bulgaren gegangen und haben gesehen, wie sie in ihrem Tempel sich verneigen, nach der Verneinung sich niedersetzen, rechts und links hinsehen wie Besessene. Lustigkeit ist bei ihnen nicht, sondern trauriges Wesen und hässlicher Geruch. Ihre Religion ist nicht gut." In der schwierigen Alternative, ob Annahme der Religion, welche den Wein verbietet, oder der, welche die Vielweiberei untersagt, entschied sich der Russe für den Glauben, welcher dem Weingenuss nicht feind ist. Und sicherlich brachte hierin der Fürst nur die allgemeine Volksneigung zum Ausdruck, wie sich dieselbe in zahlreichen Skazka’s, den im Munde des Volkes heute noch lebenden Märchen, beobachten lässt. Ein Hauptgrund jedoch für Annahme des griechischen Glaubens war die Meinung der Bojaren. Sie sagten zu Wladimir: „Deine Großmutter Olga, die weiseste der Frauen, würde sich nicht zum griechischen Glauben bekannt haben, hätte sie ihn nicht für besser als alle übrigen gehalten."

Obwohl die Griechische Kirche auf rohe Gemüter weniger veredelnd und kultivierend wirkte als die mehr blendende Römische, so ward doch die Ausbildung der geistigen Anlagen, die mit den Staatseinrichtungen so oft genau zusammenhängen, durch die Einführung des Christentums sehr befördert. Die heidnischen Priester rühmten sich prophetischer Gaben und waren die ältesten Weisen im Norden. Ihr vorgebliches Wissen gründete sich indes immer entweder auf Betrug oder aber, und dies mehr noch, auf Selbsttäuschung. Das ungebildete Volk dagegen hielt jeden Schluss der Urteilskraft, jeden glücklichen Erfolg eines Unternehmens für die Wirkung übernatürlicher Wissenschaften. Nach Einführung des Christentums war es das Bibelwerk von Cyrillus und Methodins, welches die Russen gebrauchten. Diese beiden Brüder und ihre Gehilfen waren es, welche zuerst die Regeln der slawischen Büchersprache fest begründeten und zwar nach der Analogie des Griechischen. Sie bereicherten das Slawische zugleich mit neuen Wörtern und Redeformen, jedoch mit Beibehaltung der Mundart ihrer Vaterstadt Thessalonica (Salonichi), das ist des illyrischen oder serbischen Dialektes, der auch jetzt noch mit dem Slawischen der Kirchenbücher die größte Ähnlichkeit hat. Es mussten alle slawischen Mundarten damals weniger von einander abweichen als jetzt, weil sie ihrem gemeinschaftlichen Urquell um Vieles näher waren. Die Ureltern der Russen konnten sich also um so leichter die Sprache der Cyrillischen Bibel aneignen. Die Schreibart jener Übersetzer wurde seit der Zeit als Muster für die neue christliche Bücherwelt in Russland betrachtet und selbst Nestor suchte sie nachzuahmen. Die eigentliche russische Mundart dagegen erhielt sich neben jener Kirchensprache zugleich fortwährend im Gebrauche, und seit dieser Zeit gibt es in Russland genau genommen zwei Sprachen: die allgemein bürgerliche und die kirchliche.

Schon Ruriks Nachfolger verlegten die Residenz ihres Reiches von Nowgorod nach Kiew, bedrohten auf der Wasserstraße des Dnjepr das schwache Byzantinische Reich und trotzten den Beherrschern von Konstantinopel Tribut ab. Auch die Chasaren und andere slawische Volksstämme wurden unterworfen, und jene sahen sich gezwungen, den Zins, den sie sonst von den westlichen Stämmen zu erheben pflegten, nun den Russen zu entrichten. Durch Drohungen erlangte der erobernde Wladimir der Große die Hand der griechischen Kaisertochter Anna, Schwester der Theophania, welche Verbindung zur Begründung des Christentums in Russland Veranlassung gab. Die Götzenbilder wurden zerstört, Wladimir ließ sich taufen und seinem Befehle und Beispiele folgte das ganze Volk. Doch schwächten nebst Bürgerkriegen und blutigen Kämpfen mit den kriegerischen Nachbarn, den Petschenegen, Kumanen, Bulgaren und anderen wilden Stämmen, hauptsächlich die Teilungen des Reiches die Macht der Russen unter Wladimirs Nachfolgern. Nach der Sitte jener Zeit erhielt nämlich jeder Sohn eines Großfürsten einen Teil des väterlichen Gebietes als Erbschaftsanteil; noch bei Lebzeiten der Eltern sandte man die jungen Fürsten nach jenem Teil, denselben zu verwalten. Es war dies also keine Stiftung selbständiger Fürstentümer, sondern nur die Ausübung eines dem Familienoberhaupte zukommenden Rechtes, wonach dieses einen Teil des gemeinschaftlichen Familiengutes — denn als solches betrachtete man auch das Reich — einem Mitgliede der Familie zu Nutz und Gebrauch zuweisen konnte. Es war das System der altslawischen Familienkommune ins Große und auf das ganze Reich übertragen. Hierin wurzelt die für Russland so unheilvoll gewordene Zerstückelung des Reiches in die sogenannten apanagierten Teilfürstentümer. Unter Wladimir erstreckte sich das Reich vom Dnjepr bis zum Ladogasee und an die Ufer der Düna. Aber schon nach seinem Tode nahm die Zersplitterung unter seinen vielen Söhnen ihren Anfang. Die Reihe der Teilfürsten von Jaroslaw an während der folgenden drei Jahrhunderte auch nur anzuführen ist eine reine Unmöglichkeit, und der große Geschichtsschreiber Karamsin gesteht selber, dass man sich dabei im Chaos verliere. Oft übertrafen diese Teilfürsten den Großfürsten an Macht oder nahmen gar dessen Titel an, die meisten zersplitterten durch innere Kriege die Kräfte der Nation so sehr, dass die streitbaren Litauer, Polen, Schwertbrüder u. A. im Westen große Länderstrecken an sich rissen, und endlich die Mongolen nach der blutigen Schlacht an der Kalka im Jahre 1224 bis zum Dnjepr vordrangen, die gefangenen Russen treulos erwürgten, die drei Großfürsten Mstislaw, Andreas und Alexander unter Brettern erstickten und auf ihren Leichen ein grässliches Siegesmahl feierten. Fünfzehn Jahre später fetzten sie ihre Eroberungszüge fort. Sie stürmten Kiew, den glänzenden Herrschersitz, mordeten die Einwohner und legten die Stadt mit ihren zahlreichen Kirchen und Denkmälern alter Kunst in Asche. Dann eroberten sie alles Land vom Dnjepr bis an die Weichsel und machten zuletzt, nachdem sie Süd- und Westrussland in eine Wüste verwandelt, sodass die wenigen Menschen, die in den Wäldern und einsamen Orten ein kärgliches Leben fristeten, der Toten Ruhe beneideten, das ganze Reich zinspflichtig. Der Großkhan der Goldenen Horde von Kaptschak, dessen Residenz und Standlager im Osten der Wolga war, erhob zwei Jahrhunderte lang einen drückenden Tribut von den russischen Fürsten und ihren Untertanen und schaltete als Oberrichter und Gebieter über Land und Leute. Was war gegen ein solches Nationalunglück der glorreiche Sieg, den Alexander Newski an der Newa 1241 über die Schwertritter davontrug? Vergebens bemühte sich der tapfere Großfürst Demetrius Iwanowitsch, das schwere Joch abzuschütteln; die Mongolen verbrannten 1380 seine Hauptstadt Moskau und zwangen ihn zur alten Unterwürfigkeit.

Die Mongolenherrschaft in Russland hatte für die Kulturentwicklung des Volkes die traurigsten Folgen, denn nur ihr ist das Zurückbleiben der Russen zuzuschreiben, die vor etwa achthundert Jahren m Gesittung hinter den Deutschen nicht zurückstanden. Es ist eine total irrige Parallele, welcher zufolge manche Knaben in der Schule ein ähnliches Schauspiel bieten; Anfangs, wo es sich um die Elemente des Wissens handelt, halten die Fleißigen alle ziemlich gleichen Schritt; erst in den höheren Stadien des Unterrichts, wenn die Ideen hervorbrechen sollen, macht sich der große Unterschied ihrer Begabung geltend. Dieser Vergleich trifft hier nicht zu, weil zweifellos die Slawen zu den begabtesten unter den arischen Stämmen zählen. Allein die Sitten der Mongolen, welche sich nicht scheuten, das Fleisch erschlagener und selbst auch nicht erschlagener Feinde zu essen, waren überaus roh, und es lässt sich leicht ermessen, welche Wirkung den unabänderlichen Gesetzen der Kulturentwicklung zufolge die Herrschaft dieser Barbaren auf das russische Volk ausüben musste. Eine allgemeine Kurturverwilderung, ein gewaltsames Zurückdrängen der kaum entfalteten Kulturansätze, die durch die Not erzwungene Ausbildung mancher bösen Eigenschaft, welche einen späteren Aufschwung hintanhalten mussten, waren die unausweichlichen Konsequenzen. Manches Asiatische eigneten sich die Russen auch durch die Blutsverbindungen an, welche sie mit den Beherrschern und Nachbarn schlossen. Manche Mongolin hat als Hausfrau in einem russischen Palast gesessen, und es gibt heute noch in Russland sehr vornehme Familien, welche sich ihrer Herkunft aus einer Mongolenhorde rühmen, wenngleich die Masse des Volkes sicher nicht mongolisiert wurde. Zweifellos hat aber die mongolische Herrschaft den Russen ihren Stempel aufgedrückt. Die materielle und geistige Kultur war damals in Russland schwer geschädigt, schwerer vielleicht noch als jene des Altertums durch den Einbruch der Germanen.

Erst als innere Zwietracht und Timurs Waffenglück die Macht der Goldenen Horde gebrochen, gelang es dem Großfürsten Iwan Wasiljewitsch dem Großen (1462—1505) von Moskau, wohin sein Großvater Iwan nach der Einnahme Kiews durch die Litauer seine Residenz verlegt hatte, sein Reich von der Zinspflicht zu befreien und durch glückliche Kriege nach allen Seiten hin auszudehnen. Durch die Anlegung fester Städte an der Ostgrenze sollten in Zukunft feindliche Einfälle abgehalten und neue Eroberungen angebahnt werden. Die reiche, dem Hansabunde angehörende Handelsstadt Nowgorod, der es gelungen war, sich der russischen Herrschaft zu entziehen, ein republikanisches Gemeinwesen zu begründen und ihre Freiheit durch eine starke Bürgermacht Jahrhunderte lang zu behaupten, wurde unterworfen, ihrer Rechte beraubt und eine Anzahl ihrer Bürger nach anderen Städten verpflanzt (1478); das tatarische Fürstentum Kasan musste an den Großfürsten von Moskau Zins bezahlen; selbst Litauen fühlte, dass ein neuer Geist über Russland gekommen. Iwans Vermählung mit einer Nichte des letzten christlichen Kaisers in Konstantinopel öffnete der byzantinischen Bildung einen Weg in das Russenreich und lenkte die Blicke seiner Herrscher auf das Oströmische Reich, dessen zweiköpfigen Adler Iwans in das russische Wappen aufnahm und dadurch seinen Nachfolgern die Pflicht auferlegte, den Byzantinischen Staat als das rechtmäßige Erbe der russischen Fürsten anzusehen und darnach zu handeln. Seit der Eroberung Konstantinopels durch die Türken wurde der russische Metropolit (später Patriarch) von den einheimischen Bischöfen gewählt und somit auch die kirchliche Unabhängigkeit errungen. Iwan war nicht bloß ein gewaltiger Eroberer, er war auch Gesetzgeber und Staatsordner. Um künftigen Erbfolgekriegen vorzubeugen, traf er Verfügungen über Thronfolge und Einheit und Unteilbarkeit des Reiches; und um unter seinem barbarischen Volke den Keim der Kultur zu pflanzen, ließ er Handwerker und Bauleute aus Deutschland und Italien kommen. Der zum Schutze seiner Hauptstadt Moskau angelegte Kreml zeugt von seinem großartigen Sinn.

Iwans Enkel, Iwan Wasiljewitsch II., zubenannt der Schreckliche (1533— 1584), der sich zuerst den Titel eines Zaren oder „Selbstherrschers aller Reußen" beilegte, schritt auf den blutigen Pfaden des Ahnherrn fort und suchte durch die nämlichen Mittel Russland zu vergrößern, aber auch zu kultivieren. Er zog deutsche Handwerker, Künstler und Gelehrte in das Land, legte Buchdruckereien an und schloss mit der Königin Elisabeth, nachdem von England aus der Seeweg nach Archangel entdeckt worden, einen Handelsvertrag. Er eroberte Kasan und Astrachan, dehnte sein Reich bis zum Kaukasus aus und traf Anstalten zur Erforschung und gänzlichen Unterwerfung Sibiriens. Im Innern schritt Iwan über die Erde wie ein zermalmender Orkan, um jeden Widerstand im Keime zu ersticken. Vor seinem Geiste und Willen zitterte das ganze Haus und Volk. Durch Errichtung der Schützenschar der Opritschniki (Strelitzen) legte der schreckliche Iwan den Grund zu einer stehenden Kriegsmacht. In seinem ganzen, mitunter furchtbaren, im Allgemeinen jedoch für die Kulturentwicklung in Russland segensvollen Wirken erinnert er lebhaft an Ludwig XI., der in Frankreich Ähnliches mit ähnlichen Mitteln vollbrachte. Aber noch über ein Jahrhundert verfloss, ehe die Barbarei völlig aus Russland wich; aller Handel war in den Händen der Hanseaten, besonders der Lübecker; es fehlte jede Spur der Grundstoffe, aus welchen die abendländischen Staaten erwachsen sind. Mit Iwans Sohne Feodor erlosch der Rurik'sche Mannsstamm, nachdem der Umfang des Russischen Reiches seit der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts von 18.000 auf 100.000 Quadratmeilen gestiegen war.

Es trat nun eine Zeit der Gesetzlosigkeit und Gewalttat ein. Der von den russischen Bojaren zum Zar erhobene Boris war ein gerechter, auf Hebung des Handels und der Kultur bedachter Fürst; als aber ein entlaufener Mönch Gregorius sich für den längst nicht mehr unter den Lebenden weilenden Bruder Feodors, Demetrius, ausgab und mit Hilfe der Polen einen Teil von Russland in seine Gewalt brachte, verlor Boris den Mut und tötete sich durch Gift. Die Polen besetzten hierauf Moskau nebst dem Kreml und waren ihrem Schützling behilflich, die Zarenwürde an sich zu reißen. Mit der Ermordung des Sohnes von Boris begann die Regierung des falschen Demetrius (1605— 1606), doch dauerte die Herrschaft des Betrügers nur dreizehn Monate, denn ein Aufruhr kostete ihm bald das Leben. Nunmehr trat eine völlige Anarchie ein, während welcher noch eine Menge falscher Demetrius die Nation äfften, die Großen haderten und die Polen und Schweden ihre Grenzen gegen Russland hin erweiterten. Endlich, müde der Verwirrung, ermannten sich die Bojaren und vereinigten sich 1618 zur Wahl des siebzehnjährigen Michael Romanow, eines Sohnes des geachteten Metropoliten von Moskau und mütterlicherseits Abkömmlings des alten Zarenhauses. Ein aus Adel, Klerus und Städteabgeordneten gebildeter Reichstag entwarf ein Staatsgrundgesetz, wonach Michael für sich und alle seine Nachkommen unumschränkte Zarengewalt erhielt. Mit ihm beginnt das Romanow'sche Regentenhaus, dem Russland seine Größe und Ausbildung zur europäischen Großmacht verdankt. Michaels Mäßigung und Friedensliebe waren sehr geeignet, die inneren Wunden zu heilen. Er ordnete die Grenzen durch Friedensschlüsse mit Polen und Schweden, und musste damals auch manche Eroberung diesen mächtigen Nachbarn überlassen bleiben, die Russen nahmen später doch Alles zurück. Schon Michaels Sohn, Alexei (1645—1676), erwarb von den Polen Smolensk, Severien und andere Orte, und brachte die streitbaren, wohlberittenen Kosaken zur Anerkennung der russischen Oberhoheit. Zugleich eröffnete er Handelswege nach Persien und China über Sibirien und die Wolga hinauf, hob die innere Betriebsamkeit und begünstigte europäische Kultur. Sein Sohn Feodor tat einen großen Schritt zur kaiserlichen Allgewalt durch Vernichtung der Geschlechtsregister, auf denen die Ansprüche der Adelsfamilien beruhten. Nach seinem Tode änderten die Streichen durch einen Aufstand die von Feodor getroffene Thronfolgeordnung und übertrugen dem älteren, aber schwachsinnigen Bruder Iwan die Herrschaft und seiner Schwester Sophie die Mitregentschaft. Als aber Peter, Alexeis jüngster Sohn, das siebzehnte Jahr erreicht hatte, riss er die Gewalt wieder an sich und führte mit starker Hand die Alleinherrschaft, die sich durch die gewaltsame Unterdrückung der alten Friedensstörer, der Streichen, Raum für eine neue Staatsordnung schuf.

Die Leistungen des jungen Zaren, der als Peter der Große (1689 — 1725) sich unsterbliche Lorbeeren auf allen Gebieten sammeln sollte, sind zu allgemein bekannt, um hier näher darauf einzugehen. Sie lassen sich in kurzen Worten dahin zusammenfassen, dass sein Streben dahin ging, das Russische Reich aus einem asiatischen, wie es bisher gewesen, in einen europäischen Staat umzuwandeln. Diesem Ziele widmete er in Krieg und Frieden die ganze Kraft feines Lebens, und wenn es auch unbestritten ist, dass trotz Alledem Peter selbst in Sitte, Denkungsart und Herrscherweise wild und rau wie seine Zeit blieb, was mitunter zur Herabsetzung seiner geschichtlichen Bedeutung ausgebeutet wird, so lässt sich ihm doch die Anerkennung nicht versagen, dass er für die Kulturentfaltung mehr geleistet hat als mancher hochzivilisierte Staatsmann. Bei seinem Tod hatte der Zar, der den Kaisertitel angenommen, seinem Reich blühende, kultivierte Länder erworben, seiner neugegründeten Seemacht zwei Meere erschlossen, die wenig bevölkerte Provinz Ingermannland durch erzwungene Übersiedelung volkreich gemacht, Petersburg, das der europäischen Kultur näher lag als Moskau, zum Sitze der Regierung und zur Hauptstadt des Reiches erhoben und durch großartige Anlagen und Bauwerke in Aufschwung gebracht. Durch Anlegung von Kanälen und Landstraßen erleichterte Peter den inneren Verkehr seines unermesslichen Reiches; mit den Seestaaten des Auslandes wurden direkte Handelsverbindungen angeknüpft, zu dem Ende Seehäfen angelegt und die Schifffahrt befördert. Gewerbe und Manufakturen erfreuten sich besonderer Begünstigungen und neu geschaffene Bergwerke förderten den inneren Reichtum des Landes zu Tage, sodass Russland trotz der vielen und schweren Kriege sich in blühender Finanzlage befand. Auch die Verwaltung des Reiches gewann durch Peter eine neue Gestalt. Unter seinen Neuerungen war aber keine erfolgreicher als die Aufhebung des Patriarchats und die Ernennung der heiligen Synode zur obersten Kirchenbehörde, welche vom Kaiser, ihrem Präsidenten, Verhaltungsbefehle empfing. Von nun an stand in Russland die Kirche, ihre unantastbaren Dogmen ausgenommen, unter dem Patronat des Monarchen.

Peters des Großen Tod führte eine Reihe schwankender Regierungen und stürmischer Thronwechsel herbei, die an die Kaiserzeit von Rom und Byzanz erinnern. Auf Peters Gemahlin, Kaiserin Katharina I. (1725 — 1727), folgte Peter II. (1727—1730) und diesem die Kaiserin Anna (1730— 1740), unter deren immerhin glorreicher Regierung die am Hofe herrschenden lockeren Sitten die Anfänge einer Favoritenherrschaft begünstigten, die sich zu jener Zeit in Russland eben so einbürgerte wie in Frankreich das Maitressenwesen. Nach Iwans kurzer Regierung bemächtigte sich Peters des Großen jüngste Tochter, Elisabeth (1741—1762), der höchsten Herrschergewalt. Als die Kaiserin starb, bestieg ihr Neffe Peter III. den Thron, aber nur um schon nach sechs Monaten einem Aufstande zum Opfer zu fallen. Seine Gemahlin war es nun, welche die Geschichte nicht mit Unrecht als die große Katharina II. feiert. Huldigte zwar auch sie in ausgedehntem Maße dem Günstlingswesen, wodurch die Staatseinkünfte oft bedeutend litten, so wogen ihre ausgezeichneten Herrschergaben, ihr vorurteilsloser Sinn und ihr hoher Geist diese Fehler wieder reichlich auf, und nächst Peter dem Großen dankt Russland unstreitig ihr den meisten Kulturfortschritt. Katharinas Sohn, Kaiser Paul, bestieg nun den Thron und verwickelte alsbald Russland zu Gunsten der gestörten Legitimität und Wiederherstellung der alten Zustände in einen Krieg mit Frankreich, indem es sich den Gegnern Napoleon Bonapartes anschloss, eine Stellung, der Russland auch treu blieb, nachdem 1801 eine Palastrevolution dem Leben Kaiser Pauls ein Ende gemacht und sein Sohn als Alexander I. zum Kaiser ausgerufen worden war. Die erste Hälfte der Regierung dieses edlen und liberalen Monarchen, der in den Ostseeprovinzen die Leibeigenschaft aufhob und dem Königreich Polen eine selbstständige Verwaltung gab, wurde völlig durch die Kämpfe gegen den Franzosenkaiser ausgefüllt. Nach dem Falle Napoleons bildete Russland eins der wichtigsten Mitglieder der sogenannten „Heiligen Allianz", und der 1825 zu Taganrog am Asow'schen Meere schnell und unerwartet erfolgte Tod des Kaisers beraubte diesen Bund seiner kräftigsten Stütze. Es ergriff nunmehr sein zweiter Bruder Nikolaus, da der ältere, Konstantin, schon früher dem Throne entsagt hatte, das russische Zepter, nach Unterdrückung einer Militärverschwörung, die angeblich auf Übertragung der Krone an Konstantin und auf Beschränkung der unumschränkten Zarengewalt durch konstitutionelle Formen gerichtet war, die aber, da sie keinen Rückhalt im Volke hatte, scheitern musste. Mit derselben Entschlossenheit, Kraft und Energie, womit er der weitverzweigten Verschwörung Meister geworden, führte Kaiser Nikolaus seitdem die Zügel der Herrschaft nach außen und innen, gleich einem Imperator von altrömischem Schlage. Die liberalen Grundsätze seines Vorgängers fanden wenig Gnade in feinen Augen, vielmehr erhob er den Konservatismus in seiner unmittelbarsten Gestalt zum ausschließlichen Regierungsprinzipe. So streng religiös der Kaiser selbst war, ebenso eifrig war auch fein Bestreben, die bevorrechtete Stellung der orthodoxen Kirche im Orient aufrecht zu erhalten, und so forderte er von der Pforte durch einen Vertrag Bürgschaft für deren gefährdete Rechte. Infolge der Weigerung der Türkei, die sich auf die Westmächte, besonders auf England und Frankreich stützte, entstand denn auch der für Russland unheilvolle Krimkrieg, welcher mit seinen Unglücksfällen dem stolzen Monarchen nach einer dreißigjährigen Regierung den Todesstoß gab; er starb am 2. März 1855. Sein Sohn und Nachfolger, der jetzt regierende Kaiser Alexander II., ein milder, friedliebender Monarch, bestieg den Kaiserthron zu einer schweren Zeit. Weder er noch sein Volk schrien um Rache gegen ihre Feinde — „la Russie ne boude pas, mais elle se recueille", wie der Kanzler Fürst Gortschakow treffend sagte — sie suchten aus dem erlittenen Schaden Lehren für die Zukunft zu ziehen und, Dank der russischen Beharrlichkeit, der Phönix hat sich aus seiner Asche erhoben. Dem Kaiser galt es vor Allem, das ererbte Reich zum Boden eines wichtigen Aufstrebens zu machen, wo der Fortschritt in Förderung des Volkswohles und Bildung des Volksgeistes bestehen sollte. Kaiser Alexander riss die Scheidewände nieder, welche Russland noch von den übrigen Staaten Europas trennten, und vertauschte das Prohibitivsystem gegen die mildere Form der Schutzzölle. Dampfschifffahrt- und Handelsgesellschaften nahm der Kaiser in seinen besonderen Schutz, und unter seiner Ägide bedeckt sich Russland mit einem stattlichen Netz von Eisenbahnen. Zugleich wurden in Asien dem Verkehr und Warenumsätze neue Wege geschaffen. Aber auch auf anderen Gebieten regte sich unter Alexander II. ein neuer Geist; er zeigte sich in der religiösen Toleranz und mehr noch in den wirksamen Maßregeln zur Beförderung der Volksaufklärung. Die eingreifendste Reform aber fand auf sozialem Gebiete statt durch die Aufhebung der Leibeigenschaft und Gründung freier Bauerngemeinden mit Grundeigentum, eine Maßregel, welche eine vollständige Umwälzung in allen sozialen, finanziellen und wirtschaftlichen Verhältnissen des Staates herbeizuführen geeignet war. Gegenwärtig wandelt Russland auf den Bahnen eines ruhigen, aber sicheren Fortschrittes und rechtfertigt in jeder Beziehung das Wort jenes Diplomaten, welcher sagt:

"Russland ist ein Land der Zukunft."

031 Archangelsk

031 Archangelsk

032 Kloster Ssolowetzk

032 Kloster Ssolowetzk

033 Nordlicht

033 Nordlicht

034 Karte von Nowaja-Semlja

034 Karte von Nowaja-Semlja

035 Walrosse

035 Walrosse

036 Eisberge

036 Eisberge

037 Möwen

037 Möwen

038 Taucher

038 Taucher

039 Eidergänse

039 Eidergänse

040 Delphine_

040 Delphine_

040 Delphine

040 Delphine

041 Russische Post

041 Russische Post

042 Die Kathedrale zur heiligen Sophie in Nowgorod

042 Die Kathedrale zur heiligen Sophie in Nowgorod

043 Iwan der Schreckliche

043 Iwan der Schreckliche

044 Tarantasse_

044 Tarantasse_

044 Tarantasse

044 Tarantasse

045 Bauer in Wintertracht

045 Bauer in Wintertracht

046 Bauernstube

046 Bauernstube

047 Großrusssin

047 Großrusssin

048 Dorfmusikant

048 Dorfmusikant

049 Moskau, Kreml

049 Moskau, Kreml

050 Moskau, Turm des heiligen Tores

050 Moskau, Turm des heiligen Tores

051 Moskau

051 Moskau

052 Moskau, Kronen und Thronsessel in der Schatzkammer

052 Moskau, Kronen und Thronsessel in der Schatzkammer

053 Moskau, Der Turm Iwan Welikis

053 Moskau, Der Turm Iwan Welikis

054 Moskau, Die Zarenglocke

054 Moskau, Die Zarenglocke

055 Puchkin, Alexander Sergejewitsch (1799-1857)

055 Puchkin, Alexander Sergejewitsch (1799-1857)

056 Lermontow, Michael Jurjewitsch (1814-1841)

056 Lermontow, Michael Jurjewitsch (1814-1841)

057 Moskau, Roter Platz

057 Moskau, Roter Platz

058 Russen auf der Straße

058 Russen auf der Straße

059 Turgenjew, Iwan Sergiewitsch (1818-1883)

059 Turgenjew, Iwan Sergiewitsch (1818-1883)

060 Moskau, Palmsonntag

060 Moskau, Palmsonntag

061 Moskau, Teeschenke

061 Moskau, Teeschenke

062 Kloster Troitza bei Moskau

062 Kloster Troitza bei Moskau

063 Russland, bettelnder Pilger

063 Russland, bettelnder Pilger

064 Russland, Der Patriarch Nikon

064 Russland, Der Patriarch Nikon

065 Russland, Ein Altgläubiger

065 Russland, Ein Altgläubiger

066 Russland, Ein Hausierer

066 Russland, Ein Hausierer

067 Posthaus Orlowsk, letzte Station vor Nischni-Nowgorod

067 Posthaus Orlowsk, letzte Station vor Nischni-Nowgorod

068 Nischni-Nowgorod

068 Nischni-Nowgorod

069 Messe in Nischni-Nowgorod_

069 Messe in Nischni-Nowgorod_

069 Messe in Nischni-Nowgorod

069 Messe in Nischni-Nowgorod

070 Dorf an der Wolga

070 Dorf an der Wolga

071 Kirche in Kostroma

071 Kirche in Kostroma

072 Partie am Ufer der Wolga

072 Partie am Ufer der Wolga

073 Kasan

073 Kasan

074 Tatarische Kindergruppe

074 Tatarische Kindergruppe

075 Tschuwaschen

075 Tschuwaschen

076 Karamsin, Nikolaus (1766-1826) russischer Historiker

076 Karamsin, Nikolaus (1766-1826) russischer Historiker

077 Tatarenschiff auf der Wolga

077 Tatarenschiff auf der Wolga

078 Schiffer an der Wolga

078 Schiffer an der Wolga

079 Kirgise

079 Kirgise

080 Astrachan

080 Astrachan

081 Störfang bei Astrachan

081 Störfang bei Astrachan

082 Andreaskirche in Kiew

082 Andreaskirche in Kiew

083 Bauernkinder in Kleinrussland

083 Bauernkinder in Kleinrussland

084 Trappe

084 Trappe

085 Die Lawra von Petschersk

085 Die Lawra von Petschersk

086 Die Höhlengruft des Chronisten Nestor

086 Die Höhlengruft des Chronisten Nestor

087 Kloster St. Michael in Kiew

087 Kloster St. Michael in Kiew

088 Eine Kosakenschildwache

088 Eine Kosakenschildwache

089 Kosaken

089 Kosaken

090 Kosaken nach der Scheibe schießend

090 Kosaken nach der Scheibe schießend

091 Kosakentypus

091 Kosakentypus

092 Poststation in der Steppe

092 Poststation in der Steppe

093 Brunnen in der Steppe

093 Brunnen in der Steppe

094 Wanderheustrecke

094 Wanderheustrecke

095 Odessa

095 Odessa

096 Mennonitengehöft

096 Mennonitengehöft

097 Bauern in Bessarabien

097 Bauern in Bessarabien

098 Ein Zimmer wohlhabender Bauern

098 Ein Zimmer wohlhabender Bauern

099 Grenzbauernwohnung

099 Grenzbauernwohnung

100 Ochsenfuhrwerk in der Steppe

100 Ochsenfuhrwerk in der Steppe

101 Tatarenwohnung

101 Tatarenwohnung

102 Lager der englischen Truppen

102 Lager der englischen Truppen

103 Mausoleum in Bachtschi-Sarai

103 Mausoleum in Bachtschi-Sarai

104 Fürst Mentschikoff

104 Fürst Mentschikoff

105 Tataren von der Südküste der Krim

105 Tataren von der Südküste der Krim

106 Ländliche Wohnung in der Krim

106 Ländliche Wohnung in der Krim

107 Zigeunerfamilie in der Krim

107 Zigeunerfamilie in der Krim

108 Moschee im Palast der Tatarenkhane zu Bachtschi-Sarai

108 Moschee im Palast der Tatarenkhane zu Bachtschi-Sarai

109 Karaiten und Tataren

109 Karaiten und Tataren

110 Karaiten- und Tatarenfrauen

110 Karaiten- und Tatarenfrauen

111 Inkerman

111 Inkerman

112 Balaklawa

112 Balaklawa

113 Schloss des Fürsten Woronzow in Alupka

113 Schloss des Fürsten Woronzow in Alupka

114 Inneres eines Karaitenhauses

114 Inneres eines Karaitenhauses

115 Polnisches Fuhrwerk

115 Polnisches Fuhrwerk

116 Polnische Insurgenten

116 Polnische Insurgenten

117 Der Wisent

117 Der Wisent

118 Polnische Juden

118 Polnische Juden

119 Erntefest in Polen

119 Erntefest in Polen

120 Polnische Bauern

120 Polnische Bauern

alle Kapitel sehen