Übersiedelung der Familie Tolstoi nach Moskau

Um den beiden ältesten Söhnen eine bessere Ausbildung zu ermöglichen, siedelte die Familie Tolstoi im Herbste des Jahres 1836 nach Moskau über. Von dieser Reise an rechnet Tolstoi seine Knabenzeit und gibt dafür folgende feinsinnige Erklärung (im „Knabenalter“): „Ist es dir einmal begegnet, Leser, zu einem bestimmten Zeitpunkt deines Lebens plötzlich wahrzunehmen, dass dein Blick auf die Dinge sich völlig geändert hat, gleich als ob alle Gegenstände, die du bis jetzt erschautest, sich dir nunmehr mit einer anderen, noch unbestimmten Seite zuwendeten? Eine solche Veränderung ging zum ersten Male in mir vor zur Zeit unserer Reise, von der ich darum auch den Beginn meiner Knabenzeit rechne. Mir kam da zum ersten Male der klare Gedanke in den Kopf, dass nicht wir allein, das heißt unsere Familie, auf der Welt leben, dass nicht alle Interessen sich um uns drehen, dass es vielmehr auch noch ein anderes Leben gibt von Menschen, die nichts mit uns gemeinsam haben, die sich nicht um uns kümmern, ja nicht einmal einen Begriff von unserem Vorhandensein haben. Zweifellos wusste ich das alles auch schon früher, aber ich wusste es nicht so, wie ich es jetzt erfuhr, ich erkannte es nicht, ich fühlte es nicht!“

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Das heutige Russland 1 - Tolstoi